Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Fassbinder, der große Wüterich, der geniale deutsche Wundenausloter und der unermüdliche Arbeiter hat ein Filmwerk hinterlassen, das noch heute Zuschauer wie Kritiker beschäftigt.
Neu auf dem Markt der Fassbinderausleuchtung ist nun ein Buch von Andreas Jacke, der mit seiner 254 Seiten langen Studie einige wesentliche Aspekte der Filmkunst des Rainer Werner Fassbinder betrachtet.
Jacke erkennt eine frühkindliche Störung, die gepaart mit Fassbinders Suchtproblemen, letztlich zu seinem frühen Tod mit nur 37 Lenzen führte.
Mit Freude am Vexierbild erfahren wir einiges über Fassbinders psychische Defekte und deren Projektion in seinen Kunst.
Weit entblättert Jacke die persönlichsten Kunstwerke des RWF, natürlich landet er zwangsläufig bei den Filmen „In einem Jahr mit dreizehn Monden“ und „Berlin Alexanderplatz“. Nie trug er sein Herz offener zu Tage, nie waren seine Helden verletzlicher und gingen am Ende nie so tragisch an der Welt zu Grunde. Die großen Melodramen des geschundenen Bayern im Licht seiner Entwicklung, ein anregendes Buch für die traurigen Dezembernächte, die schon bald ins Haus stehen.
Bibliographische Angaben
Andreas Jacke, Das Melodram, die Sucht und die Liebe: Rainer Werner Fassbinder. Sein Œuvre aus einer neuen filmwissenschaftlichen und psychoanalytischen Perspektive, 254 Seiten, Verlag: Königshausen u. Neumann, Würzburg 2019, ISBN: 978-3-826-06813-3, Preis: 19,80 EUR (D)