Lauenburg/ Elbe, Deutschland (Kulturexpresso). Die meisten, wenn nicht alle Züge, die in Lauenburg an der Elbe halten, zählen zum Nahverkehr. Ideal für einen Zwischenstopp für Bahnreisende mit „Deutschlandticket“ oder ohne. Auch Autoreisende werden von dem Blick auf die Stadt gefesselt, wenn sie die Elbbrücke in Richtung Nord oder Süd passieren. Da will man bleiben oder wenigstens schauen. Da auf der anderen Flußseite Hohnstorf/ Elbe liegt und die malerische Unterstadt wunderbar vom Deich und Deichvorland aus zu sehen ist, ist für das Nur-Schauen ein Besuch der Stadt kaum nötig. Doch die Oberstadt verbirgt sich vor den Blicken. Das Zentrum der Lauenburger Macht mit dem Schloss fand sich naturgemäß oben auf dem Steilufer. Es ist der Tat so steil, dass das sonst eher aus Bayern bekannte Schild am Lauenburger Teilstück der B209 aufgestellt wurde: Steinschlag. Bahnreisen und Autoreisen lohnen hierher.
Sie merken schon: der Zwischenstopp Lauenburg/ Elbe ist bei Bahnreisen auf der Linie 83 eine prima Idee. Malerische Bilder, die man sonst verpasst hätte. Doch Autoreisen, dazu zählen ja auch solche mit dem Wohnmobil, verdienen hier auch einen Zwischenstopp. An der B209 zwischen A24 und A39.
Lauenburg/ Elbe vom Bahnhof aus
Wer noch kurz etwas in Lauenburg sehen will: Wir EMpfehlen die Unterstadt mit dem „Rufer“ und die älteste Schleuse Europas am Elbe-Lübeck-Kanal. Der Nord-Ostsee-Kanal wurde erst später gebaut.
Für diesen Lauenburger Zwischenstopp, den man zum Beispiel vor den abendlichen Fußballspielen der EM locker erledigen kann, muss man als Bahnreisender auf jeden Fall über eine Brücke. Der Bahnhof Lauenburg/ Elbe liegt auf einer Landzunge, an deren Spitze eine Werft steht. Die Zunge entsteht, weil von der Elbe, die links von der Elbbrücke herfließt, rechts der Kanal abgeht, der überbrückt sein will. Die B209 führt auch über diese Brücke gegenüber des Bahnhofs. Sie führt in die Stadt hinein. Unten hinter der Kanalbrücke links führt der Weg in die Unterstadt mit dem Rufer-Denkmal. Biegt man dort nicht hinein, sondern folgt der nach rechts abknickenden 30er-Straße, passiert man die Marina, an der man einkehren kann. An der Straße liegt ein Hafen-Imbiss. Etwas weiter straßenaufwärts ist aktuell nach einem Hangabrutsch die B209 einspurig. Der Verkehr ist ampelgeregelt. Der Abrutsch ein Bild wert. Lässt „das Klima“ grüßen?
Lauenburg/ Elbe – Verkehrsanbindung und ein uneinholbarer Europarekord
Die Bundesstraße führt weiter auf der nordwestlichen Kanalseite an der ältesten Schleuse Europas vorbei. Schleuse: auf englisch lock.
Lauenburg/ Elbe ist abwechslungsreich und dennoch nicht groß. Immerhin verbindet die Bahn die Kleinstadt mit Kiel, der Landeshauptstadt Schleswig-Holsteins und auf dem Weg mit der Eulenspiegelstadt Mölln und der Großstadt Lübeck.
Lauenburgs Existenz geht auf den Fluss zurück. Die Bedeutung von Lauenburg/ Elbe liegt aber im Handel zwischen Lüneburg und Lübeck. Das mächtige Lübeck, Hansestadt wie Lüneburg, lieferte den Hering, den Brotfisch, aus der Ostsee nach Lüneburg. Aber auch viele andere Waren, die die reichen Lüneburger Patrizierfamilien und Sülfmeister verlangten. Die Waren kamen natürlich auch über Hamburg aus der halben Welt. Warum konnten die Lüneburger das bezahlen? Durch den Bergbau. Aufgrund einer geologischen Besonderheit, die bis heute seltene Tierarten auf dem Kalkberg leben lässt, verfügte die Hansestadt im Mittelalter jahrhundertelang über Salz. Ein Anhydritpropf und eine Auffaltung der Grund.
