Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Der von Tom Hanks gespielte Robotik-Ingenieur Finch Weinberg ist einer von wenigen, die noch auf dem Erde genannten Planeten leben. Glück gehabt! Hat Herr Weinberg sich etwas nicht spritzen lassen?
Immerhin darf Hanks mehr als „Fuck“ sagen. Wenn ich mich richtig erinnere, dann kam Robert Redford in „All is Lost“ (2013; in Deutschland 2014) immerhin dazu, das Fuck im Film mit einer Länge von 106 Minuten einmal zu wiederholen. Und das im Grunde genommen gleich. Es war mehr ein „Fuck, Fuck“.
Hanks spricht deutlich mehr, weniger mit sich als vielmehr mit Maschinen und seinem Hund Goodyear unter einem Himmel, der ein Käse sei. Die Erde ist augenscheinlich in der Wüste von New Mexico zu Ödland geworden. Die Städte bröckeln im Staub. Wohl wahr, keine Giftspritzen von Big Pharma raffte die Menschheit dahin, sondern eine Sonneneruption zerstörte die Ozonschicht, was Temperaturen von bis zu 65 Grad Celsius und starke ultraviolette Strahlung auf der Erde zur Folge gehabt habe. Tagsüber fährt Finch „nur“ in einer Art Marsanzug im Tipper raus – immer auf der Suche nach übriggebliebenen Lebensmitteln in Dosen – und führt den Hund im Haus in St. Louis Gassi. Bei Redford kam noch nicht einmal ein Seehund zu Besuch.
Als mal wieder ein mehrwöchiger Ozon-und-Sandsturm droht, will Finch mit Hund, der Hund sein darf und Bälle bringen, samt Maschinen nach San Francisco und gucken, ob die Brücke über dem Golden Gate noch steht. Sie steht, doch das erlebt der gelernte Einzelgänger, der sich als todkranker Einzelkämpfer in einer morbiden Ödnis erweist, nicht mehr. Kurz vorm Ziel segnet er das Zeitliche und wird von Jeff gesegnet. Die Maschine wickelt die Leiche ein und verbrennt sie. Anschließend reist der Roboter, der sich zwischenzeitlich den Namen Jeff gab, weiter im Wohnmobil. Goodyear hat ein neues Herrchen. Hurra!
Will sagen: die Maschine menschelt und kümmert sich rührend während der Reise auf seine Weise. Hurra! Und der Himmel hat nicht nur Löcher. Das Roadmovie genannte Straßenfilm findet als Kammerspiel in endloser wie wüster Weite sein glückliches Ende. Hollywood!
Wohl wahr, die Maschine wird nicht weniger herzlich dargestellt als der kauzige Herr Weinberg. Jeff wirkt herzlich und kommt komisch im Sinne von humorvoll. Und Finch erinnert nicht von ungefähr an einen Alm-Öhi. Fehlen nur noch Ziegen und Peter, aber vielleicht werden die in San Fran gefunden (SF).
Filmographische Angaben zum Film FINCH
- Originaltitel: Finch
- Staaten: VSA m VK
- Jahr: 2021
- Regie: Miguel Sapochnik
- Drehbuch: Craig Luck, Ivor Powell
- Kamera: Joe Willems
- Schnitt: Tim Porter
- Musik: Gustavo Santaolalla
- Darsteller: Tom Hanks (Finch), Caleb Landry Jones (Jeff)
- Länge: 115 Minuten