Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Wir hatten uns einiges von der Lektüre nach dem letzten Hettcheroman (Stichwort: Augsburger Puppenkiste) erhofft, was bleibt ist aber: Daumen runter. U.a. Monika Rinck, Durs Grünbein, Ingo Schulze, Felicitas Hoppe und Daniel Kehlmann wollen uns in zwölf Essays erzählen, wie modernes Erzählen funktioniert und wählten (bzw. ließen von Hettche wählen) Heinrich von Kleists »Das Erdbeben in Chili«, Wilhelm Raabes »Zum wilden Mann«, Gottfried Benns »Gehirne« als Beispieltexte. So deutsch, so alt, so gut. Wenn man sich der Klassiker bedient, dann bitte schön mit etwas mehr Feuer. Sind wir denn im Rentnerclub der FAZ? Kann Hettche keinen smarten Herausgeberbeitrag dichten, der uns feinsinnig durch die zu erwartenden Zeilen leitet? Nein, kann er nicht.
Wo bleibt die Spitze Feder? Außer Benn (und der auch nur zum Teil) kommen alle viel zu gut weg. Etwas bräsig bis gespreizt gedichtet, zu bildungsbürgerlich, wenig überraschend und leider, leider oft sehr langweilig.
Bibliographische Angaben
Thomas Hettche (Herausgeber), Es ist recht sehr Nacht geworden, Kleist, Raabe, Benn. Essays, 336 Seiten, Verlag: Kiepenheuer & Witsch, Köln, 1. Auflage, 5.5.2022, ISBN: 978-3-462-00285-0, Preis: 24 EUR (Deutschland), auch als E-Buch erhältlich für 19,99 EUR