Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Am 7. Februar 2019 beginnt die 69. Berlinale. Für die Internationalen Filmfestspiele Berlin ist und bleibt der Wettbewerb das Schlachtschiff. Die Jury der Berlinale-Sektion Wettbewerb wird dieses Mal von Juliette Binoche angeführt.
Damit ist nach zwei Regisseuren in diesem Jahr wieder eine Frau an der Spitze. Die letzte Präsidentin war Meryl Streep 2016.
Im „Tagesspiegel“ (11.12.2018) wird unter der Überschrift „Juliette Binoche wird Präsidentin der Berlinale-Jury“ darauf hingewiesen, dass „die französische Schauspielerin und Oscar-Preisträgerin … eine lange Verbundenheit mit dem Festival“ habe, „wie Berlinale-Leiter Dieter Kosslick“ betonte. Weiter im „Tagesspiegel“-Text: „2001 war sie in Lasse Hallströms Melodrama ‚Chocolat‘ zusammen mit Johnny Depp im Wettbewerb zu sehen, 2004 spielte sie die Hauptrolle in ‚Country Of My Skull‘ von John Boorman. Zuletzt war sie mit ‚Camille Claudel‘ von Bruno Dumont und ‚Endless Night‘ von Isabel Coixet im Wettbewerb vertreten.“
Der eine oder andere Orchideenfilme ist darunter und auch in diesem Jahr im Wettbewerb, doch dazu in den nächsten Tagen mehr.
Die Berlinale will politische sein und erfüllt diesen Anspruch im Wettbewerb weitestgehend nicht. Doch dafür kann die Jury, die jedes Jahr eine andere ist, nichts. Dass die letztjährige Jury unter der Leitung von Tom Tykwer einem Schrottfilm wie „Touch me not“, bei dessen Vorführung sich der Kinosaal im Laufe des Films sichtlich leerte, den Goldenen Bären gab, dafür kann die Jury etwas und dafür können auch diejenigen, welche diese Jury, zu der neben Tykwer Cécile de France, Adele Romanski, Chema Prado, Ryūichi Sakamoto und Stephanie Zacharek zählten, zusammenstellen.
Wird das unter Binoche dieses Jahr wieder ein totaler Reinfall? Das wissen wir nicht, aber die Namen der weiteren Jurymitglieder: Sie lauten Justin Chang (USA), der in einer Berlinale-Pressemitteilung vom 29.1.2019 als „Filmkritiker und Autor“ vorgestellt wird, Sandra Hüller (Deutschland), als „Schauspielerin“ gilt, Sebastián Lelio (Chile), als „Regisseur“, Rajendra Roy (USA), als „Kurator“, und Trudie Styler (Großbritannien), als „Kuratorin, Regisseurin und Schauspielerin“.
Die Berufsbezeichnungen schützen leider nicht davor, bisweilen bekloppt bis völlig verrückt zu sein.
Behauptungen wie die im „Tagesspiegel“, Binoche u.a. würden „ein positives Signal für das letzte Jahr von Berlinale-Chef Dieter Kosslick“ sein, mögen deren Leser köstlich finden, basieren gleichwohl auf Kaffeesatzleserei.
Immerhin wurden in der Kosslich-Äre Filme wie „Bloody Sunday“ (2002), „Gegen die Wand“ (2004) und „Fuocoammare“ (2016) mit dem Golden Bären ausgezeichnet, die dem Anspruch, dass die Berlinale ein politisches Filmfestival, ja, sogar das größte politische Filmfestival der Welt seien, gerecht wurden.
Als Schelm auf Berlinale und das mit Schalk im Nacken, dazu ein schwarzer Hut und ein roter Schal, schön, vielleicht auch besser, als je zuvor, doch der Dreiklang aus dem Wahren, Schönen und Guten wurde noch nicht erreicht.