Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). In einer Gemeinschaftsausstellung im Haus am Mierendorffplatz wird Kunst von Florian Ramm, Leo Menzel und Leola Großklaus ausgestellt. Vom 1.7. bis Ende Juli. Der Eintritt ist frei, aber der Besuch nur nach Vereinbarung möglich. Die Kernzeit ist zwar von Montag bis Freitag von 10-18 Uhr, doch wird der Raum manchmal auch anders genutzt. Um niemanden 2 Stunden oder länger auf Einlass warten zu lassen, reicht ein Telefonanruf, um einen möglichen Termin zu vereinbaren. Die Ausstellung ist nicht sehr groß, wie alle Ausstellungen in dieser kleinen Galerie. Aber es fand eine Vernissage statt. Am 5.7’24 um 19 Uhr. Leider konnten wir die Ausstellung nicht vorher ankündigen. Viele hätten jedoch zu diesem Termin keine Zeit gehabt, denn er lag zeitgleich mit dem Beginn der 2. Halbzeit beim letzten Deutschlandspiel der Fußball-EM der Herren. – Es geht um Kunst und Inklusion. Diesmal auf der Staffelei und an der Wand: Purer Expressionismus.
Dass das Viertelfinalspiel gegen Spanien in Stuttgart das letzte werden würde, wussten natürlich nur Hellseher und Eingeweihte. Aber trotzdem stieß es überall auf großes Interesse. Umso so überraschter waren wir, dass die Galerie brechend gegen 20 Uhr voll war. Und uns wurde gesagt, dass es zu Anfang noch voller war. Nun, Kunst ist jedenfalls wenigstens meist nicht so vergänglich wie der Erfolg beim Fußball. Das allein ist schon sehr attraktiv – und dass sich soviele Leute für Kunst interessieren, selbst wenn eine massiv angekündigte Veranstaltung simultan stattfindet, ist ein gutes Zeichen.
Florian Ramm
photographiert. Und er malt. Dass er hier an erster Stelle steht, hat in erster Linie alphabetische Gründe. Doch wenn wir nach einem Lieblingsbild gefragt würden, wäre es das große links. (Die Bilder tragen keine Titel.)
Unser Photo zeigt drei Bilder von Florian in der Gemeinschaftsausstellung von Florian, Leo und Leola. Sie hängen an der Ostwand und in der angrenzenden Ecke. Es gibt in der Ausstellung noch mehr Bilder von ihm.
Leo Menzel
ist voller Lebensfreude und gibt gern ein kleines Interview. Er freut sich jede Woche riesig auf den Samstag, den samstags wird gemalt. Seine Spezialität sind Striche und Geraden. Mehrere Striche, gemeint sind senkrechte Pinselstriche, vereinen sich zu einer wohlgeformten Fläche. Sie erinnert uns – pardon – an Spargel. Vielleicht kam die Assoziation durch die gerade beendete Saison. Mehrere Spargel nebeneinander ergeben eine durchaus harmonische Komposition.
Auf manchen Bildern gesellen sich Flächen von Geraden – gemeint sind waagerechte Pinselstriche hinzu. Diese Cluster scheinen ein wenig unruhiger zu sein. Ein Spargel bewegt sich ja auch nicht im Wind wie ein Getreidehalm. Das waagerechte Wasser auf dem Meer, See oder Teich jedoch schon. In jeder Wasserwaage ist ja Wasser verbaut, das genau die Waagerechte anzeigt. Sie entspricht dem Horizont auf dem Meer, weswegen sie ja auch Horizontale heißt.
Die Pinselstriche sorgen für Ausgleich. Doch was uns wirklich begeistert sind die Farben. Auch wenn die „Spargel“ natürlich nicht spargelfarben sind – außer die grünen sehr bedingt, findet Leo immer Farben, die Harmonie ausstrahlen. Der Künstler scheint mit sich im Reinen zu sein und strahlt unübersehbar viel Lebensfreude aus. In Brasilien gibt es davon auch viel, in Deutschland fällt Leo damit auf.
