„Ein Romanverführer“ anläßlich des 250. Geburtstages von Honoré de Balzac – Zum Taschenbuch „Honoré de Balzacs Universum oder: Wie man einen Menschen liest“ von Jürgen Glocker

"Honoré de Balzacs Universum oder: Wie man einen Menschen liest" von Jürgen Glocker. © Morio-Verlag in Mitteldeutscher Verlag GmbH

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Im Morio-Verlag mit Sitz in Heidelberg, der als Wortmarke zur Mitteldeutscher Verlag GmbH mit Sitz in Halle gehört und nach Angaben auf der Heimatseite des Morio-Verlages im Weltnetz zum 1. April 2014 von Roland Krischke und Roman Pliske in Heidelberg gegründet worden sein solle, wobei für den Verlagsnamen „der berühmte Heidelberger Hofnarr Perkeo Pate“ gestanden habe, würde im November 2023 das 320 Seiten umfassende Taschenbuch „Honoré de Balzacs Universum oder: Wie man einen Menschen liest“ von Jürgen Glocker herausgebracht. Das Werk solle „ein Romanverführer“ anläßlich des 250. Geburstages von Honoré de Balzac sein.

Beim Mitteldeutschen Verlag tut man so, als sei der Mario-Verlag einer. Das ist Mumpitz. Daß Honoré de Balzac diesen Zeit seines Lebens kritisierte, das ist richtig. Der Romancier aus dem vergrößerten Westfrankenreich gab zur sich schreibende Zunft, Presse und Kritiker nennenden Mischpoke, zu der Charles-Augustin Sainte-Beuve und Jules Janin gehörten, sogar ein Buch heraus. Das trägt den Titel „Von Edelfedern, Phrasendreschern und Schmierfinken. Die schrägen Typen der Journaille“ und wurde von Rudolf von Bitter in die deutsche Sprache übersetzt.

Balsacs Großwerk „Verlorene Illusionen“, das zwischen 1837 und 1843 entstand und indem der Autor über die Epoche der Wiederherstellung der Bourbonenmonarchie schreibt, mit der diejenigen, welche die Jahre, Jahrzehnte und Jahrhunderte nach Herrscherhäusern einteilen, die Zeit zwischen dem Ende des Ersten Französischen Kaiserreichs und dem Beginn der Julirevolution von 1830 bezeichnet wird. Kenner und Kritiker wissen, daß es sich beim Haus Bourbon um die Kapetinger handelt, einem fränkischen Adelsgeschlecht, das sich als Nachfolger der Merowinger und Karolinger durchsetzte, wobei die Herren als Bourbonen bezeichnet wurden, weswegen auch von der bourbonischen Monarchie die Rede ist. Jahre, Jahrzehnte und Jahrhunderte? Nun, die Zeit von der Rückkehr Napoleon Bonapartes von der Insel Elba währte 110 Tage, aber die vom 1. März bis zum 22. Juni 1815, als er mit seinem Gefolge sein Waterloo erlebte, gingen als die Herrschaft der Hundert Tage in die Geschichtsschreibung ein. Davor und danach war Ludwigs XVIII. der Herr im Reich der Westfranken.

Von Bonaparte und den Bourbonen zurück zu Balzac beziehungsweise Jürgen Glocker, der zu dessen Werk „Verlorene Illusionen“ griff, als in den Alpen Schnee fiel und ihm das „erstbeste Buch“ aus seinem „Büchervorrat“, „das obenauf lag“, offenbar ins Auge. Dazu teilt er mit: Anders als Stendhal, Gustave Glaubert, Guy de Maupassant, Émile Zola oder Marcel Proust hatte ich Honoré de Blazac seit einiger Zeit nicht mehr ernsthaft gelesen. Nun aber hielt ich die neue, die glänzende Übersetzung der ‚Verlorenen Illusionen‘ von Melanie Walz in der Hand. Ich schlug die erste Seite auf und war sofort gefesselt. Von einem Augenblick auf den anderen fühlte ich mich aus meiner winterlichen Wüstenei in eine andere Welt versetzt.“ Sie und ich wissen nun, in welche.

Doch weiter im Glocker-Text: „Ich zog mich mit einre großen Kanne Tee in mein gemütliches Zimmer und in Balzacs bunte Welt zurück, vergaß das weiße Chaors vor meinem Fenster und las und las.“

Gehen Sie von mir aus den Umweg über die Schneealpen und das Taschenbuch von Jürgen Glocker, aber gehen Sie und lesen Sie die Neuübersetzung des Romans „Illusions perdues“ von Melanie Walz (München 2014, ISBN 978-3-446-24614-0) und weitere Romane und Erzählungen von Honoré de Balzac. Lesen Sie Balzac und lassen Sie sich von ihm zum Lesen anstacheln. Wer mag, der greife zu Glocker, der nicht nur in Balzacs Werke einzuleiten weiß, sondern durch sie zu (ver-)führen.

Bibliographische Angaben:

Jürger Glocker, Honoré de Balzacs Universum oder: Wie man einen Menschen liest, 320 Seiten, Bindung: Broschur, Format: 135 x 210 mm, Marke: Morio-Verlag, Verlag: Mitteldeutscher Verlag GmbH, Halle, November 2023, ISBN: 978-3-949749-16-2, Preis: 28 EUR (Deutschland)

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