Kultur pur in Aix-en-Provence

© 2017, Foto: Eva-Maria Koch

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Alljährlich an Ostern werden an den berühmten Festspielorten der Welt Klassikfestivals inszeniert. In Aix-en-Provence spielt nun das fünfte Jahr in Folge die Crème de la Crème der Klassikmusik in neugebauten Kulturstätten, zu denen neben dem Grand Théâtre de Provence weitere Spielstätten zählen.

Renaud Capuçon, begnadeter Violonist mit Welt-Renommée, rief dieses ins Leben, tatkräftig von Mäzenen unterstützt. Sein Bruder, der ebenfalls berühmte und begnadete Cellist Gautier Capuçon ist neben weiteren Berühmtheiten selbstverständlich „mit von der Partie“. Er bezauberte unser Berliner Publikum bereits 2016, als er beim „Young European Classic“ Festival junge Franzosen auf der Bühne begleitete.

Im Konzert „Renaud Capuçon and Friends“ hat der sympatische Renaud seine Freunde eingeladen, die witzige, charmante Sopranistin Julie Fuchs aus Avignon, François Lambret und Nicolas Angelich am Piano, Gerard Caussé – Bratsche und Gautier Capuçon – Violoncello. Zuerst singt die bezaubernde Julie Fuchs mit ihrem kristallklaren Sopran Arien von Rossini, Mozart, Léhar und Oberfeld. Sie bezirzt das Publikum und flirtet mit ihren Mitspielern mit französischem Charme – es ist eine wahre Freude! Nach der Pause wird das Quattuor No. 1, op. 25 von Johannes Brahms gespielt – ein Hochgenuss und herzergreifend, mit welch meisterhaftem Spiel und vor allem Zusammenspiel dieses in Szene gesetzt wird.

Am darauffolgenden Abend spielt Renaud Capuçon zusammen mit dem weltberühmten Schweizer Dirigenten Charles Dutoit und dem Royal Philharmonic Orchesta Hector Berlioz (Ouverture Le Carneval Romain, op. 9) und Felix Mendelssohn-Bartoldy (Concerto pour violon en mi mineur, op. 64).

Renaud Capuçon spielt brilliant-magnetisierend und allen im Publikum geht sein Spiel unter die Haut und erzeugt Gänsehautgefühl. An den Stellen, wo er solo spielt, könnte man eine Stecknadel auf den Boden fallen hören, so hypnotisiert ist das Publikum von seinem unglaublich begnadeten, meisterlichen Spiel. Es ist einfach überwältigend und von niemandem in der Welt zu toppen, hierin sind sich alle einig! Dutoit dirigiert das Royal Philharmonic Orchesta dann nach der Pause solo zu Antonín Dvořák’s Symphonie No. 9 en mi mineur, op. 95 „Du nouveau Monde“. Das Publikum gibt stehende Ovationen.

Wer an kommenden Oster- oder Sommerfestivals teilnehmen möchte, erreicht Aix-en-Provence sehr gut über den Flughafen von Marseille mit Überlandbus-Anbindung (Cars Phocéens). Zwar hat der diesmal zu frische April 2017 auch vor dem „Midi“ nicht halt gemacht und der Mistral blies dazu, aber ein Sommertag war auch zu verzeichnen – was wohl eher die Regel bei den übrigen Festivals.

Aix-en-Provence – Kultur pur

© 2017, Foto: Eva-Maria Koch
© 2017, Foto: Eva-Maria Koch

Die geschichtsträchtige, trotzdem junge Universitätsstadt Aix-en-Provence mit seinem südfranzösischen Flair bietet auch tagsüber ein reichhaltiges, anregendes Programm, gut mit den öffentlichen Bussen oder auch zu Fuß zu bewältigen. So fasziniert als Erstes der brunnenreiche „Cours Mirabeau“, eine mit hohen, prächtigen Plantanen bepflanzte Prachtstraße, die zum Bummeln einlädt. In Straßencafé-Restaurants wie dem berühmten „2 Garçons“ lässt sich das bunte Treiben gut bei Vin Rosé und einer Platte „Fruits de Mer“ beobachten. Wer von den über 600 Käsesorten Frankreichs probieren will, dem empfiehlt sich die benachbarte „Fromagerie du Passage Agard“. Auch die Altstadt-Gässchen von Aix-en-Provence sind mehr als sehenswert, eine Führung empfiehlt sich.

