Alles für den Frieden – Dokumentarfilm „Zero Days“ von Alex Gibney um einen Virus gegen Atomwaffen feiert auf der Berlinale Premiere

Quelle: Berlinale

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Seine Weltpremiere feiert der fast zweistündige „Nulltage“-Film im Wettbewerb um Gold- und Silberbären der Internationalen Filmfestpiele Berlin am 17. Februar. Auch wenn es etwas ungewöhnlich erscheint, sind Dokumentationen doch im ‚Competition‘ des offiziellen Programms erlaubt; auch Zwischenformen. Man denke nur an „Der Perlmuttknopf“ („El boton de nacar“) von Patricio Guzmán. Der franko-chilenische Film über den Ozean, das Eis in polnahen Regionen, Landkarten, die zu groß sind und Folgen der Folter wurde auf der Berlinale 2015 präsentiert. Es enthält neben wunderbaren Naturaufnahmen auch animierte astronomisch-mythische Elemente. Guzmán erhielt den Silbernen Bären für das beste Drehbuch; eine richtige Entscheidung. Trotz oder gerade wegen dieses außergewöhnlichen Films sowohl in Bildsprache, Thematik als auch Formenmischung. Der Silberbär ist die höchste Auszeichnung für einen Drehbuchautor, denn den Goldenen gibt es nur für Filme, nicht für Menschen!

Auch wenn gerade das Wettbewerbsprogramm der Berlinale nicht gerade konsistent ist, scheint also bärenhalber noch alles offen. Wir werden sehen, wie die Jury entscheidet.

Regisseur Alex Gibney ist bereits oscarprämiert. Er wird am Premierentag mit Yossi Melman und David Sanger vorfahren, Protagonisten, die auch als Berater fungierten. Der vierte Mann an Bord ist der Produzent Marc Shmuger. Pressekonferenz, Roter Teppich und Filmvorführung könnten spannend werden.

Inhaltlich geht es um den Stuxnet-Rechnerinfiziator, der wohl in Natanz und anderswo im Iran Fabriken lahmlegen sollte, damit die Zentrifugen schweigen, die Welt aber nicht. Der atomare GAU ist ebensowenig erwünscht wie ein Schweigen der Welt nach einer absichtlich herbeigeführten Selbstvernichtung der Menschheit. Doch wer auch immer was getan hat, „die Geister, die ich rief“ geistern immer noch herum wie der Wasserholer aus der deutschen Lyrik.

Gibney folgt dem Stuxnet, einem sich selbst replizierenden Computervirus, der 2010 von internationalen EDV-Experten entdeckt wurde. Von den Regierungen der Vereinigten Staaten von Amerika und Israels in Auftrag gegeben, wie vermutet wurde, sollte die Schadsoftware gezielt das iranische Atomprogramm angreifen. Doch der komplexe Computerwurm befiel zwar das eigentliche Ziel, aber verbreitete sich auch weiter. Bis heute von offizieller Seite geleugnet, wurde Stuxnet von zwei Verbündeten erschaffen, die jeweils ihre eigenen Pläne verfolgten und die damit die Büchse der Pandora im Cyberkrieg öffneten…

In Gibneys Film berichten Insider von der Entwicklung des Programms mit dem Decknamen „Olympic Games“ – einer Software, die im Bruchteil von Sekunden die Infrastruktur ganzer Staaten lahmlegen kann, ohne Spuren zu den Verantwortlichen zu hinterlassen. Die Geschichte eines Quellcodes, der außerhalb des Cyberspace schweren Schaden anrichtete, wird zur warnenden Erzählung von den Gefahren entfesselter Technik und unkontrollierter politischer Macht.

Weltpremiere: Berlinalepalast Marlene-Dietrich-Platz, Berlin-Tiergarten (Mitte), 17.2.2016, 16 Uhr

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