Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Nadav Lapid hat mit seinem Berlinale-Wettbewerbsfilm unterhalten, provoziert und …? Ein Israeli in Paris, komische Szenen in der Metro genannten U-Bahn … Die JURY der Filmkritiker – und die müssen es ja wissen, sind sie doch von der Politik und auch von den gut gemeinten sozialen Gedanken der Berlinaleführung unabhängig – sah jedenfalls Filmkunst in diesem Film, der 2 Stunden lang nicht jedem gefällt. 1, 2, 3 – eh man sich’s versieht, kommt eine Szene, die einem nicht gefällt. Das ist das Wesen der Provokation. Hätte Pauline Kael dieser Film gefallen? (Wir erfahren mehr über die Filmkritikerin in dem Panoramafilm „What she said“ von Rob Garver, Termine siehe berlinale.de.) 123 Minuten nach dem der Film begann, saßen bei der Berlinale-Pressevorführung ausschließlich für Journalisten nicht alle mehr im Saal. Journalisten sind auch und gerade im digitalen Zeitalter, das keinen Feierabend und kein Wochenende erlaubt, immer noch getrieben wie Harry Hirsch oder der rasende Reporter von Egon Erwin Kisch. Doch wenn mitten im Film eine jungen Kollegin aus der Mitte einer der mittleren Reihen dieses Premierensaals des Cinemaxx aufsteht, dann liegt das nicht am Terminstress.
Nicht nur nackt
Nacktheit und die nackten Tatsachen sind längst nicht alles, was hier gezeigt wird. Doch auch Matthias Schweighöfer in 100 DINGE musste das so zeigen und der Verleih entschied, die zwei nackten Männer, die verschämt ihre Scham bedecken, auf das Kinoplakat zu drucken. Der Kern des Films „Synonyme“, wenn es ihn denn überhaupt gibt in diesem multipolaren Streifen, liegt woanders. Selbst entscheiden und ansehen kann man den Film im International östlich des Alex (U-Bf. Schillingstraße) am Sonntag, den 17. Februar 2019 um 22.30 Uhr. Die Vorstellung ist ausverkauft. Online keine Karten mehr. Etwaige Restkarten werden immer nur am Tag der Vorstellung im jeweiligen Kino verkauft.
SYNONYME mit Tom Mercier, Quentin Dolmaire, Louise Chevillotte ist eine französisch-israelisch-deutsche Koproduktion und natürlich aus dem Jahr 2019. Schließlich müssen alle Wettbewerbsfilme, die nicht gerade außer Konkurrenz laufen wie das vorzügliche AMAZING GRACE, Weltpremieren sein.
Außerdem ausgezeichnet wurden je ein Film aus den Sektionen Forum und Panorama, dort: DAFNE.
FIPRESCI ist der internationale Verband der Filmkritiker.
Für die kleinen Preis, über die Samstag mittag entschieden wird und die Bären am Ende des Wettbewerbs hat Nadav Lapid noch alle Chancen offen. Für den Goldenen – man vergesse die vielen Silbernen nicht!!! – kommt wohl eher ein chinesischer Film, Denis Cote oder der Name Gottes in Frage: Der mazedonische Beitrag (FYR Macedonia) heißt in etwa: Wir kennen Gottes Namen, sie heißt Petrunja (PETRUNYA).
Den Massenmörderfilm von Fatih Akin, aus dem selbst gestandene Männer angesichts der Gewalt herausgingen, will man ja vielleicht nicht vergolden. Sowieso gab es in 32 Jahren nur einmal einen deutschen Goldenen Bären im Wettbewerb (es gibt auch einen für die Kurzfilme!). Er ging an den türkischstämmigen Regisseur.
Feliz NAVIDAD, NADAV!
Eine Anekdote am Rande: Die offizielle Urkunde wurde nicht nur von Hand von den Jurymitgliedern und weiteren Offiziellen unterschrieben, sondern auch der Name des Siegers mit der Hand eingefügt. Dabei ergab sich anagrammgleich ein Fehler. Nadav Lapid zuckte nur mit den Schultern nach dieser anstrengenden Berlinale. Es gibt Wichtigeres. Und ja, was man nicht ändern kann, sollte man besser klaglos hinnehmen und schnell zur Tagesordnung übergehen. Das spart wertvolle Zeit zumal in unsere schnelllebigen heutigen.
Na, was stand denn nun auf der Urkunde? Na, wat? NAVAD.