Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Die Rosenburg ist ein wunderbares Renaissanceschloss, nach wie vor im Eigentum einer namhaften aristokratischen Familie, hoch über dem romantischen Kamptal in Niederösterreich. Unten im Tal gedeiht köstlicher Wein, das romantische Schloss ist – nomen et omen – von Rosen umrankt. Doch vor allem wird hier, in einem großen Rundzelt, Sommer für Sommer Theater gespielt: Die Sommernachtskomödie Rosenburg ist unter der Leitung der rührigen Nina Blum seit genau einem Jahrzehnt zu einer kulturellen Institution gekommen. Das Publikum scheut die rund einstündige Autofahrt der Kulturmetropole Wien nicht, um hier, mitten in der Natur, spritzig-originelle Theaterkultur zu erleben – und dieses verwöhnte Publikum wird denn auch nie enttäuscht!

So auch dieses Jahr: Nina Blum hat sich zu ihrem zehnjährigen Rosenburg-Bühnenjubiläum auf ein (lohnendes) Wagnis hinausgewagt: Den amüsanten und stellenweise leicht gewagten Kultfilm „The Best Exotic Marigold Hotel“ aus dem Jahr 2011 mit seiner Starbesetzung (Maggie Smith, Judi Dench) auf die kleine runde Bühne und vor ein Publikum zu bringen, das nicht unbedingt mit England – dem Ausgangspunkt dieser hinreißenden Komödie – oder Indien (dem Schauplatz) aus persönlicher Anschauung vertraut ist. Die Story ist rasch erzählt: Eine Gruppe englischer Senioren – desillusioniert mit den Angeboten in den üblichen englischen Seniorenheimen – lässt sich auf ein Wagnis ein: Das reichlich heruntergekommene „Best Exotic Marigold Hotel“ im indischen Jaipur bietet sich mit Exotik, menschlicher Wärme und vor allem weit günstigeren Preisen als in England als alternative Senioren-Residenz an.

Bollywood im Waldviertel. © Dr. Charles E. Ritterband, Ort und Datum der Aufnahme: Rosenburg, Juni 2025

Was diese Gruppe sehr unterschiedlicher Charaktere und Paare dabei erlebt ist von umwerfender Komik und gleichzeitig von nicht zu verachtendem Tiefgang. Denn es geht letztlich nur um eines: Das Alter, damit auch den unvermeidlich bevorstehende Tod – und, ja, die Möglichkeit hier vielleicht sogar eine neue, letzte Beziehung einzugehen (inklusive Sex).

Nina Blum sollte man nicht nur für ihren Mut, dieses Wagnis einzugehen und Bollywood ins behäbige Waldviertel zu bringen, gratulieren. Vor allem auch für ihr exzellentes Casting, die perfekt stimmige Auswahl der Typen in dieser turbulenten Komödie, die sehr genau dem filmischen Vorbild folgt. Obwohl man sich hier zwei hübsche Pointen entgehen ließ: eine ältere Dame gibt sich gegenüber dem Chef eines vornehmen indischen Clubs auf der Suche nach einem „echten“ Maharadscha als Mitglied der Royal Family, als „Princess Margaret“, aus – und wird dann vom diskreten Club-Manager höflich darauf hingewiesen, dass die Prinzessin bereits im Jahr  2002 verstorben sei… Und die „Eroberung“ eines alternden Möchtegern-Casanova vertauscht heimlich die von ihm vorsorglich mitgebrachten Viagra-Pillen mit Aspirin – und es klappt trotzdem.

Eine Ansicht der Rosenburg im Waldviertel. © Dr. Charles E. Ritterband, Ort und Datum der Aufnahme: Rosenburg, Juni 2025

Dennoch: Diese Inszenierung bietet, sehr zur Begeisterung des Publikums, viel Komik, schauspielerische Hingabe und nie stockende Bewegung. Sehr realistisch wird der Rhythmus und die Lautstärke Jaipurs auf diese Bühne gebracht, auf pneumatisch betriebenen Podesten kommen original indische Versatzstücke, Möbel und hinduistische Götter aus dem Boden. Als einer der Akteure am Ende stirbt, wir mit raffinierter Projektion seiner rituelle Einäscherung gezeigt.

Ein gelungener Abend, den man auch als Liebhaber des Originalfilms uneingeschränkt genossen hat – eine Bewertung, die das Premierenpublikum mit begeistertem Szenen- und Schlussapplaus uneingeschränkt geteilt hat!

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