Von Wismar nach Hamburg, von Backsteingotik und Hafengeburtstag

Auslaufende „MS Astor“ in Frederikstad. © 2019, Foto: Dr. Bernd Kregel

Wismar, Hamburg, Deutschland (Kulturexpresso). Auf historischer Fahrtroute durch Kattegat und Skagerrak verbindet die „MS Astor“ Ostsee und Nordsee.

Mit ihren dicken Bäuchen strotzten die alten Hansekoggen vor Selbstbewusstsein. Standen sie doch symbolisch für den Reichtum im nördlichen Europa, der sich unter dem Schutz des Hanse-Bündnisses beständig vermehrte. Ihnen gegenüber, so weiß es nicht nur die Legende, standen die gefürchteten Vitalienbrüder um Klaus Störtebeker, die den Koggen auflauerten, um sich deren Ladung als fette Beute selbst einzuverleiben.

An diese blutigen Auseinandersetzungen erinnert noch heute die traditionelle Schifffahrtsroute von der Ostsee hinüber zur Nordsee als der in jenen wirren Zeiten am meisten befahrene Seeweg Nordeuropas. Normalerweise war dies eine überschaubare Fahrtroute, die es wegen der von den Piraten verursachten Tücken und Gefahren jedoch in sich hatte.

Hansestädte als Welterbe

Backsteinarchitektur der Wismarer Nikolaikirche. © 2019, Foto: Dr. Bernd Kregel

Dieser alte Seeweg wurde im Verlauf der Jahrhunderte jedoch nicht nur weiter genutzt, sondern entsprechend den jeweiligen technischen Möglichkeiten auch weiter ausgebaut. So spannt sich auch heute der Bogen des neuen Reiseabenteuers von der Hansestadt Wismar bis hin zur Hansestadt Hamburg, die sich beide wegen ihrer kulturellen Vorzüge inzwischen sogar als „Welterbe“ bezeichnen dürfen.

Natürlich haben sich im Verlauf der Zeit auch die Schiffstypen verändert, die auf dieser Route das Meerwasser durchpflügen. Eines von ihnen ist die „MS Astor“, eine ältere Dame mit Erfahrung, die offensichtlich weiß, worauf es ankommt. Neben einer modernisierten Ausstattung bietet sie vor allem den Vorteil einer überschaubaren Größe. Schon heißt es „Leinen los!“, und unter den Abschiedsklängen eines Shanty-Chors verschwindet Wismars Nikolaikirche als imponierendes Zeugnis gotischer Backsteinarchitektur im zarten Schleier des Küstennebels.

Skandinavische Atmosphäre

Feierlicher Abschied in Göteborg. © 2019, Foto: Dr. Bernd Kregel

Bereits am nächsten Morgen ist das südschwedische Malmö in Sicht. Eine imponierende Küstenstadt, die lange Zeit unter dänischem Einfluss stand. So erging es auch der Stadt Göteborg. Bezaubernd präsentiert sie gepflegte Bauwerke aus unterschiedlichen Stilepochen und hat sich in der Altstadt ihre wohnliche Tradition bewahrt. Auch nahe gelegene Küstenstädtchen wie Klädesholmen versprühen mit ihren weißen Holzhäusern unter strahlend blauem Himmel eine unverwechselbare skandinavische Atmosphäre.

Romantisch und wehrhaft zugleich zeigt sich nach Passieren der norwegischen Staatsgrenze das Städtchen Frederikstad. Unweit des Oslo-Fjords präsentiert es sich gar als eine der mächtigsten Festungsanlagen im gesamten skandinavischen Raum. Sie erbringt, wie bereits der Name verrät, ebenfalls den Beweis für die einstige Vorherrschaft Dänemarks.

Bewunderte Großsegler

Kruzenstern und Mir vor Landungsbrücken. © 2019, Foto: Dr. Bernd Kregel

Nach Kristiansand gerät mit dem neuen Kurs der „MS Astor“ in Richtung Hamburg immer mehr „das schönste Straßenfest der Welt“ ins Blickfeld. Ausgelassene Stimmung liegt über dem Hafenbezirk. Doch dann richtet sich das Interesse auf die bunte Schiffsparade auf der Elbe, die bei den Zuschauern an den Landungsbrücken eine feierliche Atmosphäre hervorruft. Vor allem sind es die Großsegler, die Bewunderung erwecken. Besonders in dem Moment, wenn sie sich in Richtung Elbphilharmonie fortbewegen, deren schmucke Fassade als eine strahlende Kulisse dient.

Endlich kommt er zurück, der Star der diesjährigen Einlaufparade. Es ist die heute unter russischem Kommando stehende „Kruzenshtern“, der einzige heute noch im Einsatz befindliche P-Liner, der einst unter dem Namen „Padua“ mit Salpeter beladen die Südspitze Amerikas umrundete. Gerade hat das Schiff vor den Landungsbrücken festgemacht und lässt sich nun aus verschiedenen Perspektiven bewundern. So wie auch all die anderen Modelle einer vielfältigen Schifffahrtstradition, die ähnlich wie die Hansekoggen wesentlich zum wirtschaftlichen Erfolg Europas beigetragen haben.

Reiseinformationen „Hanse mit MS Astor“:

Bug der MS Astor bei Ausfahrt in Göteborg. © 2019, Foto: Dr. Bernd Kregel

An- und Abreise: Abreise und Ankunft sind nicht identisch! Mit der Bahn nach Wismar zur Einschiffung; zurück mit der Bahn ab Hamburg; bitte Pass oder Ausweis nicht vergessen!

Reisezeit: Besonders zum Hamburger Hafengeburtstag: 08.-10. Mai 2020; 07.-09. Mai 2021; 06.-08. Mai 2022

Auskunft: Transocean Kreuzfahrten, Rathenaustraße 33,63067 Offenbach, Telefon: 069-800 871650; Email: info@transocean.de; Web: www.transocean.de

Unterstützungshinweis:

Die Recherche wurde unterstützt von Transocean Kreuzfahrten.

Anzeige

Vorheriger ArtikelKirill Petrenko hat Pläne
Nächster ArtikelSchluckspechte auf der Bühne. Daniel Meza – ein Highlight auf dem Wissenschaftsfestival „Children of Doom“