Junges Gemüse am Mierendorffplatz. Bilder von Achim Mogge

Bilder - Ausstellung JUNGES GEMÜSE von Achim Mogge vom 5.-30.April 2024 im HAM am Mierendorffplatz
Kunst-Ausstellung "JUNGES GEMÜSE". Bilder von Achim Mogge vom 5.-30.April 2024 im HAM, gemalt mit Tempera-und Ölfarben. © copyright Photo/ BU 2024 Andreas Hagemoser, Aufnahmedatum 12.4.2024, -ort Berlin

Berlin-Charlottenburg, Deutschland (Kulturexpresso). Junges Gemüse am Mierendorffplatz. Das wächst bestimmt irgendwo, auf Balkonen, in Loggien, wild auf dem Platz oder auch bewusst angebaut. Viel junges Gemüse treibt sich sowieso auf dem Platz herum. Zum Teil, weil es hier umsteigen muss vom Bus in die U-Bahn oder umgekehrt. Der Mierendorffplatz hat einen von nur zwei U-Bahnhöfen auf Kalowswerder, wie die Charlottenburger Insel früher häufiger genannt wurde als heute. Der andere hat zwar eine größere Verkehrsbedeutung aufgrund des Umsteigens zur Bahn (Regionalbahn etc.), doch wegen der zentraleren Lage des Mierendorffplatzes (mit seinem Bahnhof) auf der Insel ist sie inzwischen als Mierendorffkiez bekannt. Der von Erwin Barth angelegte Platz – Photos im Verteilergeschoss des Untergrundbahnhofs veranschaulichen das – hat mit 9000 Quadratmetern genug Platz für junges Gemüse. Doch nun wird auch noch von Achim Mogge gemaltes ausgestellt. Die Ausstellung der Bilder ist im HAM.*

Es ist noch gar nicht so lange her, dass der Platz umbenannt wurde. Nach den beiden Kriegen hatte die Sozialdemokratie jeweils Hochkonjunktur. Erst 1950 benannten die, die es durften, den großen und teils schönen Platz nach Carlo Mierendorff um. Der Schriftsteller und SPD-Politiker war auch Wissenschaftler. Sozialwissenschaftler. Wen wundert’s.

Trocken vermerkt eine Enzyklopädie im Netz über den Platz (Wikipedia): „Die gleichnamige geschützte Grünanlage ist eine gewidmete öffentliche Grün- und Erholungsanlage.“ Aha. „Sie wurde 1912–1913 nach einem Entwurf des Landschaftsarchitekten Erwin Barth angelegt und ist als Gartendenkmal geschützt.“

Geographie

Die Bilder von Achim Mogge finden wir auf dem Mierendorffplatz auf einer Insel. Die ziemlich große Insel ist weniger als halb so groß wie Moabit. Die Insel Kalowswerder ist eine künstliche, wenigstens zum Teil. Im Westen und Süden umspült die der Ur-Berliner Fluss der Spree. Doch der Westhafenkannal und der Chalottenburger Verbindungskanal sind das, was der Name vermuten lässt. An letzterem fanden übrigens in jüngster Zeit Veränderungen statt, die man bei einem Spaziergang nach der Ausstellung vielleicht begutachten möchte. Das Gaswerk ist auch nicht mehr da. Aber wenn man Junges Gemüse gesehen hat und sich jetzt nach Technik sehnt, ist der Gang nach Osten der richtige. Baudenkmäler wie die AEG-Turbinenhalle und das Meilenwerk in der ehemaligen Straßenbahnhalle bietet das Umfeld des Verbindungskanals. In West-Berlin wurde die Tram 1967 aussortiert. Heute würd‘ man das nicht mehr tun.

Botanik – junges Gemüse

Artischocken, Sellerie, Spargel. Tomaten und Zucchini. Im Grunde ist die Spanne ziemlich groß von A-Z. Lassen Sie sich überraschen, welches Gemüse in der Ausstellung vorkommt, ob grüner Spargel oder weißer. „Ich weiß“, sagte die Stange von letzterem.

Ein Art-Schock kommt jedenfalls nicht dabei heraus.

Technik

Wir verraten Ihnen etwas: Techniker können meist zeichnen, Ingenieure müssen es können. Siegfried Hagemoser zum Beispiel, Hochbauingenieur – Ing. grad – der Staatshochbauschule und Architekt, lernte zunächst das Zeichnen. Als technischer Zeichner auf der Werft in Memel, der ehemals nördlichsten Stadt Deutschlands mit ihrer Börse und ihrem Theater. Die Hansestadt hatte einen wichtigen Hafen an Haff und Ostsee. Die Memeler sind alle lange weg. (Wer überlebte, ging, wenn er das Gehen überlebte. Wer bleiben wollte, wurde gegangen. Ein Zurück gab es nicht.) Die Stadt gibt es noch. Oder muss man sagen wieder? Sie heißt heute Klaipeda.

