Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). „Dr. Isidor Geller hat es geschafft: Er ist Kommerzialrat, Berater des österreichischen Staates, Multimillionär, Opernfreund und Kunstsammler und nach zwei gescheiterten Ehen Liebhaber einer wunderschönen Sängerin. Weit ist der Weg, den er aus dem hintersten, ärmlichsten Winkel Galiziens zurückgelegt hat, vom Schtetl in die obersten Kreise Wiens. Ihm kann keiner etwas anhaben, davon ist Isidor überzeugt. Und schon gar nicht diese vulgären Nationalsozialisten.“
Vulgäre Nationalsozialisten der Deutschen Arbeiterpartei (DAP), die in Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) umbenannt wurde, Nazis abgekürzt, gab es mehr als genung, aber wahrlich waren nicht alle gemein und gewöhnlich, oberflächlich und ordinär. Schließlich schwirrten Deutsche wie Motten um das Licht und wollten NSDAP-Mitglieder und also scheinbar Nazis werden. Von über 12,7 Millionen Personen ist selbst beim Bundesarchiv und dessen aktuellen Präsidenten, Dr. Michael Hollmann, die Rede. Das ist die NSDAP-Mitgliederkartei. Die Mitgliedskarteien könnten „keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben und sind nur zu schätzungsweise 80% überliefert“ heißt es weiter. Hinzu kommen noch Aufnahmeanträge, die also noch nicht bearbeitet wurde und von denen „nur ein geringer Rest (ca. 600.000 Anträge) erhalten“ sei. Ob die gestandenen und anstehenden Nazis alle vulgär waren? Wohl weit weniger…
Und sicherlich nahmen Juden, die Jiddisch sprachen, wobei wenigstens grob zwischen Westjiddisch und Ostjiddisch zu unterscheiden wäre und mehr als einer Hand voll Dialekte. Das Jiddisch und Deutsch zwei westgermanische Sprachen und äußerst eng verwandt sind. Richtig, Jiddisch entwickelte sich aus dem mittelalterlichen Deutsch und war über ein paar Jahrhunderte die Alltagssprache der aschkensischen Juden. Doch die wurde nicht als Jiddisch bezeichnet. Allen war mehr oder weniger klar, daß man Deutsch sprach. Die Bezeichnung Jiddisch ist aufgekommen, als der Faschismus in Europa aufkam. Der machte sich nach dem ersten Großkrieg der vergangenen Jahrhunderts in Europa vielen Staaten breit, vom Totalitarismus ganz zu schweigen. Das ist Thema im Werk von Shelly Kupferberg, sondern das Leben und Werk ihres Urgroßonkels. Dazu heißt es auf dem Schutzumschlag: „Was für Kunst hing im prachtvollen Wiener Domizil meines Urgroßonkels? Mit dieser Frage begann meine Recherche und mündete in eine ganz andere Frage: Was bleibt von einem Menschen übrig, wenn nichts von ihm übrigbleibt?‘
Anhand von Familienbriefen und Fotos, alten Dokumenten und Archivfunden zeichnet Shelly Kupferberg die Konturen eines erstaunlichen Werdegangs nach, eines rasanten gesellschaftlichen Aufstiegs. Urgroßonkel Isidor war eine schillernde Figur, ein Macher und ein Lebemann, der den Luxus, die Kunst und besonders die Oper liebte. Auf ihrer Spurensuche, die sie von Ostgalizien nach Wien, von Budapest nach Hollywood und Tel Aviv führt, stößt Shelly Kupferberg auf unzählige Geschichten: aufregende, verblüffende, komische und immer wieder tragische. Die Geschichte von Isidor und den Seinen – ein berührendes Buch über das Schicksal einer jüdischen Familie.“
Nazis können diesen Roman nicht mehr lesen, denn sie sind (fast alle) tot, aber alle anderen, vor allem die üblen Freunde der widerlichen Faschisten in der Ukraine im Allgemeinen und vor allem die deutscher Zunge im Besonderen sollte das tun und die nicht wenigen üblen Spinner und Trottel des aktuellen Totalitarismus in noch deutschen Staaten.
Bibliographische Angaben
Shelly Kupferberg, Isidor, Ein jüdisches Leben, 256 Seiten, Bindung: fester Einband (Leinen) mit Schutzumschlag, Verlag: Diogenes, Zürich, 1. Auflage 24.8.2022, ISBN: 978-3-257-07206-8, Preise: 24 EUR (Deutschland), 24,70 EUR (Österreich) 32 SFr