Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Der Titel „Einer muss doch anfangen“ ist, bezogen auf Protest und Widerstand gegen die Deutsche Arbeiterpartei, die in Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei umbenannt wurde, sowie gegen die führenden Mitglieder dieser Partei, darunter Adolf Hitler, unpassend. Immer gab es Protest und Widerstand.
Männer und Frauen in Stadt und Land sagten und schrieben, was ihnen nicht paßte. Sie versammelten sich, sie protestierten. Männer und Frauen sagten nicht nur, was ihnen nicht zusagte, sie sorgten sich auch darum, daß das, was ihnen nicht gefiel, nicht länger geschieht.
Sophie Scholl gehörte zu denjenigen, die protestierten, Georg Elser zu denjenigen, die Widerstand leisteten.
Nicht Dutzende und Hunderte Kommunisten leisteten Widerstand, sondern Tausende. Vor allem Kommunisten, die aus der Verräterpartei SPD hervorgegangen waren, leisteten so lange sie konnten Widerstand. Im Sommer 1933 waren rund 15 000 Kommunisten eingeknastet. Im Orwellschen Neusprech nannten die Regenten im Deutschen Reich das Schutzhaft. Dutzende waren tot. „Die Rote Fahne“ wurde noch bis 1935 herausgegeben.
Als die Sozen von der SPD zeigten, wes Geistes Kind sie waren, war der Ofen aus. Die Klugen verließen das Deutsche Reich und warteten entweder weit weg auf den Untergang, oder kämpften als Deutsche in den Streitkräften des Feindes.
Das Protestieren und der Widerstand waren ein Ding der Unmöglichkeit im Totalitarismus und Faschismus dieser Zeit in diesem Raum, denn erstens wollten die Feinde der Deutschen in der City of London und an der Wall Street sowie in Westminster und Washington deren Untergang, auf nichts anderes war der Schandvertrag von Versailles ausgerichtet, und zweitens waren Protest und Widerstand ohne Unterstützung aus dem Ausland gegen die Kapitalisten in Deutschland von Anfang an zum Scheitern verurteilt.
Sophie Scholl ist nur das Feigenblatt der Feigen, gemeint sie die aus dem halbwegs gebildeten mehr oder weniger christlichen Kleinbürgertum, das im Grunde zu den von Sebastian Haffner ausgemachten 40 Prozent „loyale Bevölkerung“ zählte, also nicht zu den 20 Prozent Nationalsozialisten. Unter diesem Milieu waren wenige bei den 35 Prozent „illoyale Bevölkerung“ und – keine Frage – nur Dutzende, Hunderte in der Opposition, doch die machte insgesamt gerade einmal 5 Prozent aus. Das reichte noch nicht einmal für den Guerillakampf, denn Guerillakampf ist Volkskampf.
In dem von VS-Amerikanern mit dem VK im Beiboot besetzten Teil der zerkleinerten Kleindeutschen Lösung und in dem von Russen besetzten Teil gab es nach dem Sieg über die Deutschen im Deutschen Reich eine Amerikanisierung und Russifizieren und damit einhergehend ewige Anpassung oder Isolation. Der Aftergang der Atlantiker mit den Antideutschen im Gefolge dauert bis heute an. Unter der Maske des demokratischer-parlamentarischen Staates, der nach wie vor der des Kapitals ist, zeigt sich erneut die häßliche Fratze des Totalitarismus. Überwachungsstaat und Polizeistaat werden kenntlicher denn je. Doch die im Schulsystem von den Vor- und Grundschulen bis zu den Ober- und Hochschulen Hockenden, bekommen den Hintern nur für die Neue Weltordnung der Mitglieder der Einheitsparteien hoch. Freitags ist das en vogue.
Die Freitagisten und was da sonst noch so fleucht und kreucht sind begriffsleer und anschauungsblind. Auch die Geschwister Scholl haben den Weg nicht vom Ziel her gedacht. Der „Rote Kapelle“ oder die „Weiße Rose“ genannten Abenteuerspielplätze waren nicht mehr und weniger als ein völlig bedeutungsloser Fliegenschiß, ein missionarischer Furz für Feingeister.
Was fällt, das muß man auch noch stoßen, denn wer wollte es halten (freue sich, wer’s kennt).
Wer als Grottendoofer in Sachen Geopolitik wenigstens gutes Gewissen braucht, um die eigene Dümmlichkeit närrisch zu umnachten, der stelle sich „Einer muss doch anfangen!“ ins Regal. Dennoch ist Werner Millsteins faktenreiche Biografie durchaus nutzbar und tauglich für die Redaktionsbibliothek oder die des Salons Philosophique.
Bibliographische Angaben
Werner Milstein, Einer muss doch anfangen!, Das Leben der Sophie Scholl, 208 Seiten, mit zahlreichen Schwarz-Weiß-Fotos, Format: 12,5 x 20,0 cm, Taschenbuch, Broschur, Verlag: im Konzern Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, München, 1. Auflage, 22.3.2021, ISBN: 978-3-579-07155-8, Preise: 15 EUR (Deutschland), 15,50 EUR (Österreich), 21,90 SFr