Gedächtniskirche – the place to be. The Berlin Orchestra in der Kirche

Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche unter Hochnebel. Links die Reste des Altbaus, in der Mitte die Hauptkirche, im Hintergrund die Hochhäuser der jüngsten Zeit. © 2019, Foto/BU: Andreas Hagemoser

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Gedächtniskirche – the place to be. Klingt ein bisschen englisch, trifft aber den Nagel auf den Kopf. Manche brauchen zum Lesen eines Taschenbuchs Wochen, andere Stunden. Das Programm der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin hat mehr Seiten als so manches Büchlein und ist gehaltvoll. Von der aktuellen Photoausstellung zum Thema Wasser mit dem Künstler Sven Hoffmann und einem Begleitprogramm bis hin zu umwelt-, sozial-, integrations- und weiteren politischen Themen gibt es ein ganzes Bündel von Aktivitäten, die kaum jemanden kalt lassen. Ein Besuch im „Hohlen Zahn“, der Gedenkhalle, dem Altbaurest, ist bereichernd. Kunst gibt es auch im Eiermann-Neubau, der ebenfalls, jedoch ganz anders beeindruckt. Gerade wird das Podest, auf dem alles steht, renoviert. An der Südwestecke, das ist die zum (U-Bahnhof) Kurfürstendamm hin zeigende Ecke am Motel One, sieht man schon, wie schön es aussehen wird, wenn es denn einmal fertig sein wird und wie es einst aussah.

Gottesdienste finden hier bisweilen auch statt, das ist in einer Kirche, die nicht nur ein Gebäude ist, unvermeidlich und gehört dazu. Wem das zuviel ist, muss ja nicht hingehen.

Dass die Kirche durchaus offen und nicht nur oft geöffnet ist, zeigt folgendes Beispiel: Aktuell werden ehrenamtliche Mitarbeiter gesucht. An mehreren Einsatzorten. Einer ist der Verkaufsstand im Altbau, der intern meist Gedenkhalle genannt wird. Wer sich dafür interessiert, soll einige Voraussetzungen mitbringen. Ein Interesse an der Kirche, dem Gebäude, und die Bereitschaft, den Besuchern freundlich Fragen zu beantworten. Die Bereitschaft, sich in das Kassensystem einzuarbeiten. Aber weder die Zugehörigkeit zur Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirchengemeinde noch die Zugehörigkeit zu einer anderen evangelischen Kirchengemeinde ist Bedingung.

Weltoffenes West-Berlin. Besucherfreundlich, abwechslungsreich und interessant.

Gedächtniskirche – the place to be. The Berlin Orchestra ist bloß ein Beispiel

The Berlin Orchestra – so einen Namen haben zu dürfen, ist ein Privileg. Oder eine clevere Namensgebung; oder beides. Das Kammerorchester besteht aus Semion Gurevich, Solovioline, Sara Gouzy, Sopran – Frauenquote: check! – und Giorgos Fragos, Orgel.

Auf dem Programm stehen laut farbigem, meist in englisch gehaltenem DIN-A5-Handzettel (FLYER) „die besten Meisterwerke aus 300 Jahren europäischer Musikgeschichte in Berlins berühmter Kirche am Kurfürstendamm“.

Wer die jeweils etwa 70minütigen Konzerte, die ungefähr eine Stunde und zehn Minuten dauern – nicht zu lange klatschen, sonst wird die Zahl nicht mehr stimmen – am 1. und 3. Oktober, gut, da waren viele mit etwas anderem beschäftigt, dem Feiertag der Deutschen Einheit; am 8. und 10.10. – schon wieder ein Feiertag, der „Double Tenth“, Gründungstag der Republik China vor über 100 Jahren – am 15., 17. und 22. 10. verpasst hat, hat am Dienstag, den 29. Oktober 2019 um 19.30 Uhr letztmalig die Gelegenheit, das Programm dieses Trios live zu hören im blauen Licht des Kirchenraums.

Das Programm: A. Vivaldi, Die vier Jahreszeiten, Frühling und Sommer; W.A.Mozart, das Lacrimosa aus dem Requiem; Bach: Air (Air on the G String, Air auf der G-Saite); L. van Beethoven: Allegro con brio aus der 5. Sinfonie; Fr. Schubert: AVE MARIA; W.A.Mozart: Divertimento in D-Dur; Bach: Toccata und Fuge in d-moll; G.H.Händel: Wassermusik „alla hornpipe & minuet“; nochmal Händel mit dem Largo aus Xerxes und als Encore, also Zugabe von Charles-Marie Widor das Toccata aus der fünften Sinfonie.

(Eintrittskarten an der Tageskasse und an der Abendkasse der K.-W.- Gedächtniskirche (KWG) am Konzerttag und am Vortag, bei eventim Tel. 01806-570070 (20 Cent aus dem Festnetz, maximal 60 Cent vom Handy aus) und an den bekannten Vorverkaufsstellen wie z.B. am Lehniner Platz und in der Westfälischen Straße.) Reservierungen: Tel. 01521-892 86 98.

Homepage der Gedächtniskirche in der Nähe von Zoo, Kranzler-Eck und Joachimthaler Straße: https://www.gedaechtniskirche-berlin.de/

Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin am Vorabend von Blacktide. Eingang zum Veranstaltungsort. Im Hintergrund der Zoo-Palast am Zoo. © 2019, Foto/BU: Andreas Hagemoser
Weihnachtsmarkt an der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche auf dem Breitscheidplatz am Vortag des Jahrestages der Terroranschlags. © 2017, Foto/BU: Andreas Hagemoser
Kürzlich in der Gedächtniskirche, am 30.9.

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1 Kommentar

  1. Zum Thema Charles-Marie Widor (21.2. 1844 Lyon- 12. März 1937 Paris):

    Die Toccata aus der 5. Orgelsinfonie = sein bekanntestes Werk (wie bei diesen Konzerten sowieso nur die allerbekanntesten Melodien zu hören waren).

    Der in Moskau geborene Baseler Jacques Handschin (1886-1955) war ein Schüler Widors. Der am 3.9.31 geborene Komponist Rudolf Kelterborn, ein anderer Baseler, der vor kurzem – am 24. März 2021 – in Basel starb, war wiederum ein Schüler des im Zarenreich geborenen Handschin, hatte bei ihm an der Universität Basel Musikwissenschaften studiert.
    Kelterborn, dem gerade gedacht wurde, war also quasi ein „Enkelschüler“ Widors, ein Schüler seines Schülers. Kelterborn war 6, als Widor starb.