Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Als ich vor ein paar Jahren Peter Richters Wenderoman 89/90 las, war ich hin und weg von Sprache und Story. Richter traf perfekt den Sound der wilden Wendezeit.
Sein neuer Roman August gefiel mir anfangs auch. Richter erzählt darin die Geschichte zweier in die USA (keine Angst, an die gute alte Ostküste) ausgewanderten Paare mit Ossie-Hintergrund (Berghain/Berlinfolklore). Einer ist wohlhabend (Immobilienheini) geworden und lümmelt sich nun am exklusiven Strand der schönen Reichen mit seiner Frau (ExVivaModeratorin und erfolglose Schauspielerin) einen ab. Er lädt den alten Freund (Ami, der gern Kommunist geworden wäre) samt Frau (Ärztin, die für zwei arbeitet) zur Augustbewältigung. Leichte Gespräche, Alkohol und nices Essen, alles streng gesund, überwacht vom Guru der Frau des Reichgewordenen. Um die Kinder kümmert sich die Nanny und selbst im Pool hat es genügend Rettungsringe.
So weit so ok, die Story lakonisch erzählt, leider mit moralischen Grundsound, ein Buch, das niemand wehtut. Wohl ironisch gemeint, aber mir verknappte sich zusehends die Lesefreude. Besonders schlimm fand ich das schrecklich lustige Ende. Wer Bücher im unaufgeregtem Sommersound mag, wird August bestimmt lieben. Mir war es insgesamt zu saftlos, zu halbkomödiantisch, zu sehr Drehbuchvorlage einer ü50er (darf ich schreiben, weil selbst ü50) ZDF-Sommerkomödie.
Ich hoffe einstweilen auf Richters nächsten Roman, in dem er bestimmt zu alter Stärke zurückkehrt.
Bibliographische Angaben
Peter Richter, August, 256 Seiten, Verlag: Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG, München, 1. Auflage, 19.4.2021, ISBN: 978-3-446-26763-3, Preise: 22 EUR (Deutschland), 22,70 EUR (Österreich), auch als E-Buch erhältlich