Leola Großklaus
haben wir nicht kennenlernen können. Sie ist auf dem Beitragsbild bei der Arbeit an einem Bild zu sehen. Aber wir konnten mit der Mutter sprechen, ein Glücksfall. Sie zeigte uns Leolas Werke in dieser Gemeinschaftsausstellung. Von ihr stammen zum Beispiel die Arbeiten an der Westwand. Ihre farbigen Arbeiten unterscheiden sich deutlich von denen der anderen beiden Künstler in dieser Gruppenausstellung. Schauen sie selbst. Der Juley ist schnell vorbei. Die Ausstellung geht den ganzen Monat über. Also vom 1. bis 31. Juli ’24. (2024.)
Und plötzlich ist da jemand, der einfach ein paar Eimer Farbe in dein Leben kippt und deine Welt wieder bunt macht.
unbekannt
Jutta
Poppe leitet die Gruppe. An dem Bild Lebensenergie haben die drei oben genannten und Jutta Poppe mitgemalt, die die Gruppe leitet. Es geht um Kunst und Inklusion.
Der Aushang zur Ausstellung enthält das Zitat „Und plötzlich ist da jemand, der kippt einfach ein paar Eimer Farbe in dein Leben und macht deine Welt wieder bunt.“ Das wir gerade zitierten. Oben in der Graphik ist das Zitat leicht verfremdet bzw. korrigiert. Man möge uns verzeihen. Erstens ist der Verfasser ja angeblich unbekannt. Zweitens kann es sich um Hörensagen handen (hear-say). Dann wäre eine wörtliche Wiedergabe schwierig. Und drittens leiden wir tatsächlich tagtäglich unter dem Trauma immer verfälschterer und falscherer Sprache. Deshalb haben wir – mit Verlaub – aus den Nebensätzen echte Nebensätze gemacht.
Hauptsätze und Nebensätze
Was in der Schule – „damals“, als wir zu Schule gingen – noch selbstverständlich war – Haupt- und Nebensätze zu unterscheiden, ist heute kaputt. „Typ end“ hieß es im Nebensatz. Gemeint war die Stellung des Tuwortes, des Verbes. Plappern Politiker und manchmal sogar kluge Leute auf der Bühne falsch vor und andere plappern nach. Vieles von unserer hier in der Bundesrepublik verbreiteten „Information“ stammt aus englischen Quellen. Die BBC war der Sender des größten Weltreiches, das die Welt jemals sah. Heute sind die Vereinigten Staaten von Amerika mächtiger. Während der Luftschlacht um Großbritannien verfolgten US-Amerikaner das Geschehen aus sicherer Ferne und lieferten Waffen. Auch danach. Nicht umsonst und nicht gratis. Viele Waffen. Für viel Geld. Das mussten die Briten später zurückzahlen. Obwohl die Engländer den Krieg gewannen, verloren sie ihr Weltreich. Um das Pfund ging in den Teich. Die Macht schwand. Kolonien wurden zu selbständigen Staaten.
Englisch aber blieb. Ob nun pavement oder sidewalk (Bürgersteig), subway oder underground (U-Bahn), egal. Unangenehm stößt auf: „He go“. Denn richtig ist nur „he goes“. Trotzdem darf sogar in der Popmusik falsches Englisch verbreitet werden. Sprachverfall ist Kulturverfall. England und Amerika sind davon nicht verschont.
Auch die Sprache der Nachrichtenagenturen dieser Welt- bzw. Großmächte ist englisch. Ohne Zweifel eine Weltsprache.
Die Sprache der EDV und der Rechner ist mittlerweile auch vorherrschend englisch. Während die Post noch französisch funktioniert und die Musik(-welt) italienisch spricht, sagt jetzt selbst in Deutschland, wo Konrad Zuse 1936 in Berlin den Rechner erfand, kaum noch jemand EDV (elektronische Datenverarbeitung). Stattdessen wird von IT gelabert (sprich Ai-Ti). Nicht ET (i-ti), der Außerirdische, sondern IT. Und während die Rechner auch in die USA anfänglich „Rechner“ hießen, wurde flugs das Wörtchen computer künstlich zusammengebastelt. Es hat inzwischen in Deutschland, dem Mutterland des Fußballs, Entschuldigung, dem Mutterland des Rechner nach Häufigkeit dem Rechner den Rand abgelaufen.
