Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Schon wieder Fußball – oder doch nicht? Was müsste eine Oper über Polen beinhalten? Dramatisch alles Typische? Piotr Stasik hat seinen Film genau so genannt: „Opera o Polsce“. Fühlt sich an wie eine Oper, ist gegliedert wie eine Oper, mächtig und dramatisch wie eine Oper und charakterisiert Polen. Ist aber ein – nicht langer – Film. Fußball gehört gewiss zu Polen. Dazu Kopernikus, Lodz, Fleisch und Würstchen, Bier und Wodka. Kiefernwald, die Ostsee. Krakau, Warschau, Krakow, Warszawa. Bialystok. „Die schönste auf der Welt ist doch die Polin, die Polin …“
Monika Anna Wojtyllo im Gespräch mit Piotr Stasik
Moderatorin Monika Anna Wojtyllo – selbst Regisseurin – stellte Stasik beim polnischen Filmfest filmPOLSKA vor. Noch an das Publikum gewandt, sagte sie: „Wie Sie gewiss gemerkt haben, handelt es sich bei diesem Film um eine Oper.“ Baff konnte man schon sein. Bei Filmpolska sollten doch Filme gezeigt werden Und gerade vorher sahen wir in dem Doppelprogramm im FSK-Kino am Oranienplatz „First Pole on Mars“/ „Pierwszy Polak na Marse“, der „Erste Pole auf dem Mars“ von Regisseurin und Drehbuchautorin Agnieszka Elbanowska. Mit dem eindrucksvoll authentischen und ruhigen Kazimierz Blaszczak. Einem älteren Herrn, der der erste Pole auf dem Mars werden möchte. Und seiner Frau davon nicht erzählte. Siehe im Kulturexpresso Marspole. „First Pole on Mars“ von Agnieszka Elbanowska im Fsk-Kino Oranienplatz (Filmpolska). Man war also noch nicht ganz in der Gegenwart angekommen beziehungsweise Lichtjahre entfernt.
Doch dann stellt sich – im Anschluss unter vier oder sechs Augen – heraus, dass Monika Anna Wojtyllo Musicalautorin ist. Unter vielem anderen. Die Frau hat was auf dem Kasten und muss es ja wissen. Ob „Opera about Poland“ eine Oper ist. Sie fachsimpelt mit dem Regisseur, der bei Filmpolska auch Workshops anbot. Anschließend sind die Fragen freigegeben. Nun richten auch wir uns an den Filmemacher.
Piotr Stasik zitiert Andrzej Stasiuk, der Polen beschreibt, wie es ist
Poitr Stasik zitiert in seinem Film, seiner Oper Andrzej Stasiuk mit seinen „Reisetagebüchern“. Ich frage den Regisseur: „Warum Andrzej Stasiuk?“ Antwort: „Weil Stasiuk am besten das gegenwärtige Polen beschreiben kann.“
Meine persönliche Meinung ist, dass der Film „Das Fest“, der auf der Berlinale 2018 in der Sektion „Perspektive Deutsches Kino“ debütierte, das Land bestens beschreibt. Es geht um die Vorbereitung einer Silberhochzeit. An der Oberfläche. Doch in der Tiefe erkennt man die Seele Polens. Auch das Christentum.
Der polnische-deutsche Film ist nicht das einzige Beispiel einer sehr guten deutsch-polnischen Zusammenarbeit. Einer Kooperation unter Nachbarn. Der beste polnische Fußballspieler ist Robert Lewandowski. Er ist der Torschützenkönig der Bundesliga in der Saison 2017/2018. Lewandowski darf in der Vorrunde auch an allen drei polnischen Spielen der WM teilnehmen. Der zweite auf der Torschützenliste ist Nils Petersen. Gleichzeitig der beste deutsche. Zur WM-Vorbereitung durfte Petersen noch mit, in den Kader gelangte er nicht. Lewandowski, der „Münchner“ (und Ex-Dortmunder), hingegen schon. Den polnischen WM-Kader. (Donnerstag um vier ist das letzte Spiel. Gegen Japan, die andere Mannschaft mit Rotweiß in der Flagge.)
Ob des Ausscheidens der Herrenfußballmannschaft traurigen Polen möchte man zurufen: Ihr könnt so vieles! Fußballspielen dagegen kann doch jeder Senegalese!