München, Bayern, Deutschland (Kulturexpresso). München ist eine Stadt, die mich immer wieder in Atmen hält. Habe ich in anderen Städten ein gutes Orientierungsgefühl, so verlaufe ich mich dort noch immer und das seit Jahrzehnten. So geschah es auch als ich das Ägyptisches Museum besuchen wollte, gleich hinter der Alten Pinakothek soll es sein, dort war ich zudem schon öfters vorbei gefahren. Doch dann fand ich den Eingang einfach nicht, sah nur die Hochschule für Fernsehen und Film, komisch!
Schnell erklärten mir die Studenten, dass das Museum einen unterirdischen Eingang habe und mir gingen die Augen auf. Fast war der Eingang so geheimnisvoll wie eine Eingangshalle im alten Ägypten. Das war so wohl auch gewollt. Architektonisch ist der Gebäudekomplex des Architekten Peter Böhm ein Meisterwerk. Am 11. Juni 2013 öffnete es seine Pforten gegenüber der Alten Pinakothek. Neben Berlin und Hildesheim zeigt man nun dort eine der wichtigsten Sammlungen ägyptischer Kunstschätze in Deutschland und das Haus ist zudem das einzige Museum außerhalb Ägyptens, das ausschließlich ägyptische Schätze zeigt. Ende Dezember 2013 zeichnete die Münchner Abendzeitung das Museum mit dem „Stern des Jahres“ in der Kategorie „Kunst“ aus.
Dem kann man zustimmen, denn betritt man das Museum über die breite Rampe, die tief in das Fundament des Gebäudes führt, gelangt man in einen großen Raum, der an eine Kathedrale denken lässt. Am Eingang begrüßen schon zwei wunderbare Kunstwerke den Besucher, quasi wie Wächter stehen dort eine hohe Horusfigur sowie eine Statue eines Musikers. Diese eindrucksvolle Sammlung wurde von Herzog Albrecht V. in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts begonnen. Die Entwicklung ägyptischer Kunst über 5000 Jahre hinweg wird hier sehr eindrucksvoll gezeigt.
Vom Neuen Reich, ca. 1532–1070 v. Chr., sind zu sehen: Bildnisse der Pharaonen Ramses II., Thutmosis III., Echnaton und Hatschepsut, Löwenkopf aus Kalkstein, Kopf einer Sphinx Amenophis II., Kniefigur des Senenmut, Goldfigur der Teje, Würfelstatue des Bekenchons, Kelch mit der Namensaufschrift Thutmosis’ III, das älteste Glasgefäß der Welt (1450 v. Chr.). Doch auch das alte Reich, ca. 2707–2216 v. Chr., ist vertreten mit der Doppelstatue des Niuserre als junger und als alter Mann, einem Köpfchen, das vermutlich Cheops darstellt, der Granit-Familiengruppe des Dersenet und Scheintüren aus dem Grab des Menes. Eindrucksvoll auch die Sargmaske der Satdjehuti Satibu, entstanden ca. 1575 v. Chr. Alte Schriften aus dem Totenbuch sind digital abrufbar und werden übersetzt anhand eines Bildschirms, der unterhalb des Papyrus‘ auf einer Schiene gleitet. Ein Besuch lohnt sich allemal, er wirkt entspannend und aufbauend zugleich, man zeigt was Kunst in der Psyche der Menschen bewirken kann und so etwas braucht der heutige Mensch gerne immer. Es ist auch interessant zu sehen, dass unsere aktuelle Zivilisation nicht unbedingt die Krone der Schöpfung zu sein scheint.
Zu Recht darf dieses Museum als weiterer Stern der Kunst im Münchner Kunstareal bezeichnet werden, das zudem mit Grünflachen und Cafés zu einer wahrhaftigen Insel der Inspiration geworden ist.