Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Die Zeit ist knapp. Das Zentrum für internationale Künste oder Zik schließt am 30.10.’24 Schloßstraßencenter (SSC) in Berlin-Friedenau seine Pforten. Es geht zu Ende. Zeit ist knapp. Das hört sich nach Weltuntergang an oder nach den Heiligen der letzten Tage, der Latter-Day Saints. Schon Ende des 19. Jahrhunderts dachten einige, die Welt ginge unter. Am Ende des 20. auch (‚millenium bug‘, Y2k) und 2012. Damit ließen sich schon immer gute Geschäfte machen. Es muss nur jemand glauben. Letzter Tag für Zeit ist knapp am 30.10.2024 – Warum am 30. und nicht am 31.10.2024? Ultimo oder letzter Tag des Monats ist der 31. Oktober. Und unseres Wissens ist das in Berlin, als Bundesland betrachtet, kein gesetzlicher Feiertag. Am 31.10.2017 wurde bundesweit, in allen 16 Bundesländern, einmalig der Reformationstag gefeiert aus Anlaß des 500jährigen Jubiläums der Reformation. Das Zik ist eine Zwischennutzung im Erdgeschoss nach Wegfall des Ankermieters.
Zik ist eine Abkürzung von Zentrum für internationale Künste oder steht für „Zeit ist knapp„. Nach dem Insolvenzantrag des Einkaufszentrum könnte man auch sagen „Zwischennutzung im Konkurs“. Wie die Organisa- oder Initiatoren – auf jeden Fall irgendwelche -toren – sich das gedacht haben oder wie sie es zumindest verkauft haben, steht auf dem Lichtbild unten.
Eine Vision, ein Pionierkonzept: Zeit ist knapp, Raum ist schon da
„Eine Vision“! „Ein Pionierkonzept“. Mit dem Ziel, Zwischenraumnutzung – das Zik liegt zwischen den beiden Haupt-Treppenhäusern, aber nicht die Nutzung des Zwischenraums ist hier gemeint, sondern ein Zwischennutzung des Raums – als „Nachhaltigkeitsmodell“ zu „etablieren“. Wenn die Etablissements da mitmachen, warum nicht. Wer zahlt? Cui bono? Die Bevölkerung, die das Angebot, das laut Angabe des Sicherheitsmitarbeiters etwa ein Jahr bestand – wie nachhaltig ist das denn! – in Scharen annahm und teils sehr genoss, vor allem die Kinder, hatte etwas davon, auch in den kühleren Jahreszeiten drinnen Salsa zu tanzen oder, wie am 18. Oktober, eine Kinder- und Jugenddisco zu besuchen. (Eine Disco unter dem ersten Stock, aber noch lange kein Disco-unter, also Discounter.)
Weitere Angebote waren Kunst – siehe ganz unten – und Musik, wie wir an einer aufgebauten Bühne früher im Jahr feststellen konnten. Allerdings fehlte die Zeit zum Konzertbesuch, doch ein Musiker spielte sich bereits warm, es gab eine Jam Session und die erste Gruppe an jenem Abend war bereits vorher namentlich bekannt.
Schloßstraße schreibt man so, warum schreibt man ‚Schloßstraßencenter‘ nicht richtig?
Ende von Zeit ist knapp. Letzter Tag am 30.10.2024, geöffnet von 14-22 Uhr. Die Öffnungstage von ZiK waren Mittwoch bis Samstag, der vorletzte Tag also Samstag, der 26.10.’24.
Das Schloßstraßencenter ist mit 16.200 Quadratmetern eines von 4 Einkaufszentren an der Schloßstraße. Warum die Schloßstraße, die sich richtig nur mit zwei ‚ß‘ schreibt, in der Schreibung von „Schlossstraßencenter“ falsch geschrieben wir mit ’ss‘, weiß der Geier. Normal ist das nicht. Ob da einfach Dummheit dahintersteckt, ein amerikanischer Kulturimperialismus oder der Versuch, mehr Geld zu verdienen, in dem man sich internationaler macht, als man ist?
Zeit verrinnt – letzter Tag ist …
Stammlesern ist dieses Photo ja bereits bekannt. Es ist das Beitragsbild von ZiK, Zentrum für internationale Künste oder Zeit ist knapp – in Berlin – Kulturexpresso.de vom 22.10.’24.
Zu dem oben zu sehenden Kunstwerk fällt uns in diesem Zusammenhang ein: Die Zeit verrinnt zwischen den Fingern. Zeitlich im ‚zwischen‘, sprachlich mit ‚zwischen‘ (Zwischennutzung, -raumnutzung), hier räumlich dazwischen, im Gebäude und an der Grenze von Berlin-Friedenau und Steglitz … Zeit und Raum seien auf eine Weise eins, meinte einst Einstein. Ein Stein ist ja auch nichts, wenn er keine Sekunde existieren darf, was helfen ihm da seine drei Dimensionen…
Die Zeit für Zeit ist knapp ist zumindest in Berlin-Friedenau erstmal abgelaufen und die Friedensaue um eine Attraktion ärmer. Letzter Tag. Eine Tür geht zu, eine Tür geht auf. Nicht genutzte Räumlichkeiten, auch Leerstand genannt, gibt es zuhauf. Nicht selten verkommen dabei die Häuser. Das ist gegenüber Bauarbeitern und Architekten, gegenüber der gesamten Gesellschaft nicht besonders zuvorkommend geschweige denn wertschätzend.
Wenn man bedenkt, dass Deutschlands Einwohnerzahl noch nie so groß war – und Wohnungsnot herrscht. Aber auch Probenräume für Musiker fehlen, um ein Beispiel aus der Kultur zu nennen. Gerade wird wieder einer geschlossen in Südberlin und viele Musiker stehen, zwar nicht mit ihrem Bett, so doch auf der Straße.
In der Wilmersdorfer und anderswo angenehm sind Orte ohne Verzehrzwang. Aufgestellte Bänke. Umso schlimmer, das sich die Zahl der Bänke in Berlin in den vergangenen Jahren an Straßen und auch in Parks reduziert hat. Vielleicht hat Zeit ist knapp Kapitalisten wie Entscheidern gezeigt, dass und wie man Vorhandenes besser nutzen kann. Nutzung von Vorhandenem ist sogar gottgefällig.