Palazzo-Eskapaden: Spitzenessen, erstklassige Musik und das beste aus Saskatschewan

Musiziert und blödelt sich durch das Programm: Gregor Schaller. © Foto/BU: Fritz Hermann Köser, Aufnahme: Berlin, 9.11.2022

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Die Palazzo-Eskapaden mit Umzügen zum Ostkreuz und zuletzt zum Zoo in Charlottenburg haben ein Ende. „Zoologischer Garten“ und Kurfürstendamm bilden das Zentrum West-Berlins und sind heute mit dem „Alex“ eines der beiden Zentren Berlins. Das berücksichtigt auch die Autobahnausschilderung, wenn man sich der Hauptstadt auf dem Berliner Ring (A10) nähert.

Aber das Jahr 2022 ist ein besonderes für „Palazzo“. Nach zweieinhalb Jahren Zwangspause darf man erstmals wieder weitermachen. Die größte Wirtschaftskrise aller Zeiten – hausgemacht – blieb nicht ohne Spuren – Koch Kolja hat abgenommen. Das Spiegel-Zelt hat weniger Pfeiler und Geld für einen Umzug hat der Palazzo auch nicht mehr. Könnte man denken.

© Foto: Tatiana Lvova, Aufnahme: Berlin, 9.11.2022

Doch die Wahrheit ist anders: Kolja Kleeberg, seit 2013 an der Seite von Erlebnisgastronomiegründer Hans-Peter Wodarz, fühlt sich wohler in seiner Haut als vorher. Kolja Kleeberg ist nicht nur ein überraschend guter Musiker, der selbst bei der Saison-Premiere 2022/23 zu guter Letzt die Bühne betrat und losrockte, sondern nebenbei und in seiner Hauptfunktion Koch wie Wodarz und seit 9 Jahren für das Menü verantwortlich. Doch machen seine musikalischen Qualitäten in diesem Jahr einer erheblichen Teil des Erfolges aus. Denn er achtet auf wirklich gute Musiker in der Band. Dieses Jahr aus Dänemark, Israel, den Niederlanden und Südtirol.

Spielt schnell und geschickt mit den Bällen: Bertan Canbeldek. © Foto/BU: Fritz Hermann Köser, Aufnahme: Berlin, 9.11.2022

Dazu eine Sängerin, die bei den entsprechenden Liedern an Amy Winehouse erinnert und souverän, lebendig und wunderbar das gesamte Programm. Niamh O’Reilly ist Irin, das grüne Kleid und das rotblonde Haar lassen daran wenig zweifeln. Aber obwohl ihr Gesang einer der Haupthöhepunkte des Abends ist: Sie zeigt eingangs unglaubliche Akrobatik! Und singt gleichzeitig! Dem Publikum bleibt die Spucke weg und Niamh O’Reilly hat immer noch Atem. Kaum zu glauben, wenn man es nicht gesehen und gehört hat.

Ganz fest auf wackeligem Boden: Vladimir Omelchenko. © Foto/BU: Fritz Hermann Köser, Aufnahme: Berlin, 9.11.2022

Die fehlenden Pfosten sind ein Segen für alle, die nicht in der Manege sitzen; musste man doch früher manchmal links und rechts daran vorbeischauen.

Der clevere Koch Kolja Kleeberg kann auch gut Musik machen (Mitte, mit Brille): Hier inmitten seiner vierköpfigen irisch-jüdisch-Südtiroler Band aus handverlesenen Top-Musikanten. (Der Schlagzeuger ist verdeckt.) © Foto: Tatiana Lvova, Aufnahme: Berlin, 9.11.2022; BU: Andreas Hagemoser

Und der umzugsfreie Dauerstandort am Zoologischen Garten spart nicht nur Kosten und Kohlendioxid: Der Palazzo bereichert das alte und neue Zentrum des freien Berlins, die sogenannte City-West ungemein. In unmittelbarer Nachbarschaft befinden sich das Photographiemuseum und die Photoausstellungen des c/o Berlin. Vor der Vorstellung kann man über den Weltstadtboulevard „Ku’damm“ schlendern, im Café Kranzler einkehren und zu Fuß am Waldorf Astoria vorbei zum Palazzo-Zelt.

Die Palazzo-Eskapaden finden jetzt drinnen statt!

„Eskapaden“ ist der diesjährige Titel des Programms und natürlich hat der PALAZZO nicht die Exklusivrechte an dem Wort. Wer hat nicht schon mal Eskapaden unternommen? Oder denken wir nur an die Buchreihe mit diesem schönen Namen, die einen u.a. in die Lüneburger Heide und nach Hamburg entführt, wenn man sich denn entführen lässt.

Die Palazzo-Eskapaden machen oftmals wirklich Spaß, ob beim schnellen Spiel der Bälle, der hervorragenden Musik und dem Gesang der Irin.

Anzeige

Vorheriger ArtikelGarstig? Gerne! – Ekel Alfred in der Glotze geht immer
Nächster ArtikelAbgetaucht – Annotation zum Buch „Geisterschiffe“ von Jonas Dahm und Carl Douglas