Wörter schleichen sich in den Vordergrund – auch wenn sie länger sind – und lassen einheimische aussterben
Einer der Gründe könnte KI sein (englisch ai, wie der Faulpelz). In den Agenturen, die die Nachrichten der Welt beherrschen, muss alles schnell gehen. Schnell vor richtig. Das soll keine Entschuldigung sein, sondern der Ansatz einer Erklärung. maschinelle Übersetzung ist schnell und falsch. Sie wird zwar jeden Monat besser. Aber viel einfach ist es doch, die unbequemen Sprachen der Länder, die immer schuld sind oder nicht mächtig genug, sich zu wehren – Frankreich wehrt sich mit der Academie francaise – „anzupassen“. Genug Dumme und Willige, die alles nachplappern, sind schnell und schon gefunden.
Dann heißt es nicht mehr: „Die Verwendung des Wortes ‚Rechner‘ ging weltweit zurück, nachdem die USA den Krieg gewonnen hatten.“ Oder: „Deutsch als Wissenschaftssprache ging trotz der Eigenschaft, genau beschreiben zu können, zurück, weil das Deutsche Reich den Krieg verloren hatte.“ Sondern “ Deutsch als Wissenschaftssprache verlor an Einfluss, weil [Kunstpause] das Deutsche Reich verlor den Krieg.“
Statt: „Sie können leider die Vernissage dieser Ausstellung nicht besuchen, weil sie vorbei ist.“ Heißt es häufiger: „Sie können […] die Vernissage dieser Ausstellung nicht besuchen, weil – sie ist vorbei.“
Eigentlich leitet „weil“ einen Nebensatz ein. In den falschen Sätzen nicht mehr, denn das Verb wird vorgezogen und dadurch entsteht ein weiterer Hauptsatz. Weil das Verb dann nicht mehr an der richtigen Stelle steht, entsteht ein Fehler und ein verquaster Halb-Hauptsatz. Nach englischen Muster.
Leo, Leola
und Florian. Nach diesem ernsten Hauptthema mit den Nebensätzen jetzt noch etwas Lustiges. Die Künstler und die Künstlerin mögen es verzeihen, wenn Wortspiele eines Wortspielers bei ihren Namen nicht enden. Daran ist nichts zu ändern. Gedruckt ist gedruckt. Jedenfalls besser, als immer nur geduckt.
Obwohl halt Onlinemagazine ohnehin nur gedruckt sind, wenn die Artikel ausgedruckt werden. Aber lassen wir das.
Leo und Leola – klingt das nicht toll? Gut, besser, am besten – Lee, Leo, Leola? Oder Leo, Leola, am leolasten? Nee. Damit wollen wir uns nicht belasten. Man denkt vielleicht bei Leola Großklaus auch an La Ola – die Welle. Im Stadion. Wenn man die Bilder von Leola Großklaus sieht, möchte man die große Welle machen. Eine große Welle. Für Leola Großklaus. Das passt doch!
Wenden wir uns Florian Ramm zu. Rammstein ist sehr beliebt, RAM-Steine sind in jedem Rechner. Von den Buchstaben her verbergen sich auch die Vornamen Flor (spanisch) und Rian in seinem Vornamen. Wir werden sehen, was noch alles in ihm steckt.
