Sterben im Eis – Annotation zum Roman „Kälte“ von Szczepan Twardoch

"Kälte" von Szczepan Twardoch. © Rowohlt Berlin Verlag GmbH

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Konrad Widuch hat nichts zu verlieren. Der ehemalige Bolschewik ist in den Vierzigern des vergangenen Jahrhunderts auf der Flucht vor Stalins Häschern in Sibirien. Mit dabei die Kriminelle Ljubow und der blinde und armlose Gabaidze, auch er ein ehemaliger Dieb im Gesetz, wie sich damals die Kriminellen der Sowjetunion nannten. Rußland, versus die Sowjetunion, ist ein Land der Gewalt. Nur wer ebenfalls Gewalt anwendet, überlebt. Das ist eine der Botschaften des Buchs, Mord, Totschlag, Verbrechen aller Art füllen die Seiten. Diese Beschreibung sowjetischer Zustände ist stark und wirkt mächtig. Hier ist Twardoch auf der Höhe seines Schaffens.

Twardoch ist kein schlechter Erzähler, wenn er eng an seiner Story bleibt. Leider neigt er gelegentlich zum Schwadronieren. Männlichkeitsgedöns, halb misogynes Genöle, das sind die schwachen Seiten des Textes. Wenn Twardoch sich auf die Erzählung konzentriert, ist das Buch großartig. Das Buch ist ein starker Abenteuerroman mit philosophischem Beiwerk, das es nicht gebraucht hätte.

Bewertung: 4 von 5 Punkten

Bibliographische Angaben:

Szczepan Twardoch, Kälte, Roman, 432 Seiten, Übersetzer: Olaf Kühl, Bindung: fester Einband, Verlag: Rowohlt Berlin, 1. Auflage 16.4.2024, ‎ISBN: 978-3-7371-0188-2, Preis: 26 EUR (Deutschland)

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