Berlin-Friedenau gefühlt Steglitz, Deutschland (Kulturexpresso). 2024. Ein Zufallsbesuch im ZiK (Zeit ist knapp). Die Berliner S-Bahn mal wieder nicht zur Stelle, als man sie brauchte; da musste die gute alte, eigentlich junge U-Bahn herhalten. Die Linie 9 wurde erst 1966 als Linie G eröffnet, stolz als erste ganz und gar West-Berliner Linie, die das Zentrum am Zoo und Kurfürstendamm mit Nord und Süd (Wedding und Steglitz) verbindet. In einem teils heißen Sommer, wir meinen den Zeitraum Ende August/ Anfang September kurz vor und während der Internationalen Funkausstellung (IFA) in Berlin. Man soll ja viel trinken und Journalisten (Reporter) sind viel unterwegs. Getränke in Glasflaschen sind den anderen aus gesundheitlichen Gründen vorzuziehen. Aber schwer. Deshalb wird man sie gern wieder los. Als umweltbewusster Mensch im Laden. Am Walther-Schreiber-Platz unweit der Friedenau und Steglitz schräg durchquerenden S-Bahn* ist der U-Bahnhof gleichen Namens und das Schloßstraßencenter (SSC) an der Ecke. Anschrift: Walther-Schreiber-Platz 1.
Als Ortsunkundiger geht man im Erdgeschoss hinein, fährt mit der Rolltreppe hinunter, geht schnell zu Rewe, fährt wieder hoch und geht anschließend in die U-Bahn. Wenn man dann aber mal beim Aussteigen aus der U-Bahn (in Fahrtrichtung Steglitz) bemerkt, dass es aus dem Zwischengeschoss einen direkten Zugang zum SSC gibt, spart man sich den Weg nach oben und wieder hinunter. Doch dann hätte man das ZiK ja nicht entdeckt!
ZiK, Zentrum für internationale Künste. Oder kurz: Zeit ist knapp in Berlin-Steglitz**.
In einer großen, aber nicht immer richtig informierten Online-Enzyklopädie steht: „Am 28. Februar 2024 wurde vom Amtsgericht Charlottenburg das Insolvenzverfahren eröffnet.[24]„ Das findet man im Netz bei Schloss-Straßen-Center – Wikipedia.
Parallele Bahnen für ein Paralleluniversum
*Dass die Bahnen hier fast „parallel“ fahren, zumindest aus der Sicht der Städtebauer und Planer, war Absicht, ist aber aus heutiger Sicht nicht mehr erwünscht und erlaubt. 1961 baute die Führung der DDR um West-Berlin herum eine Mauer. Im Gegensatz zur chinesischen Mauer war diese aus dem Weltraum nicht zu sehen, verursachte aber einen Wirbelsturm und mancherorts Stillstand. Die West-Berliner boykottierten nun die S-Bahnen, da sie in ganz Berlin, genau wie die Schleusen, in Ost-Berliner Verwaltung waren. Ost-Berlin war völkerrechtlich nicht Teil der DDR. Trotzdem nannte die DDR den Ostteil „Berlin – Hauptstadt der DDR“. Abgesehen davon, dass diese „Hauptstadt“ der „DDR“ nur 8 von 20 Bezirken umfasste, also noch nicht mal eine halbe Hauptstadt war, weswegen vielleicht die DDR-Führung noch 3 neuen Bezirke hinzumogelte wie Marzahn und Hellersdorf, war sie auf jeden Fall nicht in der DDR, sondern in der Viermächtestadt Berlin. Dem damals einzigen militärisch regierten Territorium in Europa.
Nie gebaute U-Bahn-Linien – Zeit ist knapp (Zik), Geld auch
So schnell wie möglich – eine U-Bahn-Linie ist teuer und der Bau dauert seine Zeit – wir sind ja nicht in China – wurde ein Ersatz geschaffen für die Wannseebahn. Bei der S-Bahn-Linie parallel zur AVUS wurde die Buslinie A66 geschaffen, die vom Zoo über die Kantstraße den Wannsee über die Autobahn anfuhr. An der Stadtautobahn A 100, der meistbefahrenen Straße Deutschlands, kann man noch heute die Bushaltestellen des 65ers erkennen. Die Eingänge werden mancherorts als Imbiss genutzt. Mit der U9, der orangen Linie, hat man an mehreren Bahnhöfen, zum Beispiel Schloßstraße, sogar Umsteigebahnhöfe zu einer weiter die Wannseebahn entlangfahrenden U-Bahn gebaut. Innsbrucker Platz wäre dann eine Umsteigestation geworden, auch Kleistpark wirkt ohne Geschichtskenntnisse überdimensioniert.
