Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). EIN SKYWAY? Was sind SKYWAYS? Im Grunde ist es ganz einfach: Die Wasserstadt Minneapolis, wo es sie gibt, ist im US-Bundesstaat Minnesota und der liegt im sogenannten „Mittleren Westen“; ein Begriff, mit dessen Widersprüchlichkeit nicht nur Autisten bestimmt zu kämpfen haben. Mit ‚Middle West‘, wie es original heißt, ist der Teil des – nordamerikanischen – Westens gemeint, der nicht nur in den Vereinigten Staaten von Amerika liegt, die ja erst 1776 gegründet wurden, sondern auch noch in der Mitte. Damit ist gemeint nicht nah an Virginia, MARYLAND, Philadelphia und der Hauptstadt, aber auch nicht nah am Pazifik. Zudem die späteren, nah am Stillen Ozean gelegenen US-Bundesstaaten (Washington, Oregon etc.) entweder noch von First Nations bewohnt waren oder Mexiko gehörten wie Kalifornien, Nevada, Arizona … First Nations = erste Nationen, also auch die ersten Völker („Indianer“).
Die Stadt Minneapolis ist also im Mittleren Westen und das heißt im Winter ist es kalt, richtig kalt. Der Kälterekord wurde zwar weiter östlich in Bismarck erzielt, das liegt in der Nähe von Fargo, das wir aus dem gleichnamigen Spielfilm der Cohen-Brüder kennen. Aber es reicht dafür, dass man aus dem Auto gleich in die Häuser flüchten will.
Auf dem Beitragsbild sieht man einen SKYWAY zwischen zwei Häusern, aber sie befinden sich auch innerhalb der Häuser, vorzugsweise in der Bel étage, also dem ersten Stock der Häuser. Der – Vorsicht – in Fahrstühlen in den Vereinigten Staaten von Amerika die Bezeichnung „2“ tragen kann, da dort das Erdgeschoss, in Europa ‚E‘ oder ‚EG‘ abgekürzt, mit der ‚1‘ gekennzeichnet ist. Unser 1. Stock ist dann die 2. Etage, der 3. Stock die 4. Etage (im Lift die „4“) usw. usf.
Der SKYWAY ist kilometerlang. Über ihn hat man Zugang zu Geldautomaten. Zu Apotheken. Bars. Clubs. Friseuren. Gaststätten. Läden. Bowlingbahnen. Veranstaltungsorten. Yogastudios. Zoobedarfshandlungen.
Und zum Parkhaus. Richtiger: den Parkhäusern.
Den SKYWAY – warum es ihn in Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota gibt
Es ist ihm Grunde ganz einfach. Warum gibt es in POLYNESIEN auf den Inseln leicht gebaute Hütten mit Palmenblattdächern? Wegen des ganzjährig milden Klimas.
Im Mittelwesten herrscht ein kontinentales Klima. Die Nordgrenze Minnesotas kratzt gerade mal eben am 49. Breitengrad. Dabei grenzt der Staat Minnesota nicht nur an Kanada, das tun andere Staaten auch. Minnesota ist der am weitesten nach Norden reichende Staat der zusammenhängenden Bundesstaaten. Alaska und Hawaii hängen nicht zusammen, das ist gemeint. Alaska reicht natürlich über den Polarkreis hinaus. Der 49. geht bei uns durch Karlsruhe südlich von Mannheim. Freiburg im Breisgau ist auf dem 48. Breitengrad und damit auf einer Höhe mit dem Norden Minnesotas. Die Schwarzwaldhauptstadt liegt vier Breitengrade weiter oben als die Hauptstadt Minnesotas. Um die 50° Nord liegt Frankfurt am Main, etwas weiter nördlich Köln. Berlin 52°, Lüneburg und Quickborn 53, Flensburg 54 1/2°N. Doch durch den Golfstrom sind Paris, SYLT und Norwegen begünstigt. Deutschland auch.