Da die Elbbrücke ausgerechnet bei Lauenburg das Naturhindernis überwindet, müssen viele genau hier durch. Elbaufwärts gibt es wohl erst in Dömitz eine Elbbrücke, elbabwärts in Geesthacht.
Auf Anhieb verwunderlich, aber erklärbar: Salz war wertvoll
Vom Kalkberg wurde auch bis in 20. Jahrhundert Gips abgebaut und im Gipsofen gebrannt. Salz mag heute, nach der industriellen Revolution, preiswert zu erhalten sein. Jahrhundertelang musste Fleisch und Fisch gepökelt werden. Salz ist schwer und in Norddeutschland war Lüneburg der größte Lieferant in bester Qualität und Menge. Über die Alte Salzstraße, die in Teilen noch erhalten ist, wurde das Salz von Lüneburg nach Lübeck gebracht. Wegen des Fischs, der Luxus- und anderer Güter lohnte sich auch der Rückweg. Das größte Hindernis an der alten Salzstraße war die Elbe. Man querte sie bei Lauenburg mit Fähren und Frachtkähnen. Später baute man einen Kanal von der Elbe bei Lauenburg nach Lübeck, den Elbe-Lübeck-Kanal. Man brauchte zwischen Elbe und Ostsee mindestens eine Schleuse. Die Lauenburger Schleuse an diesem Kanal wurde so zur ältesten Europas.
Zwischen Lübeck und Lüneburg, den Hansestädten
Lübeck Bedeutung muss man auch verstehen. Im Zweiten Weltkrieg wurde es arg zerbombt. Nach Fläche ist es aber heute die größte Stadt Schleswig-Holsteins. Nach Einwohnern die zweitgrößte. Obwohl es nicht die Hauptstadt ist. Aber es war der Hauptort der Hanse. 200 Jahre lang war es einer der bedeutendsten Städte Nordeuropas. Als in Artlenburg 1160 das Privileg unterschrieben wurde, breitete sich die Hanse schnell in die östliche Ostsee aus bis nach Reval (Tallinn), das auch eine Ober- und Unterstadt hat, wie Lauenburg.
Bis heute haben sich die Verhältnisse kaum geändert. Zwar ist seit 1937 Lübeck kein Stadtstaat mehr wie Hamburg oder Bremen. Kurz nach Gründung 1143 wurde es aber 1226 Stadtstaat und blieb es 700 Jahre lang. Memel ist ähnlich alt und war die nördlichste Stadt Deutschlands, zu Napoleons Zeiten auch die Hauptstadt des Königreichs Preußen. Die Hanse war ein große Macht, die auf dem organisierten Handel fußte. In der freien Stadt lebten 1937 knapp 150.000 Menschen, durch Flüchtlings aus Ostpreußen und Pommern sowie dem Baltikum waren es um 1945 250.000.
Heutige Einwohnerzahlen belegen die nach wie vor geltenden Relationen: Lübeck seit 1980 stabil um die 210- bis 220.000. Lüneburg, der südlichste der drei L-Orte, hat seit 1945 50.000 Einwohner, seit Gründung der Bundesrepublik etwa 60.000 (durch Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten), seit 2000 über 70.000, heute knapp 80.000 Einwohner (Ende 2023: 77511 Einwohner). Es hat den Status eine Großen Selbständigen Stadt. Im neuen Jahrtausend mit Stade eine der beiden einzigen Hansestädte Niedersachsens.
Wasser ist Leben: Schutz, Handelsweg, Lebensraum
Lauenburg am alten Handelsweg, dem die Bundesstraße 209 mit der Elbbrücke teils folgt und die Eisenbahnstrecke Lüneburg-Lübeck-Kiel über dieselbe Elbbrücke, hat aktuell knapp 12.000 Einwohner und ist damit eine Kleinstadt.