Heute gilt das als Verschwendung. Man gibt das Geld lieber für Waffen aus als für Infrastruktur. Auch der Flughafen Tegel (TXL) wäre an das U-Bahnnetz angeschlossen worden. Im Bahnhof Jungfernheide liegen deshalb die Bahnsteige wie in der Schloßstraße übereinander.
Zeit ist knapp (richtig) oder Zeit ist Knapp (falsch) und warum?
**das deutsche Wort ‚knapp‘ wird kleingeschrieben. Es handelt sich in dem Satz „Zeit ist knapp“ auch nicht um einen Namen wie etwa den von Sophie Knapp, einer Moderatorin. Siehe hier den Opern-Artikel dazu. Auch steht ‚knapp‘ in dem 3-Wörter-Satz nicht am Anfang. Eine Großschreibung ist nicht gerechtfertigt.
Dennoch wird teilweise das Wort ‚knapp‘ in „Zeit ist knapp“ fälschlicherweise großgeschrieben. Kurz und knapp gesagt: Das ist falsch. Könnte aber daran liegen, dass „Zentrum für internationale Künste“ richtig „ZiK“ abgekürzt wird. Bloß, das „Zentrum für internationale Künste“ ein bisschen lang für den Alltag ist und nicht alle Ausländer das ‚ü‘ aussprechen können. Die Türken können das übrigens. So hat man wohl für diese Phrase das knappere „Zeit ist knapp“ gewählt. Das können auch Schüler sagen, die den Hauptschulabschluss nicht zu erlangen vermögen. Zudem es ja richtig ist. Die Aussage. Zeit ist knapp. Aus der Wirtschaftslehre wissen wir: Ware ist knapp.
Zeit ist knapp. Geld ist knapp.
Deshalb: Zeit ist Geld.
Mathematisch einwandfrei. Q.e.d. In der Kapitale, die Berlin ja nun legal ist, wo es die DDR nicht mehr gibt und Gorbatschow 490.000 sowjetische, meist russische Soldaten aus der DDR und Ost-Berlin hat abziehen lassen ohne einen Schuss – für Mathematiker: das sind knapp eine halbe Million – fehlt manchmal auch das Kapital. Soll man jetzt Mitleid mit den Betreibern des SSC haben? Wohl eher nicht. Haben die Verbotsgesetze der Jahre 2020-22 zum Niedergang des Einkaufszentrums beigetragen? Wohl eher ja. Obwohl weitere Faktoren im konkreten Fall vorliegen, förderten die Verbotsgesetze den Onlinehandel und führten zu Schließungen in Gastronomie und Einzelhandel. Und zu einem Apothekensterben. Gerade hat am Ku’damm wieder eine zugemacht. (Per 30.9.’24.) Die Grunewald-Apotheke. Das nur nebenbei.
ZiK mit großem K und mit kleinem
Wenn durch die Insolvenz im SSC-Haus die Zeit besonders knapp ist – alles ist lokal!! – reicht sie weder zum mehrfachen Aussprechen von „Zentrum für internationale Künste“ noch für solche Lappalien wie die Frage, warum das K groß ist.
Immerhin leuchtet ein, dass die Bezeichnung „Zentrum für internationale Künste“ zuerst da war und dann die Abkürzung „ZiK“ und dann der Spruch „Zeit ist knapp“. Zuletzt hat man dann das ‚K‘ angepasst, weil die Abkürzung schon da war. Nebeneffekt: Leute blieben stehen und wundern sich. Könnte erwünscht sein.
Wer zickt da jetzt rum?
Da der Ankermieter im Erdgeschoss ab ’23 fehlte und die Schloßstraße vor Einkaufszentren und Schlössern nur so wimmelt, sodass Ersatz schwer zu beschaffen war, hatte man aus der Not eine Tugend gemacht. Immerhin: Die Atmosphäre stimmte. Der „Vibe“.
Die Kasse nicht. Zwischennutzung war das Zauberwort. Näheres in Kürze, denn der letzte Tag naht. Schon diesen Monat. Zeit ist knapp.
(Steglitz oder Friedenau, das interessiert doch keine Sau.)