An den verschiedenen Plätzen der Stadt (Place de la Rotonde, Place Richelm, Place de l’hôtel de ville) finden pittoreske Obst- und Blumenmärkte statt, am Samstag entlang des Cours Mirabeau ein typisch provençalischer Wochenmarkt mit Obst, Gemüse, Kleidung, Tischdecken, Mitbringseln und vielem anderen mehr.

Sicherheit geht vor

Der öffentlichen Sicherheit und der der Touristen wird sichtbar Rechnung getragen! In Vierertrupps laufen Soldaten mit Maschinengewehren herum, von bewaffneten Polizisten bewachte Betonhindernisse vor dem Cours Mirabeau verhindern ungewolltes Eindringen auf den Boulevard von potentiellen Lastwagenattentätern. Den Tourismusbähnchen und kleinen Bussen fahren Polizeiautos hinterher. Es ist jedoch nicht störend, sondern ganz im Gegenteil beruhigend – dem Terrorismus von heute muss überall Rechnung getragen werden. Für Sicherheit in Frankreich ist gesorgt.

Atelier Césanne, Picasso, Museen und Galerien

Der Maler Paul Cézanne, Sohn der Stadt, hat überall seine Spuren hinterlassen. So ist sein Atelier zu besichtigen in seinem ehemaligen Haus. Im einstündigen, lebendigen Erzählen einer Mitarbeiterin wird der Maler zum Leben erweckt. Danach schnell zum Hôtel Caumont Centre d’Art. Das museale Haus an sich ist schon eine Sehenswürdigkeit mit seiner noblen, französischen Architektur. Die Innenräume des Hotels sind voller antiker Möbel. Eine Ausstellung über Marylin Monroe bezaubert aktuell. In einem Kinosaal läuft in einer Dauerschleife ein sehenswerter Film über Paul Cézanne, von dem Picasso sagte: „Was wäre ich ohne ihn!“

Picasso, auch er überall! Im Musée Granet und in der nicht weit entfernten Chapelle des pénitents blancs dürfen die reichhaltig vorhandenen Picassobilder und Werke anderer Meister sogar fotografiert werden. Von Cézanne sind der Stadt leider nicht viele Werke erhalten geblieben – er brilliert in den renommiertesten Museen der Welt.

Wer noch mehr „Hunger“ auf Kultur hat, dem sei die Fondation Vasarély wärmstens zu empfehlen, mit den öffentlichen Bussen gut zu erreichen. Das von Vasarély konzipierte Haus besteht aus einer wabenförmigen Struktur – in jeder der Alveolen hängen meterhohe umwerfende Vasarely-Werke. Leider hat Vandalismus und der „Zahn der Zeit“ stark an allem „genagt“, so dass die Alveolen paarweise renoviert werden. Einige sind schon wieder ganz gut „in Schuss“, andere sind nicht begehbar wegen Baugerüsten, man kann jedoch trotzdem einen Blick auf die Werke erhaschen. Die Fondation ist nicht „flüssig“, so dass die Renovierungsmaßnahmen sich leider seit Jahren hinziehen, aber erfolgreich.

Aix-en-Provence ist eine wahre Schatztruhe und Augenweide. Sie bietet Römerkultur und Thermalquellen. Daher der Name Aix, der sich vom Lateinischen Aqua ableitet und Wasser bedeutet. Die südfranzösische Lebensart und Savoir vivre springt in der Woche und an einem langen Wochenende auf Reisende über. Vor allem im Sommer, wenn alljährlich in Aix-en-Provence das internationale Lyrikfestival mit Opern aller Art stattfindet. Spätestens dann, wenn die Sonne schön scheint, lassen sich noch weitere antike und zeitgenössische Kulturstätten erkunden. Die Auswahl ist riesig. Vive la culture – vive la France!

Unterstützungshinweis:

Die Recherche wurde unterstützt von Office de Tourisme d’Aix-en-Provence.

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