Die Elbe war Schutz und Grenze zu gleich, aber auch wichtiger Handelsweg genau wie der Kanal nach Lübeck. Fischerei hatte nur eine örtliche oder regionale Bedeutung. Fisch rückwärts (nach Lauten) ist Schiff. Lauenburg/ Elbe ist eine alte Schifferstadt (Ruferdenkmal) und hat bis heute mehrere Werften. Seit dem Bau der Elbbrücke ging der Fahrverkehr zurück, kann aber wiederaufgenommen werden. Den Bahnhof hat Lauenburg/ Elbe Nachbargemeinden wie Hohnstorf, Artlenburg und Brietlingen voraus.
Inzwischen ist der Fremdenverkehr immer wichtiger. Das flache Norddeutschland ist genau wie Holland ein Paradies für Fahrradfahrer. Seit den 80ern werden die Fahrradwege ausgebaut. Historisch hat Lauenburg/ Elbe ja auch einiges zu bieten. Es gehörte weder zu Holstein (Lübeck) noch zu Schleswig.
Genau wie Lübeck und Büchen war Lauenburg/ Elbe eine Grenzstadt und gehörte wie auch Lüneburg zum Zonenrandgebiet. Die staatliche Förderung hatte gute Folgen.
Nebenan am anderen Elbufer hat man einen guten Ausblick auf die Fachwerkstadt: Fußballgucken in Lüneburg und elbwärts, essengehen, reisen (2/2) – Kulturexpresso.de . Es gab auch in Pommern eine Stadt gleichen Namens, der Enzyklopädieeintrag zu dieser Stadt, die unbedingt den Namenszusatz „ELBE“ braucht: Lauenburg/Elbe – Wikipedia .
Fortsetzung folgt
Auf diesen Teil 1 von 2 von Zwischenstopp Lauenburg/ Elbe folgt Zwischenstopp Lauenburg/ Elbe für Autoreisende mit und ohne „Deutschlandticket“. Zahlen, der Fluss, Niedrigwasser (Teil 2/ 2).
Für Autoreisen wie für Bahnreisen ist Lauenburg an der Elbe gleichermaßen gut geeignet. Das schreiben wir nicht, weil wir Lauenburger wären oder weil wir vom Fremdenverkehrsamt der Stadt unterstützt würden, sondern weil es so ist. Elbbrücken sind rar zwischen Hamburg und Dömitz. Vielleicht ist es sogar so gut wie die einzige, weil in Geesthacht die Querungsmöglichkeit über dem Stauwerk liegt.
Autoreisen ermöglichen eine ganz andere Flexibilität, Bahnreisen wollen besser geplant werden. Aber die Elbbrücke bei Lauenburg zwingt beide Reisende hier über den Fluss, ganz egal, ob nun bei Autoreisen oder bei Bahnreisen.
Autoreisen bieten sich zwischen Lübeck und Lüneburg auf jeden Fall auch an. Da hat man noch die Qual der Wahl, die am Südufer den Fluss begleitende Elbuferstraße zu befahren, die den Weg kreuzt und einen nur auf Umweg zu dem höchst lohnenden Reiseziel Lüneburg gelangen lässt. Der Zwischenstopp in Lauenburg/ Elbe wird dadurch aber umso wahrscheinlicher, da man von Hohnstorf/ Elbe in drei (3!) Richtungen Lohnendes vor sich hat bzw. der Weg ist das Ziel (Uferstraße).
Wer Autoreisen vorhat, aber so wenig wie möglich Übernachtungsorte wünscht, könnte Lauenburg oder Lüneburg als Zwischenstopp wählen. Von beiden ginge es sternförmig hinaus. Einmal die Uferstraße Richtung Hoopte/ Zollenspieker bei Harburg, einmal von Hohnstorf/ Elbe flussaufwärts – eventuell 2 oder 3 Tage einplanen! – und einmal der direkte Weg zwischen den beiden Lü-Städten, die Elbe lediglich kreuzend. Die Autoreisen an der Uferstraße von Artlenburg nach Zollenspieker können im Dreieck mit Lüneburg erfolgen.
Bei Bahnreisen bleiben die Freuden der Uferstraße versagt. Bahnreisen könnten mit Wanderungen kombiniert werden. Die Zahl der Übernachtungsorte steigt damit. Bahnreisen müssen sich nach Bahnhöfen richten und davon gibt es heute weniger als früher.
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