Achim Mogge ist auch Ingenieur. Das Wort ‚genial‘ scheint da irgendwie durch, nicht wahr? Vor 15 Jahren hat er sein Hobby zum Beruf gemacht. Er malt Technisches und natürlich wachsendes. Bei der Technik als Motiv ist es gut, Ingenieur zu sein. Dann kennt man den Aufbau oder versteht ihn zumindest und kann ihn nachvollziehen. Ideal, um nicht zu sagen unverzichtbar beim Zeichnen technisch komplexer Gebilde und Gebäude, zum Beispiel von Industrieanlagen. Denken Sie nur an die Völklinger Hütte. Im Saarland.

Es gibt einen Magazinartikel, wo man schon am Titelbild erkennen kann, was wir meinen: https://kulturexpresso.de/5-urban-art-biennale-unlimited-in-der-voelklinger-huette/ . Schauen Sie sich das Bild online an – es ist ein Photo von Oliver Dietze – und Ihnen wird auch klar werden, was wir mit „Komplexität“ eines Motivs meinen. Stellen Sie sich vor, Sie wollten das Beitragsbild abmalen. Ginge das?

Mogge malt Technik und hat eine spezielle

Maltechnik.

So verwendet er gern Temperafarben. Sie haften gut auf dem Untergrund. (Wie zum Beispiel Leinen, das ja auch erst mal wachsen muss. Ich flachse nicht. Flachs wächst, bevor man ein Buch in Leinen binden kann oder eine Leinwand auf einen Holzrahmen nageln).

Tempera wird mit Ei hergestellt. Ei klebt ja bekanntlich gut; und es hält sich bekanntlich auch nicht lange. Achim Mogge mischt seine Farben selbst an und lagert sie dann im Kühlschrank. Sind sie nicht aufgebraucht, müssen sie nach 3-4 Wochen weg. Darüber kommen Ölfarben und Lasuren. So ist es am Ende ein Ölgemälde. Und keine Photographie.

Wir können uns nicht verkneifen, den Künstler Achim Mogge, der es ja wirklich drauf hat, zu fragen, ob er bei seiner realistischen Malweise auch genug Kunden findet, um nur davon zu leben. Achim Mogge antwortet, es gäbe einen Markt, und es gäbe genug Leute, die sich eine Original in die Küche hängen wollen und nicht einen billigen Druck von der Stange.

Abgesehen von der hohen Farbintensität und Plastizität, die die in Möbelhäusern wie Kraft, Höffner oder Krieger erhältlichen flachen, zweidimensionalen Massenreproduktionen einfach nicht hinkriegen können. Zum Thema Wirtschaft dürfen wir nicht vergessen, dass Achim Mogge auch Technisches malt. Und außerdem meint Mogge: Marketing gäbe es auch in der Kunst. Das Prinzip ist das Gleiche. Durchschaut man die Prinzipien, gibt es überall einen Markt, schließen wir.

Junges Gemüse – wann und wo?

Was? Kunst-Ausstellung „JUNGES GEMÜSE“. Bilder von Achim Mogge vom 5.-30.April 2024 im HAM*, gemalt mit Tempera-und Ölfarben.2024 12.4.2024, -ort Berlin

Wann? vom 5.-30.April 2024. Der letzte Tag der Ausstellung und des Monats, Ultimo, ist ein Dienstag. Die Vernissage hatte am Freitag, den fünften, stattgefunden. (Aus Zeitgründen haben wir sie verpasst, aus technischen Gründen – Kamera defekt bzw. nicht mehr vorhanden – hätten wir sowieso keine Photos der Bilder machen können. Aber wir haben uns ein Bild gemacht.)

(Eine Finissage ist nicht geplant.)

Öffnungszeiten der Ausstellung: 10-18 Uhr. Montags bis freitags. Der Eintritt ist frei.

Wo? *HAM, direkt am Mierendorffplatz, Mierendorffplatz 19 in 10589 Berlin.

Um frisches junges Gemüse geht es auch in einem frischen Artikel: https://kulturexpresso.de/spargelkoenigin-in-klaistow-beelitzer-spargelsaison-beginnt-anstich/ .

Dieser Artikel ist die Nummer drei in einer losen Reihe namens „Spargel in Berlin und Brandenburg“. Weil das gemalte junge Gemüse auch Spargel ist. Passend zur jetzigen Spargelzeit.

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