Ein roter Konsalik? Zum Buch „Der schwarze Monsun“ von Harry Thürk

Harry Thürk: Der schwarze Monsun.
"Der schwarze Monsun" ist ein Roman aus der Feder von Harry Thürk. © Mitteldeutscher Verlag

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Der Schriftsteller Harry Thürk, der im März 1927 in Zülz, Oberschlesien, geboren wurde und im November 2005 in Weimar starb, war ein Vielschreiber und in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) einer der am meisten gelesenen Autoren.

Kurz nach dem Krieg trat Thürk der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands bei und arbeitete von 1948 an für das Sowjetische Nachrichtenbüro und als Journalist für verschiedene Zeitungen. Ab 1953 war er in Korea und in den Vietnamkriegen als Reporter tätig. Dort zog er sich später eine schwere Vergiftung mit dem vom US-Militär eingesetzten Pflanzenvernichter Agent Orange zu, die ihn ans Bett fesselte.

Als Reporter lernte Thürk vor allem Korea, China, Vietnam, Laos und Kambodscha kennen. Neben Sachtexten und Drehbüchern schrieb er insgesamt 60 Romane, die allesamt Schmöker waren. Viele wurden übersetzt in über ein Dutzend Sprachen. Damit war Thürk einer der meistgelesenen und populärsten deutschen Nachkriegsautoren.

Die meisten seiner Romane handeln im südostasiatischen Raum, vorwiegend während des Kampfes gegen die Kolonialherrschaft.

Der Klassiker „Der schwarze Monsun“ ist ein faszinierender und zugleich fesselnder Roman über das Terrorregime der Roten Khmer in Kambodscha. Er erschien erstmals 1986 im Verlag Das Neue Berlin. 2005 wurde der Roman im Mitteldeutschen Verlag neu aufgelegt. Beim Verlag heißt es zum Buch: „April 1975: Seit Jahren tobt in Kambodscha ein Bürgerkrieg; die Roten Khmer, eine maoistisch-nationalistische Guerillabewegung unter Führung Pol Pots, steuern mit ihren Verbündeten auf die Hauptstadt Phnom Penh zu. Die dort Lebenden – unter ihnen der Koch Hang Son und seine Freundin Chanta – erhoffen sich ein Ende der Kämpfe und einen friedlichen Wiederaufbau des Landes. Bald folgt jedoch das böse Erwachen, die Bevölkerung Phnom Penhs wird aufs Land verschleppt und muss Zwangsarbeiten verrichten. Es beginnt die Terrorherrschaft der Roten Khmer, die schließlich im millionenfachen Massenmord mündet.
Hang Son kann fliehen und landet in einer geheimen, von den USA geleiteten Truppe. Chanta dagegen wird in eine Edelsteinmine verschleppt und muss täglich um ihr Leben bangen. Son versucht alles, sie wiederzufinden.
Auch rund vierzig Jahre nach dem Ende des Pol-Pot-Regimes 1978 sind in Kambodscha noch nicht alle Wunden verheilt.“ Das mit den Wunden kann man so schreiben.

Ob Thürk mit „Der schwarze Monsun“ an Konsalik erinnert, ob der Nationalpreisträger der DDR mit pubertärer Schwülstigkeit und mit politischem Pathos schrieb, wie Kritiker ihm Zeit seines Lebens vorwarfen, oder ob er gesellschaftspolitische und geschichtliche Zusammenhänge spannend aufarbeitete und unterhaltend erzählte, das darf der Leser entscheiden. Der Schmöker liest sich an einem Wochenende weg. Was bleibt? Harry Thürk und also ein weiteres Buch aus seinem Werk.

Bibliographische Angaben

Harry Thürk, Der schwarze Monsun, Roman, 352 Seiten, Broschur, Format: 125 x 200 mm, Mitteldeutscher Verlag, ISBN: 978-3-95462-594-9, Preis: 14,95 EUR

Anzeige

Vorheriger Artikel„Morgengrauen – Geschichten eines politischen Gefangenen“, gelesen für Selahattin Demirtas im Berliner Maxim-Gorki-Theater
Nächster ArtikelGesammeltes Reden … gesammeltes Schweigen. Benefiz-Matinée mit Hanna Schygulla im Filmkunst 66