Weltsprache Französisch – im 18. Jahrhundert abgelöst von Englisch

Wo die französische Flagge bzw. Fahne weht, spricht man meist die Weltsprache französisch.
Eine France-Flagge. Quelle: Pixabay, Foto: jacqueline macou, BU: Horst-Udo Schneyder

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Weltsprache Französisch – bis heute vertreten die Länder der Frankophonie die Meinung und den Anspruch – übrigens zurecht – , dass französisch eine Weltsprache sei. Eine Weltsprache, ja, aber die Weltsprache französisch gab es auch einmal. Eine sehr verkürzte Darstellung, warum seit dem 18. Jahrhundert Englisch als die Weltsprache, die lingua franca aufkam, folgt unten.

Ursprünglich ist dieser Text entstanden als ein Teil eines Artikels, als Exkurs zu einem Artikel über den Hahn, der der Pariser Kathedrale Notre-Dame vor kurzem wieder auf die Spitze gesetzt wurde. Nach dem Feuer von 2019 musste die Spitze und das darunter erst wieder aufgebaut werden.

Ein Teil des nun folgenden ist nicht ganz ernst gemeint, dabei geht es um die ersten drei Buchstaben des Kathedralennamens. Baut man aber darauf auf, kann man einen Bogen spannen – und findet heraus, dass die hunderte Jahre alte Kathedrale tatsächlich umbenannt worden war. Spannend.

Notre-Dame: Nomen ist Omen

Die Pariser Kathedrale Notre-Dame – anderswo gibt es auch welche diesen Namens – hat aus deutscher Sicht im ersten Wort am Anfang die Silbe „Not“. Das wird ja Noht gesprochen, also lang und geschlossen ist das ‚o‘. Im Französischen not, äh, nicht; da ist es als Silbe kurz und ‚offen‘. Notre bedeutet ‚unsere‘, Dame unter anderem Dame. Der Name wurde nicht die ganze Zeit verwendet.

Falls man hätte verhindern wollen, dass Notre-Dame in Not gerät, wie es am 15. April 2019 durch einen Großbrand geschah, der sogar steinerne Turmspitzen einstürzen ließ, hätte man vielleicht auf die deutsche Konnotation hören können. Nun bedeutet „Not“ in anderen Sprachen verschiedenes; genauso kurz und offen hört sich „knot“ im englischen an, der Knoten. Und im Schwedischen – tja, wir wissen nicht, was es im Schwedischen bedeutet, aber ein Großmöbelhaus führte eine Lampe dieses Namens im Programm. Einen deutschen Autisten, der den Karton zur Aufbewahrung von Kleinkram nutzt, kann die Aufschrift da schon mal irritieren. Wenn er sie ständig im Regal sehen muss und sie sich vielleicht in das Unterbewusstsein hineinfrisst.

Französisch war Weltsprache bis zum Siebenjährigen Krieg

Deutsch zu lernen, war zwischendurch in Frankreich verpönt. Aber zur Zeit des ersten Königs in Preußen, Friedrich I., der seiner Frau in Königsberg i. Pr. die Krone aufsetzte, schrieb Sophie-Charlotte, Tochter des Kurfürsten von Lüneburg-Braunschweig, auf französisch. Auch wenn sie an Leibniz schrieb. Alle anderen übrigens auch. Denn Französisch war die Weltsprache. Fritz der II. änderte die Koalitionen, ging mit England zusammen und hielt ihm im ersten Weltkrieg den Rücken frei, im siebenjährigen Krieg 1756-63. Da wurde es mit dem Gebrauch des Französischen in Brandenburg-Preußen schon etwas etwas schwieriger und es gab weniger Möglichkeit zur Übung. Der Krieg, der in Europa zu Lande geführt wurde, kostete etwa 150.000 Männer Preußens das Leben (Verluste Großbritanniens und Preußens zusammen: 340.000 Soldaten). Ergebnis: Status Quo ante. Keine Grenzverschiebung! Aber viele bettelnde Witwen, von der Hunger und Trauer mal zu schweigen.

Für den deutschen Verbündeten England ging es viel besser aus: Es wurde Weltmacht. die größte, die der Planet je sah. Größer als Dschingis Khans Reich.

Erst Weltreich Großbritannien gebildet, dann Weltsprache Französisch beendet und durch englisch ersetzt

Vor allem wurde englisch jetzt die Weltsprache. Dazu trugen die Vereinigten Staaten von Amerika bei, die fast deutsch gesprochen hätten. Zwar hatten die Franzosen zusammen mit den „Indianern“, den First Nations, die Engländer in Nordamerika zu Lande besiegt. Doch Großbritannien ist eine Insel und die britische Flotte – Engländer und Schotte – beherrschte nach dem Sieg gegen die spanische Armada die Weltmeere. Die Franzosen wurden auf dem Meer besiegt. Nun kam kein Nachschub mehr nach „Kanada“, Florida und die riesigen Gebiete am Mississippi – die Vereinigten Staaten wurden ja erst 1776 gegründet – und so verloren die Franzosen in Nordamerika, isoliert wie sie dann dort waren.

Dann kam englisch auf, weil die Engländer mit Preußen den Krieg gewonnen hatten

Die Folge: Zur Französischen Revolution sprachen die Franzosen noch ihre Muttersprache, aber sie war auf der Welt nicht mehr so verbreitet.

Immerhin HÄTTEN die Franzosen Notre-Dame umbenennen können – und damit vielleicht das Feuer 2019 verhindern können?

Die Franzosen – genauer: Die Revolutionäre – haben ja die Pariser Kathedrale sogar umbenannt (!). Ende des 18. Jahrhunderts!* Nur, dass mit Napoleon Bonaparte – den man später zum Putsch einlud, nachdem sich die Revolutionäre mit der Kraft des Wohlfahrtsausschusses selbst guillotiniert hatten – und der Reaktion die Umbenennung keinen Bestand hatte. Tja, so war das.

*(Das fand sogar Dietrich Schwanitz für so wichtig, dass er es in sein Werk „Bildung – Alles, was man wissen muss“ aufnahm.)

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