Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Zimony (serbisch Zemun), Vojvodina zu Beginn des 1. Weltkriegs. Eine bettelarme jüdische Familie, Vater, Mutter und Sohn, leben in einem schrundigen Zimmer am Ende einer freudlosen Gasse. Der Vater ist Schuhmacher und sorgt mit seiner Arbeit für das knappe Überleben der Familie. Deren einziger Schatz ist ein Buch, kaum größer als eine Hand, ein Erbstück. Es ist eine bebilderte Hagada, es beschreibt die Vertreibung derJuden aus Ägypten, aus der Hagada wird in der Familie beim Pessachfest gemeinsam vorgelesen und gesungen. Als der Vater, der sich für einen Habsburger hält, für Kaiser Joseph im 1. Weltkrieg kämpfen muss, schafft es die Mutter nur sehr mühsam und mit Hilfe einer befreundeten Schankwirtfamilie, sich und ihren Sohn durchzubringen. Später wird die Familie vertrieben, das Buch verschwindet in einem Versteck und taucht erst am Ende des Romans wieder auf. Auch die Mutter verschwindet rätselhaft und wir begleiten den Sohn Isak auf leidvollen Pfaden bis in die Zeit der deutschen Okkupation Jugoslawiens.
Dinić macht die Opfer sichtbar und erzählt in acht lose zusammenhängenden Kapiteln vom Grauen des Krieges, privaten Heldentum und der Vertreibung der Juden aus Serbien. Isaks Geschichte endet scheinbar im Juni 1942, als die Stadt Belgrad von den Deutschen für »judenfrei« erklärt wurde, aber vielleicht ist sein letzter Besuch nur der Beginn eines neuen Mysteriums in diesem properen Roman?
Dinić schrieb den Roman »Buch der Gesichter« im Andenken an die Opfer des Faschismus. Es ist ein zwingend lesbares, starkes Stück Jüdisch/Jugoslawische Erinnerungsliteratur.
Bewertung: 3,6 Punkte von 5 Punkten
Bibliographische Angaben:
Marko Dinić, Buch der Gesichter, 464 Seiten, Sprache: Deutsch, Bindung: fester Einband, Verlag: Paul Zsolnay Verlag Ges.m.b.H, Wien, im Konzern Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG, München, 1. Auflage 2025, ., Preise: 28 EUR (Deutschland), 28,80 EUR (Österreich), auch als E-Brief, ISBN: 978-3-552-07601-3, für 19,99 EUR erhältlich
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