Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Agapemahl – noch nie gehört? Das gibt es in Wedding am Ende der Karwoche kurz vor Ostern. Dem Vernehmen nach bedeutet es „Liebesmahl“. Man sollte die Feste feiern, wie sie fallen. In der Kapernaumkirche in Wedding im Berliner Bezirk Mitte hat man das getan. Sopranistin Songzi Zhao war ein Highlight dabei (sprich: Sunze Dschau).
„Feiern“ oder feiern
Das anlasslose „Feiern“ – wir „machen Party“, trinken Alkohol (warum eigentlich?) – ist ein störendes Wort der Jugendsprache, das sich verbreitet hat. Viele brauchen keinen Anlass und verwenden das Wort „feiern“ völlig falsch und irreführend. Selbst der Feierabend ist noch kein Grund, sich zu besaufen, zudem unter Kollegen mit Gruppenzwang.
Das Osterfest ist ein bewegliches Fest, das sich nach dem ersten Frühlingsvollmond richtet. Der wiederum nach der Tag-und-Nacht-Gleiche. Dadurch Osterfeierlichkeiten manchmal im noch frostigen März, manchmal so wie dieses Jahr 2019 n.Chr. bei strahlendem Sonnenscheine und einem fleckenlosen blauen Himmel. Dabei wärmte die Sonne durchaus schon kräftig. Im Berlin umgebenden Brandenburg gab es, auch wegen großer Trockenheit, die ersten Waldbrände. Da kann man sich nur wünschen, dass die Zahl der Nichtraucher und verantwortungsvollen Menschen steigt.
Ein echtes Fest ist mit Musik verbunden. Die gab es an Ostern in der Kapernaumkirche und dem dazugehörigen Gemeindehaus zuhauf. Nicht nur, wie man sich vorstellen kann, Gesang, sondern auch Instrumentalmusik zum Beispiel auf dem Flügel und der Geige. Seit sechs Jahren ist Julia Zhao in Deutschland. Sie steht in ihrer Musikausbildung kurz vor dem Abschluss. Die Sopranistin trug beim gründonnerstäglichen Agapemahl unter anderem das lange Johann Sebastian Bach zugeschriebene Lied “BIST DU BEI MIR“ vor, aus: „Diomedes, oder Die triumphierende Unschuld“ von Gottfried H. Stölzel (1690-1749). Es ist in Andante gehalten. Der im Dreivierteltakt gesungene Text reduziert sich auf den Satz „Bist Du bei mir, geh‘ ich mit Freuden zum Sterben und zu meiner Ruh‘“. Die Solistin sang es zeitnah zu „Von guten Mächten … (wunderbar geborgen)“, das Dietrich Bonhoeffer in seiner Zelle schrieb, nach dem er während des Krieges von den Nationalsozialisten eingekerkert wurde. Das Lied hat überlebt.
Das Agapemahl – schweigen und hören
Das Agapemahl wurde unter dem Motto „ein ander ma(h)l – … schweigen, hören“ annonciert. Schon vor der Begrüßung erklang das Lied „Ich hab den Herrn allzeit“. Englisch kann man hier auch, so ertönte bald „Our God“ und dann der Psalm „Von allen Seiten“. Da ein gemeinsames Mahl folgte, bei dem das Brot gebrochen wurde, passte als Lied „Wenn das Brot“ selbstverständlich sehr gut.
Das letzte Abendmahl in der Kunst
In der Kunst ist „Das letzte Abendmahl“ sehr bekannt und wurde immer wieder nachgeahmt, teils auch satirisch aufs Korn genommen. Zu den originären Werken gehört das in der Lüneburger Nicolaikirche seit Jahrhunderten ausgestellte Bild, bei dem man auf den ersten Blick nur zwölf Personen sieht. Neben diesem sinnvollen Suchbild hängen hinter und neben dem Altar weitere wichtige Kunstwerke. Darunter die ersten mit Landschaftsdarstellungen der realistischen Art und solche mit goldenem sowie blauen Himmel. Die etwa 600 Jahre Nikolaikirche in Lüneburg in Hafennähe ist also nicht nur wegen ihrer über ein halbes Jahrtausend alten Architektur einen Besuch sicher wert, sondern schon allein wegen der einzigartigen Kunst.
Das Agapemahl, andere musikalisch begleitete österliche Veranstaltungen und ihre Sänger und Musiker
Das sogenannte Agapemahl in der Kapernaumkirche mit Musik war aus Sicht der Verantwortlichen ein voller Erfolg. Noch bevor die Arbeitswoche recht zu Ende war, versammelten sich an diesem Werktag schon um 18 Uhr mehrere Dutzend Gleichgesinnte zum gemeinschaftlich-besinnlichen Mahl mit Musikgenuss.
Musikalisch erheblich aufgewertet durch die Gastsängerin Julia Songzi Zhao, Silke Fischbeck (Gesang, Piano), Peter Darby (Geige) und an der Gitarre Markus Steinmeyer. Songzi Zhao (sprich Sungze oder Sunze, ‚o‘ wird mündlich zu ‚u‘) heißt in China Zhao Songzi, da im Reich der Mitte der Famlienname vorn steht.
Weitere Festveranstaltungen waren das Osterfeuer mit dem Gospel-Projektchor und Johannes Pangritz (Keyboard) und die Karfreitagsmusik mit Werken von Bach, Händel, Mozart und anderen. Kristina Haller spielte Blockflöte und Gambe, Sopran: Anne Haller, an der Orgel: Gesine Hagemann.