In Minneapolis wie in Moskau und Westsibirien ist es im Winter sehr kalt und schneereich und im Sommer tatsächlich heiß. Zum Einkaufen in der Stadt will man im Winter nicht durch den Schnee (-matsch) stampfen. Die Ladeninhaber wollen die Spuren des Schnees auch nicht vom Teppich entfernen. Sie haben wie Fräulein Smilla ein Gespür für Schnee. Und im Sommer lieben US-Amerikaner Klimaanlagen. Da wollen sie in Minnesota auch nicht unbedingt raus. Und für die Bequemlichkeit gibt es bestimmt Rolltreppen und Laufbänder, wie man sie aus Flughäfen kennt.
Minneapolis, die Stadt mit dem SKYWAY
Der Skyway oder die SKYWAYS sind oben, weil unten ja die Eingänge und Zufahrten sind. Und weil sie alle miteinander verbunden sind wie ein gutes U-Bahn-Netz, müssen sie dann die Straße überqueren. Wären sie unterirdisch, gäbe es Tunnel. Aber sie sind über Straßenniveau, dadurch führen die Wege durch die Luft. Dem Himmel nah. Auf englisch: SKY.
Aber Tageslicht ist ja auch eine feine Sache. Gut für die Augen und den Geldbeutel, da stromsparend.
Nun noch ein Wort zur Stadt Minneapolis selbst.
Es ist im Sommer dort warm, manchmal sehr warm. Aber nicht trocken! Es gibt in der Nähe der Stadt mehrere Wasserfälle. Die Anfänge europäisch-amerikanischer Besiedlung waren 1819 das Fort St. Anthony am Zusammenfluss des Mississippis mit dem Minnesota, des Flusses, der dem ganzen Staat den Namen gab. Nachdem das Militär die Festung gebaut hatte, bildeten sich mehrere Siedlungen. Minneapolis an den Saint-Anthony-Fällen wurde 1867 Stadt und vereinigte sich fünf Jahre später mit dem inzwischen kleineren St. Anthony, östlich des Mississippi gelegen (Eingemeindung 1872).
Die Namen der Stadt Minneapolis
Bars wie die Sphere Bar mögen dazu beigetragen haben, dass die Metropole heute den Beinamen Funkytown trägt. Doch eine Sphere Bar macht noch keine FUNKYTOWN aus. Auch den SKYWAY finden wir FUNKY.
Aber das am 5. Juni 1878 zugelassene Siegel der Stadt gibt den entscheidenden Hinweis auf den Hauptbeinamen aus einer Zeit, in der rauchende Schornsteine noch als Fortschritt galten. Die Inschrift lautet dementsprechend „en avant“ (vorwärts).
Abgebildet sind im Siegel die Wasserfälle, darüber Mühlen und Sägewerke und unten die Behälter mit den Gütern aus der Natur. Getreide gab es hier, Holz und Wasserkraft (das erinnert ja schon Minecraft, ist aber wahr). Weltbekannt wurde Minneapolis durch das Mehl der Mühlen. „Mill City“ – Mühlenstadt – musste sie mittlerweile heißen. Wasser auf die Mühlen gab es genug. Und Wasser zur Versorgung der Bevölkerung. Früher waren es Dakota, dann Europäer wie Engländer und Deutsche und ihre Nachfahren, die sich nach einer Verschwörung 1776 unabhängig machten und später mit dem Eisenbahnbau – im Stadtgründungsjahr 1867 wurde auch die Strecke von und nach Chicago fertig – Asiaten, namentlich Chinesen.
Doch vor den Mühlen gab’s das Wasser. Und vor dem Englischen das Griechische und die Sprache der Dakota. Da waren die schon da und nannten das Wasser „Minne“. Wir lieben Wasser auch. Im Gegensatz zur Cola macht es die Zähne nicht kaputt und im Gegensatz zum Alkohol ist es kein Gift und macht die Leber nicht kaputt – und das Hirn. Im Gegenteil, Wasser ist ein Geschenk. Wahrscheinlich lässt Gott deshalb das Wasser durch die Gegend fließen und keine Limonade oder Wodka (wörtlich: das kleine Wasser von ‚woda‘). [Ob ein Schlaraffenland so ein Paradies wäre … Wo die Friedenstauben gebraten werden … Dann schon lieber die Waschbären oder noch besser die waschbaren Waschbeeren vom Stamme Him, Blau oder Brom.]
