Berlin, Deutschland, Los Angeles, Kalifornien (Kulturexpresso). Piper Laurie ist tot. Sie starb 91jährig in L.A., der Stadt mit dem Stadtteil Hollywood und den vielen Sternen. Sie wurde damit so alt wie Erasmus Schöfer. Während der Flugschriften- und Romanschriftsteller 1931 in Altlandsberg zur Welt kam und 2022 in Köln starb, startete die Schauspielerin erst am 22.1.1932, allerdings als Rosetta Jacobs.
Namen sind entscheidend, ihr neuer – PIPER LAURIE – wurde von den „Universal Studios“ vergeben
Aus Rosetta Jacobs, der Tochter polnisch-russisch-jüdischer Eltern aus Detroit im Bundesstaat Michigan der Vereinigten Staaten von Amerika, wurde so Piper Laurie. Ihre russisch-jüdische Mutter und ihr polnisch-jüdischer Vater zogen nach Kalifornien, als Rosetta sechs Jahre alt war. Genauer: nach Los Angeles – L.A. (Etwas mehr über Alter und Ausmaße der Stadt im letzten Abschnitt eines Artikels: hier.) War Rosetta Jacobs‘ Weg damit vorgezeichnet? Sie besuchte eine Schauspielschule und unterschrieb mit 17 einen Vertrag bei Universal. Die Leute dort (oder einer) vergaben den Namen, nicht Rosetta selbst und diesmal auch nicht ihre Eltern.
Aus deutscher Sicht könnte man sich fragen: Warum benennt jemand aus einem Filmstudio eine Filmschauspielerin nach einem Flugzeug oder einem Verlag? Nun, die deutsche Sicht geschieht meistens über den Atlantik, also nach Westen, auch wenn L.A. am Pazifik liegt und die Erde eine runde Sache ist. ( Oder als Gaia belebt, jaja …) Vom Münchner Piper-Verlag wusste die Filmbarone wohl nichts. Aber ab 1949, als Rosetta Jacobs 17 war und fortan von den meisten nicht mehr so genannt wurde, ging es beständig auf die Leinwand und später auf den Fernsehschirm. Jahrzehntelang! Spielfilme fürs Kino drehte sie von 1950-2018. Fernsehfilme ab 1955 ebenfalls bis 2018, als mit dem Drehen am Set nach über 68 Jahren Schluss war – nur etwa fünf Jahre vor ihrem Tod.
Mit andern Worten: Sie stand mit über 86 noch vor der Kamera. Und zwar nicht nur einmal, sondern mehrfach.
Piper Laurie und Ronald Reagan – und die 34 Jahre Wartezeit
Gleich ihren ersten Film drehte sie mit Ronald Reagan: „Louisa“. Sie spielte die Rolle der CATHY NORTON. Hal Nortons Tochter. Ronald Reagan spielte Hal, den Vizepräsidenten eines Unternehmens. Das erste Mal wurde der Film am 31. Mai 1950 der Öffentlichkeit, das heißt der Bevölkerung der Vereinigten Staaten von Amerika, gezeigt. Die Zuschauer in der Bundesrepublik Deutschland mussten warten, aber dafür nicht ins Kino. Am 4. März 1984, also 34 Jahre nach der Uraufführung – der Welt-Premiere und Piper Lauries persönlichem Filmdebüt – gab es für die Deutschen das, was man heute eine „Free-TV-Premiere“ nennt. Das erste Fernsehprogramm der ARD (also für DDRler das „Westfernsehen“) zeigte die Fernseh- und damit deutsche Premiere.
Übrigens entspann sich ein Techtelmechtel zwischen der inzwischen 18jährigen Piper Laurie alias Rosetta Jacobs und Ronald Reagan. Sie datete ihn mehrfach. Das hätte was werden können. Mehrfach klingt vielleicht irreführend wenig. Das ging schon eine Zeitlang und bedeutete in den späten 40ern frühen 50ern viel.
Nach dem Ende der zwei Amtszeiten als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika zog sich Ronald Reagan 1989 mit seiner Frau Nancy, die es geworden war, nach Kalifornien zurück. Dort starb RR am 5. Juni 2004 93jährig ebenfalls in einem Stadtteil von Los Angeles, in Bel Air. Den Schauspieler und die Schauspielerin, die nicht heirateten, verband also ein ähnlich langes Leben und der Todesort.
Reagan und die Altersrekorde
John Adams, 2. US-Präsident (und 1. Vize) wurde fast 91. Ronald Reagan überholte ihn in dieser Hinsicht mit 93 plus vier Monaten. Reagan, der das zwischenzeitliche längere Zeit vergessene „God Bless America“ – Gott segne Amerika – wieder einführte, wurde schon 2006 von Gerald Ford eingeholt, was den Altersrekord angeht. Der neue Rekordhalter wäre fast Reagans Vizepräsident geworden 1980, wenn er nicht mit seinem Konzept von der geteilten Präsidentschaft mit Kissinger und ihm selbst an die Öffentlichkeit gegangen wäre. Reagan wählte dann Bush. Jimmy Carter (*1924) löste dann 2019 den vorigen „Rekordhalter“ ab.
