„Namhafte Filmemacher*innen aus der ganzen Welt erklären ihre Unterstützung …“ KULTUREXPRESSO dokumentiert. Ein Brief von Radu Jude

Nadav Lapid, Gewinner des Fipresci-Preises für SYNONYMS (Wettbewerb). Zu deutsch SYNONYME. © 2019, Foto/BU: Andreas Hagemoser

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Namhafte Filmemacher*innen aus der ganzen Welt erklären … ist die unbewertete Dokumentation eines Briefs. Näheres am Ende. „Halo!

Namhafte Filmemacher*innen aus der ganzen Welt erklären ihre Unterstützung für Carlo Chatrian und sein Berlinale-Team!  

Zu den Unterzeichner*innen des offenen Briefes gehören u.a. Martin Scorsese, Joanna Hogg, M. Night Shyamalan, Paul Schrader, Olivier Assayas, Ruth Beckermann, Hong Sangsoo, Avi Mograbi, Christian Petzold, Claire Denis, Andrei Ujică, Corneliu Porumboiu, Kent Jones, Angela Schanelec, Yousri Nasrallah, Roberto Minervini, Kleber Mendonca Filho, Guy Maddin, Carla Simon, Abbas Fahdel, Pietro Marcello, Ryusuke Hamaguchi, Tizza Covi, Rainer Frimmel, Cyril Schaublin, Maria Speth, Ulrich Kohler, Nadav Lapid, Lodge Kerrigan, Christoph Hochheusler, Radu Jude – und die Liste wächst weiter. 

Im Anhang finden Sie den offenen Brief und die gesamte Liste der Filmemacher*innen, die ihn bis jetzt unterzeichnet haben.

Radu Jude, Filmemacher

Offener Brief zur Unterstützung von Carlo Chatrian, Künstlerischer Leiter der Berlinale

Wir, eine Gruppe von Filmemachern aus aller Welt, die die Berlinale als Ort schätzen, an dem die verschiedensten Spielarten von Kino sichtbar werden, protestieren gegen das schädliche, unprofessionelle und unmoralische Verhalten von Staatsministerin Claudia Roth, die den von uns sehr geschätzten künstlerischen Leiter Carlo Chatrian trotz Versprechungen, seinen Vertrag zu verlängern, zum Rücktritt gezwungen hat.

Carlo Chatrian mag kein Showman sein, aber auf ruhige Art haben er und sein Team einen offenen und künstlerisch lohnenden kuratorischen Weg eingeschlagen, der neue Richtungen im Weltkino aufzeigt, Stereotypen hinterfragt und ganz verschiedene Stränge des Filmschaffens miteinander verbindet.

Trotz schwierigster Umstände jenseits seiner Kontrolle – die Pandemie, die finanziellen Beschränkungen und das sich in Auflösung befindliches Festivalzentrum rund um den Potsdamer Platz – waren die vergangenen Ausgaben unter seiner Leitung sehr lebendig, voller positiver Überraschungen und trotz einer geringeren Anzahl gezeigter Filme sehr erfolgreich, zuletzt wieder auf dem Niveau der Zeit vor der Pandemie.

Auch die Filme, die in den letzten vier Jahren mit den wichtigsten Preisen des Festivals ausgezeichnet wurden, haben sich als wichtige Filme erwiesen; von der Kritik gelobt wurden sie weltweit gezeigt und diskutiert, im Kino oder auf anderen wichtigen Festivals.

Anstatt Carlo Chatrian für seine Bemühungen, sein Engagement und seine Geduld zu belohnen, hat sich die Ministerin dafür entschieden, die Schwierigkeiten weiter zu verschärfen, bis Carlo Chatrian gezwungen war zu verkünden, nach Ablauf seines derzeitigen Vertrags nicht weiterzumachen, da die Position des künstlerischen Leiters in dieser Form offenbar abgeschafft werden soll.

Es überrascht nicht, dass im Zuge dieser Vorgänge keine bessere Vision für das Festival vorgestellt oder diskutiert wurde, außer der fragwürdigen und politisch rückständigen Forderung nach einer starken Hand, die die Berlinale angeblich in Form eines „Intendanten“ braucht.

Wir fordern die Ministerin hiermit nachdrücklich auf, die Amtszeit von Carlo Chatrian zu verlängern und den Schaden zu beheben, der diesem wichtigen Filmfestival zugefügt wurde.“

Dokument, Brief, Quelle

*Kulturexpresso dokumentiert hiermit ohne Kommentar und unkorrigiert Radu Judes Brief vom 6.9.2023. Zwei Tage zuvor hatten wir berichtet. Von dem, was wir am Sonntag, den 3. September erfahren hatten und was wir von Kollegen hörten.

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