Tacita Dean in Luxemburg und in einer Einzelausstellung im MUDAM

Tacita Dean - Ein Gespräch über die Einzelausstellung im MUDAM in Luxemburg-Stadt. © Foto: Eva-Maria Koch, BU: Stefan Pribnow, Aufnahme: Luxemburg, 8.7.2022

Luxemburg-Stadt, Großherzogtum Luxemburg (Kulturexpresso). Während einer Pressekonferenz am 8. Juli 2022 im Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean, kurz MUDAM, präsentierte die international renommierte Britin Tacita Dean ihre zwei im MUDAM gezeigten Projekte. Der Präsentation vor Pressevertretern folte eine Presseführung durch die Einzelausstellung „Tacita Dean“, die seit dem 9. Juli 2022 läuft und noch bis zum 5. Februar 2023 laufen soll. Sie wird von Suzanne Cotter und Christophe Gallois kuratiert. Die Kuratoren werden von Clémentine Proby assistiert.

Zum einen werden Kunstwerke (Bühnenbilder) von Dean ausgestellt, die sie für das Ballett „The Dante Project“ (2021) angefertigt hatte. Das wird seit dem 29. April 2022 und noch geplant noch bis 31. Mai 2023 im Palais Garnier in Paris aufgeführt. Inspiriert sei das Stück von der Göttlichen Komödie, die bekanntlich als das Hauptwerk des Dichters Dante Alighieri gilt. Angeregt worden sei sie jedoch auch vom 16mm-Film „One Hundred and Fifty Years of Painting“ (2021), der eine Unterhaltung zwischen den Künstlerinnen Julie Mehretu und Luchita Hurtado wiedergibt.

Tacita Dean – Ein Gespräch über die Einzelausstellung im MUDAM in Luxemburg-Stadt. © Foto: Eva-Maria Koch, BU: Stefan Pribnow, Aufnahme: Luxemburg, 8.7.2022

Dean berichtete, dass sie alle drei Akte des Bühnenbildes gestalten musste, bevor die Musik entwickelt war. In puncto Ballett sagt sie, dass sie ab einem gewissen Punkt das sein müsse, was sie ist und nicht, was andere wollten.

Mittels Zeichnungen, Fotografien und Film habe sich Deans Bühnenbild vom Negativen ins Positive entwickelt, vom Einfarbigen ins Farbig, von der Darstellung in die Abstraktion, während Dantes Reise in die Unterwelt grafisch dargestellt wurde.

Tacita Dean – Impression von der Einzelausstellung im MUDAM in Luxemburg-Stadt. © Foto: Eva-Maria Koch, BU: Stefan Pribnow, Aufnahme: Luxemburg, 8.7.2022

Inferno (2019) ist Deans größte Zeichnung auf einer Schiefertafel, die eine umgekehrte Berglandschaft im Negativ wiedergibt. Die Welt voller Korruption und ihre Kommentare hierzu hat sie mit weißer Kreide hineingekritzelt, z.B. Hell.

Eine Ahnung der normalen Welt solle das sein, die den Verdammten unzugänglich bleibe.

Tacita Dean – Impression von der Einzelausstellung im MUDAM in Luxemburg-Stadt. © Foto: Eva-Maria Koch, BU: Stefan Pribnow, Aufnahme: Luxemburg, 8.7.2022

Purgatory (Threshold ) (Fegefeuer) (2020) ist eine großformatige, an die Wand gepinnte Fotografie, intensiv mit weißem Stift bearbeitet. So wie Dantes Fegefeuer ein Zwischenzustand ist, verfolgte Dean die Idee, ein Bild irgendwo zwischen Negativ und Positiv zu machen.

Fotografien von Jacaranda-Baumblüten, die im Frühling violett leuchten werden als Negativ-Druc ke gezeigt und die violetten Blüten in Grün konvertiert. Die städtische Umgebung wird durch den weißen Stift verfremdet.

Das Bühnenbild des Ballets- der 35mm-Film „Paradise“ (2021) wird in einem Pavillon in der Mitte gezeigt. Als Filmmusik dient die digitale Computer-Simulation von Thomas Adès’ Partitur für Orchester, Paradiso. Diese digitale Musik sei in Zeiten der Pandemie wichtig geworden, berichtet sie.

Paradise stellt in einem Farbkaleidoskop die kreisförmigen und planetarischen Motive dar, die Dante in seinem Paradies beschreibt. Für sie als Künstlerin sei das Paradies langweilig gewesen, sagt sie in der PK.

In „Buon Fresco“, das ist ein weiterer Film, wird das Giotto-Fresko „Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies“ in der Oberkirche der Basilika San Francesco in Assisi gezeigt.

Tacita Dean – Impression von der Einzelausstellung im MUDAM in Luxemburg-Stadt. © Foto: Eva-Maria Koch, BU: Stefan Pribnow, Aufnahme: Luxemburg, 8.7.2022

Das zweite gezeigte Projekt ist der eingangs erwähnte 16mm-Film „One Hundred and Fifty Years of Painting(2021). Mehretu und Hurtado sprechen über das Leben und den Tod, über ihre Situation als Immigrantinnen in den Vereinigten Staaten von Amerika, über Mutterschaft, den Klimawandel und selbstverständlich über die Malerei. Im MUDAM werden passenderweise zwei Gemälde der im Film vorkommenden Künstler ausgestellt: Luchita Hurtado (1920, Caracas – 2020, Santa Monica) und Julie Mehretu (1970, Addis Ababa). Über beide Kunstwerke wird im besagten Dokumentarfilm gesprochen.

Tacita Dean – Impression von der Einzelausstellung im MUDAM in Luxemburg-Stadt. © Foto: Eva-Maria Koch, BU: Stefan Pribnow, Aufnahme: Luxemburg, 8.7.2022

Die beiden Frauen und das Projekt lagen Tacita Dean insbesondere deshalb am Herzen, weil sie froh war, den Film noch vor der Pandemie gedreht zu haben, also beispielsweise die Reiseverbote einsetzten. Gedreht wurde das Gespräch übrigens in in Luchita Hurtados Wohnung in Santa Monica. Die Malerin Hurtado, die am 28. Oktober 1920 in Maiquetía, Venezuela, geboren wurde, sei, darauf wies Tacita Dean hin, 2020 verstorben, genauer: am 13. August 2020 in Santa Monica.

Das Herausgeben sei eine große Herausforderung für sie gewesen, sie habe den Film von Hand auf einem Tisch in Los Angeles geschnitten. Er ist: echte Handarbeit!

Abschließend wurden noch ein Katalog zur Ausstellung in zwei Bänden vorgestellt: Band 1 trägt den Titel „One Hundred and Fifty Years of Painting (2021)“ und Band 2 „The Dante Procjet“. Beide Bände mit je 120 Seiten befinden sich in einem Schuber mit dem Titel „The Dante Project“. Die Sprachen des Kataloges, der 47 EUR kosten solle, sind Englisch und Französisch.

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