Reagan war übrigens auch mit 69 Jahren zum damaligen Zeitpunkt der bei Amtsantritt älteste Präsident. Trump war 2017 70 und übertrumpfte ihn. Biden schlug beide um Längen (acht Jahre).
„Louisa“
Norton ist im gleichnamigen Film Hals Mutter, gespielt von Spring Byington. Sie wurde als beste Hauptdarstellerin in einer Komödie für einen Preis nominiert. Regie: Alexander Hall. Deutscher Titel: Alter schützt vor Liebe nicht.
Piper privat
Nachdem es zwischen Piper Laurie und ihrem Kollegen Ronald R. zwar gefunkt hatte, der Weg zum Altar letztlich aber nicht angetreten wurde, arbeitete Laurie 12 Jahre lang unverheiratet weiter. 1961 traf sie Joe Morgenstern. Ronald Reagan war Kollege und sie lernte ihn am Set während der „Louisa“-Dreharbeiten kennen. Morgenstern war Filmkritiker beim „Wall Street Journal“ (und beim „New York Herald Tribune“).
Kurz nach dem Kinostart von „Hustler“ – der Film mit den ‚Großstadthaien‘, deutscher Titel „Haie der Großstadt“ – wurde die Werbetrommel gerührt. Im Rahmen seiner Arbeit musste Morgenstern sie interviewen. Sie fingen bald an zu daten und heirateten am 21. Januar 1962, neun Monate nach dem Interview. Die Ehe blieb quasi kinderlos, bis neun Jahre nach der Hochzeit mit Anne Grace Morgenstern eine Tochter adoptiert wurde. Nach den „Großstadthaien“ kam kein großes Rollenangebot herein und das Ehepaar zog nach Woodstock. Das liegt ja im Staat New York und Morgenstern konnte seiner Arbeit so leichter nachgehen. Als die Ehe 1982 – Reagan war schon zwei Jahre im Amt – geschieden wurde, zog es Laurie wieder nach Kalifornien und sie zog in die Gegend der „Traumfabrik“.
Privates und Berufliches mischte sich.
Preise, Awards und Nominierungen für Piper Laurie
1961 war sie in Großbritannien für die British Academy Film Awards als beste ausländische Schauspielerin und für die Academy Awards als beste Schauspielerin nominiert worden für ihre Rolle in „Hustler/ Haie der Großstadt“.
Als Best Supporting Actress, also beste Nebendarstellerin, wurde Piper Laurie zweimal für den Academy Award nominiert. 1976 für „Carrie“ und 1986 für „Children of a lesser God“- deutscher Titel „Gottes vergessene Kinder“. Sie gewann den Oscar allerdings nie.
Dafür einen „Golden Globe“ für „Twin Peaks“ (1990) und den Harvard-„Pudding“ 1962 („Frau des Jahres“). Sie wurde 1987 „Outstanding Supporting Actress“ wegen „Promise“; die „Beste Schauspielerin“ in „Snapshots“ beim „Los Angeles IFS Film Festival“ 2018, dem letzten Jahr ihres Wirkens, und erhielt den Master of Cinema Award beim RiverRun International Film Festival ebenfalls 2018.
Die Jury des Seattle International Film Festivals wählte sie 1999 zur besten Schauspielerin wegen des Films „The Mao Game“ und „Beste Nebendarstellerin“ wurde sie 1996 für „Die Grasharfe“ (The Grass Harp“).
Rollen im Fernsehen
Sie spielte 1981 Magda Goebbels in „The Bunker“. 1964 Alicia Carter in „The Eleventh Hour (die elfte Stunde)“ – Episode: „My Door Is Locked and Bolted“ – und Alice Marin in „Breaking Point“. Die Liste ist lang. Sie hörte auf die Rufnamen Fran, Jane, Jessica, Christine, Claire, Darlene, Neva, Annie, Margo, Catherine, Cora, Margaret, Marianne, Edna, Ellis, Elsie, Sara, Susan, Miriam, Sharon, Cheryl und so weiter und so fort- „You name it“.
Zum Beitragsbild „Hai“
„Haie der Großstadt“ – Originaltitel „Hustler“ – war ein Erfolg für Piper Laurie. Da in der USA andere copyright-Gesetze gelten, finden Sie in der wohl bekanntesten Selbermacherenzyklopädie drei Lichtbilder von Piper Laurie. Bei uns finden Sie ein exklusives Bild von Rosaana Velascos Bild eines Hais in einer Großstadt.
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