Ein Dakota-Wort für Wasser und ein griechisches für Stadt = Minneapolis
Der Mississippi ist der längste Fluss der Vereinigten Staaten (Mit Missouri). Der Minnesota bringt es auf 534 Kilometer. Dazu kommt der Blue Stone Lake und der kleine Minnesota (-fluss), der Little Minnesota (River) mit 115 km. Mnísota = „klares, ruhiges Wasser“ aus der Sioux-Sprache Dakota[2]. Andere schreiben: „mini“ bedeutet „Wasser“ und „sota“ wird entweder als „rauchweiß“ oder „wie der wolkige Himmel“ übersetzt.
Minneapolis ergibt also Wasserstadt, wenn man aus dem Dakota und Griechischen übersetzt.
In Minneapolis dreht sich nicht alles um das Wasser; die Wasserstadt wurde so groß, weil das Wasser die Mühlen mahlen lässt. Die Mühlräder drehten sich und die Mahlsteine. Lief. Minneapolis: im Osten der Mississippi, im Süden der Minnesota – eine echte Wasserstadt. Wälder gab es im Norden – also Holz im Überfluss. Man warf es in den Fluss. Wenig später war es in der Wasserstadt an der Mündung. Gratis transportiert und nachhaltig.
3 Fun facts: Ein rechter Nebenfluss des Minnesota heißt „Yellow Medicine“ – gelbe Medizin. Wasser ist Medizin, schrieb auch Batmangheliidj in seinem Buch Wasser hilft. – Der ganze Fluss Minnesota sieht auf der Karte aus wie ein OKAY-Zeichen. – An der Knickstelle des Hakens, bei der Stadt Mankota, dort, wo, er nicht mehr nach Südosten fließt, sondern nach NO abbiegt, kommt das Wasser eines weiteren Nebenflusses hinzu. Er heißt BLUE EARTH.
Minneapolis – die Wasserstadt mittlerer Größe im Mittleren Westen
ist keine Millionenstadt, auch mit ihrem „Zwilling“ St. Paul – benannt nach der Kirche der 1854 Stadt und Hauptstadt gewordenen Neuansiedlung – nicht. Minneapolis hat gut 400.000, Saint Paul am anderen Mississippiufer gut 300.000 Einwohner. Hauptstädte sind ja häufig kleiner als die größten Großstädte eines Staates, zudem in angelsächsischen Gefilden. Man denke an Ottawa oder Canberra. Zusammen sind die Wasserstadt & St. Paul die Zwillingsstädte, die „Twin Cities“.
Aber als Agglomeration – also nicht nur die zwei Städte, auch nicht nur zwei Counties, sondern sieben – bringt es die „urbanized area“, das bebaute Gebiet, auf über 3 Millionen Menschen. (Als Metropolregion für die Statistik, die jeweils noch zwei Countys oder Landkreise im östlich angrenzenden Wisconsin umfassen, kommt man auf fast bzw. knapp über vier Millionen Bevölkerung.)
Auch hier gar eine Sphere Bar
Übrigens, und das verbindet Minneapolis mit der deutschen Hauptstadt: Es gibt an einem SKYWAY eine Bar, die heißt Sphere Bar (‚Kugelbar‘). Eine gerade frisch aufgepeppte Sphere Bar gibt es auch in Berlin: Siehe dazu den Artikel im Kulturexpresso zur Sphere Bar im Fernsehturm: Die Sphere Bar mit Karte in der Kugel – KULTUREXPRESSO. Diese ist dem Himmel sogar noch näher als die andere. Und an der Spree gibt’s sogar einen Stadtteil namens Wasserstadt. Und für Buchstabenschieber: Aus Spreebar mach Sphere Bar, wenn du kriegst ein ‚H‘.
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