Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Die Sonne scheint über einem Natursteinhaus im Grünen. Palmen wehen im Wind. Ein grüner Fensterladen wird von einem Rotkäppchen geöffnet, das sich als Rotkehlchen entpuppt. Es singt sogar beim Zitronenscheibenschneiden. Es sing von Kalifornien, genauer: vom Nach-Hause-kommen, von der Heimkehr nach Kalifornien.
Das wird man der Frau, die das eine Mal als Deutsche und das andere Mal als Kroatin präsentiert wird, die „italienische Wurzeln“ habe, schwer abnehmen, denn die wohnt wohl überwiegend in Berlin. Aufgewachsen sein solle sie in einem Dorf bei Oldenburg und also in der Provinz und das bei einem kroatischen Vater und einer italienischen Mutter.
„Coming Home (California)“ heißt der Titel unter dem Anica Russo singt. In einer Berlinièros PR-Pressemitteilung vom 26.4.2024 wird sie als „eine bemerkenswerte junge Pop-Künstlerin und Songwriterin“ beschrieben, die „mit einer einzigartigen Fusion von Dark- und Rock-Pop sowie … tiefgründigen Texten und mitreißenden Klängen“ fasziniere. Hören Sie hinein und sehen Sie das Video.
Daß das Video in Kalifornien gedreht wurde, das glaube ich kaum und noch weniger, daß Anica Russo das Buch mit dem Titel „The American Dream“ (zum Wegwerfen) gelesen hat, jedenfalls nicht das mit dem Zusatz „is killing me“. Dann wäre der Rotschopf wohl eine Rote.
Keine Frage, daß ihre Texte als „tiefgründig“ und ihre Klänge als „mitreißend“ bezeichnet werden dürfen. Doch wahr ist, was klar ist: „Die Kritik (ist) keine Leidenschaft des Kopfes, sie ist der Kopf der Leidenschaft“ (Karl Marx).
Mit anderen Worten: Ein Protestlied kommt nicht von Anica Russo, ganz zu Schweigen von einem Lied aus dem Widerstand gegen eine Gesellschaft der Ware und des Spektakels.
Anmerkung:
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