Leo Menzel haben wir nicht vergessen. Ob er mit Adolph von Menzel verwandt ist? Der Breslauer Künstler wurde 1815 geboren. Als Breslau ab 1867 zum Norddeutschen Bund gehörte und auch später im Deutschen Reich ab 1871, das eine sehr ähnliche Verfassung hat, war es die drittgrößte Stadt Preußens und auch die drittgrößte des Deutschen Reiches. Nach Berlin und Hamburg. Das schlesische Breslau liegt jedenfalls nicht in der Walachei! Trotzdem kam er nach Charlottenburg und Berlin, wo er 1905 mit 90 starb. Da war er weltbekannt. In der Kunst ist alles möglich. Menzel, Adolph Menzel, hängt auch in Charlottenburg, das bis 1920 ja eine Stadt war. Nicht irgendeine, die reichste Stadt Preußens! Seine Bilder waren oder sind im Schloss (Charlottenburg) und hängen z.B. auch in der Villa Oppenheim. Die wird heute als Museum des Großbezirks Charlottenburg-Wilmersdorf genutzt.
Purer Expressionismus – in LYRIK, Kunst und Literatur
Das Thema der drei ist purer Expressionismus, der Freude macht. Sie spielen mit Farben, wir mit Wörtern und Worten. Purer Expressionismus.
Purer Expressionismus – wann und wo?
Ort: Haus am Mierendorffplatz (HAM), Zeit: Juli ’24, (in der Zeit von montags bis freitags zwischen 10-18, aber) nur nach telefonischer Vereinbarung, d.h. Anmeldung. Tel. (030) 81 80 53 63. Anschrift des Ausstellungsortes: HAM, Mierendorffplatz 19, 10589 Berlin. In Zusammenarbeit mit der Björn-Schulz-Stiftung. 1.-31.7.2024
Es handelt sich um eine Gruppenausstellung von Florian Ramm, Leo Menzel und Leola Großklaus. An dem Bild Lebensenergie hat auch Jutta Hoppe mitgemalt, die die Gruppe leitet. Es geht um Kunst und Inklusion. Besuch, wie gesagt, telefonisch absprechen!
Purer Expressionismus, eine Freude
Die Lebensfreude drückt sich aus. Malen ist seit dem Paradies ein Grundbedürfnis. Pure Lebensfreude – purer Expressionismus … führt zu mehr Lebensenergie bei allen Beteiligten.
Damit auch die Galeriebesucher ein Stück Freude und Lebensenergie abbekommen können, stand das Bild Lebensenergie während der Vernissage auf einer Staffelei – mit den Farben auf dem Holzvorsprung. Und einem Pinsel. Seit dem Witz mit der Suppe und dem Löffel wissen wir, dass die beste Suppe im besten Restaurant, selbst, wenn man zum Essen eingeladen wäre, nichts nützt – solang man keinen Löffel hat.
Was also nützen eine bereits aufgebaute Staffelei, eine aufgezogene und genagelte Leinwand auf einem gesägten, angepassten und geleimten Rahmen mit bereitgelegtenFARBEN – wenn der Pinsel fehlte? Nun? Richtig – nix!
Purer und nicht purer Expressionismus ist in einem Kulturmagazin naturgemäß häufig Thema. Gibt es ihn doch in Literatur und Kunst. Dazu zum Beispiel der Artikel Besser bald ins Barberini – KULTUREXPRESSO von Andreas Hagemoser oder Werke von Jackson Pollock im Museum Barberini – KULTUREXPRESSO von F.H. Köser oder „Flächenbrand“ am Starnberger See – Expressionismus – KULTUREXPRESSO von I. Iltis.
Bei Leo Menzel könnte man noch Ahnenforschung betreiben. Das von ist unerheblich. Der Stammvater von Adolph und Leo Menzel könnte trotzdem derselbe sein.
Manchmal steht Florian Ramm an erster Stelle, manchmal steht Florian Ramm an dritter Stelle. Das soll keine Wertung sein. Da es um Inklusion geht, steht die Inklusion an 1. Stelle. Wer welchen Künstler am liebsten mag, ist Geschmackssache. Ob Inklusion stattfindet, nicht.
Wir wünschen Leola Großklaus, Leo Menzel und Florian Ramm (in alphabetischer Reihenfolge) – viel Glück!
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