„Wenn man den Kobold in die Batterie packt wie den Tiger in den Tank“ – Bildungsbürgerliches Gutmenschengelindere in „Trost“ von Thea Dorn

"Trost" von Thea Dorn. © Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso) Seit Anfang Februar 2021 gibt es Briefe zu lesen, Briefe an Max. Die stammen wohl aus der Feder von Thea Dorn, die Philosophie und Theaterwissenschaften studiert haben solle. Dorn gilt als Schriftstellerin und Essayistin sowie als Gastgeberin der Sendung „Das Literarische Quartett“ im Staatsfernsehen der BRD.

Nach einem „wirklich großen Werk“, „einem gedankenreichen Buch und auch einem literarisch reichen Buch“ (freue sich, wer`s kennt) nun beachtliche Briefe? Briefe an Max im Buch „Trost“.

Gleich im ersten Brief an Max vom 7. Mai auf Seite neun rollte die Gesinnungswalze los. „Meine Mutter ist tot. Gestorben, weil sie sich in ihrem verdammten Leichtsinn für unsterblich heilt. Gestorben, weil blinde Politiker nicht sehen wollten, welche Gefahr auf uns zukommt. Gestorben, weil Wissenschaftler fröhlich verkündet haben, mit einem bisschen Händewaschen und In-die-Atembeuge-Niesen sei dieses Virus schon auszutricksen. Gestorben, weil unsere Krankenhäuser von einer Seuche heillos überfordert sind.“

Wer bis Seite 196 noch nicht platt ist von zäher Gutmenschengrütze, der liest: „Lieber Max, mach Dir keine Sorgen, wenn Du eine Weile nichts mehr von mir hörst. Bevor ich mein Leben neu in Angriff nehme, will ich erst mal ein bisschen Abstand zwischen mich und mich bringen.“ Wenn das nicht ins Staatsfernsehen des BRD abgekürzten Vasallenstaates der VSA, auch zerkleinerte Kleindeutsche Lösung genannt, paßt, was dann?

Gutmenschen werden sich daran warmreiben, vielleicht sogar einige heißlaufen wie elektromechanische Wandler. Wenn man den Kobold in die Batterie packt wie den Tiger in den Tank, dann muß man sich nicht wundern, daß beim Fahren eh etwas kaputtgeht.

Bibliographische Angaben

Thea Dorn, Trost, Briefe an Max, 176 Seiten, mit ein paar bunten Bildern, Pappband mit Schutzumschlag, Format: 11,8 x 18,7 cm, Verlag: Penguin Verlag in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, München, 1. Auflage, 8. Februar 2021, ISBN: 978-3-328-60173-9, Preise: 16 EUR (Deutschland), 16,50 EUR (Österreich), 22,90 SFr

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