Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Klar kann er gut tauchen. Aber reden ist fast noch wichtiger für den legendären Meeresforscher. Denn immer wieder gilt es für Jacques Cousteau (Lambert Wilson), Gelder lockerzumachen. Er muss mit Fernsehanstalten verhandeln, Investoren und Mäzene überzeugen. Nur so kann der Mann mit der berühmten roten Wollmütze seine Reisen mit dem Forschungsschiff Calypso finanzieren.
Bei Cousteau denkt man sofort an die berühmten Filme über die Ozeane und seine Bewohner, einfach an unendliches Blau. Das Meer, die Natur, all das kommt in „Jacques – Entdecker der Ozeane“ von Regisseur Jérôme Salle keineswegs zu kurz, der opulente, wunderbar fotografierte Film schwelgt geradezu in faszinierenden Bildern. Gedreht wurde unter anderem in Kroatien, den Bahamas, Südafrika und der Antarktis.
Die Ozeane bleiben Nebensache. Denn dieses sehr gelungene Biopic, kurzweilig und mit ausgezeichneten Schauspielern besetzt, spielt mehr über als unter Wasser. Zeigt es doch den Menschen hinter dem Meeresforscher, mit all seinen Facetten, eben auch mit seinen Schwächen, Zweifeln und Abgründen. Ein Leben mit all seinen Höhen und Tiefen. Zugleich kratzt der Film kräftig an einem Heldendenkmal, denn zunächst ist Cousteau eher Medienprofi als Meeresschützer. Er tötet Haie, sprengt so manches Kliff. Hauptsache, die Bilder stimmen. Wie bei Disney, spottet Philippe (Pierre Niney). Cousteaus Lieblingssohn und enger Mitarbeiter, der 1979 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam, brachte ihn später zum Umdenken. Und zum Innehalten. Schwere Vorwürfe macht er dem Vater. Nur ans Geld denke der, vernachlässige so seine Familie. Aber sie sind nun einmal da, die Sachzwänge. Cousteau muss Löhne zahlen, kämpft mit immensen laufenden Kosten.
Immer wieder verweilt die Kamera in dem zerfurchten, hageren Gesicht, die Augen blicken mal euphorisch, mal entschlossen, mal nachdenklich.
Ein vielschichtiger Mann. Der Zweifler will anfangs alles hinwerfen, ihm fehlt das Geld. Simone (Audrey Tautou), seine Frau, vertickt darauf ihr Erbe. Der Manische, der Draufgänger fährt in die Antarktis, das Budget ist viel zu knapp, die Orkanwarnung ignoriert er. Es grenzt an Selbstmord, dieses Unterfangen mit der altersschwachen Calypso. Eine Nussschale inmitten unbändiger Naturgewalten.
Und der Gebrochene, er kommt über den Tod seines Sohnes Philippe nicht mehr hinweg. Über den Tod seines Vaters schon eher. Die Beerdigung kann warten, es passt gerade nicht, sagt er, nachdem er telefonisch die Nachricht erhalten hat. Wie heißt es so schön? The Show must go on.