Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Die Behauptung, daß „Bernstein … wie eine Zeitkapsel“ sei – „er erhält Einschlüsse von Pflanzen und Tieren über Jahrmillionen in unglaublicher Detailgenauigkeit“ steht in einer Pressemitteilung des Museum für Naturkunde Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung in Berlin vom 11.1.2022 und mehr: „Pflanzeneinschlüsse in Bernstein sind selten, aber für die Forschung sehr wertvoll. Sie erlauben es, die Vegetation in verschiedenen Phasen der Erdgeschichte zu rekonstruieren und Rückschlüsse auf die Flora der sogenannten Bernsteinwäldern zu ziehen. Eine der größten Lagerstätten weltweit liegt in Kaliningrad an der Ostsee, wo Baltischer Bernstein gefördert wird. Von hier stammt auch ein ganz besonderer Blüteneinschluss, der vor etwa 150 Jahren das erste Mal entdeckt und als eine Scheinkamelie (Stewartia, Teestrauchgewächse) beschrieben wurde. Doch in den Jahren danach kamen Zweifel daran auf.“
Nun Kaliningrad ist das von Russen besetzte Königsberg. Daß Königsberg die Hauptstadt von Ostpreußen ist und dieses nicht nur von Russen geraubt wurde und besetzt gehalten wird, sondern auch von Polen und Litauern, das ist klarer als Bernstein und nicht weniger wahr. Doch Dr. Eva-Maria Sadowski vom Museum für Naturkunde Berlin und Dr. Christa-Charlotte Hofmann von der Universität Wien kümmern nicht um Königsberg, sondern „haben dieses Fossil aus der Sammlung der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR, Berlin) erstmalig neu untersucht. Blüteneinschlüsse sind normalerweise nur wenige Millimeter klein und selten größer als 10 mm. Die Gründe hierfür sind noch nie untersucht worden, aber vermutlich spielt die Oberflächenspannung und Viskosität des Harzes eine Rolle. Größere Pflanzenteile sind schwerer und bleiben vermutlich weniger leicht haften. Zudem entdeckten die Forscherinnen zahlreiche Pollenkörner, die aus den Staubgefäßen der eingeschlossenen Blüte entwichen waren.“
Eva-Maria Sadowski wird mit den Worten „Eine so große Blüte im Bernstein zu finden, die darüber hinaus genau zum Zeitpunkt der Einbettung ins Harz ihren Pollen entlässt, ist daher sehr außergewöhnlich zitiert und Christa Hofmann wie folgt: „Nur unter extrem hoher Vergrößerung lassen sich morphologische Details auf den nur mikrometergroßen Pollenkörnern erkennen.“
Der Hinweis, daß „die Pollen … für eine Untersuchung am Rasterelektronenmikroskop mit einem Skalpell herausgekratzt“ worden seien, fehlt nicht.
Mehr über „die Pflanzenwelt des Baltischen Bernsteinwaldes“ im Berliner Museum für Naturkunde.