Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Carmen Consoli live! Italienisches Filmfestival, 2. Tag, drei Komödien stehen auf dem Programm, über siamesische Sängerzwillinge, ungewollte Altenpflege und die „Ehrliche Zeit“ in Sizilien ; danach ein Gespräch mit den Komikern Ficarra und Picone, den Regisseuren des letzten Films. Durch den frühen Beginn des 92minüters ist schon vor 10 Schluss. Wohin jetzt?
Es ist noch früh, und es ist Freitag! Ein paar Meter weiter die Aufschrift „Maschinenhaus“ – Das Kesselhaus. Hier empfängt Carmen Consoli die Gäste – mit Vorgruppe. Diese ist pünktlich, wie alle Filmvorführungen in der Kulturbrauerei. Es mag ein italienisches Festival sein, aber ein Termin folgt nach dem nächsten – zum angekündigten Zeitpunkt.
Etwa 20 nach zehn ist die Vorgruppe fertig und nach kurzer Umbaupause beginnt Carmen Consoli zunächst allein.
Sie begrüßt die Gäste auf deutsch und das kommt gut an.
Wie oft hat man ist Deutschland von Musikern schon gehört: „Good evening Berlin! How are you?“ Das wirkt, selbst wenn es ehrlich gemeint ist, aufgesetzt und unecht. Die Ansagen machen meist die Sänger und diese lernen viel Text auswendig, durchaus auch in anderen Sprachen, zumindest teilweise werden französische Phrasen in Lieder eingebaut oder sind bereits Teil des Fremdwortschatzes der englischen Sprache.
Ob Frau Consoli absichtlich ganz italienisch von Berlino spricht, oder ob ihr das herausgerutscht ist und ihr in dem Moment die einheimische Aussprache nicht bewusst war, konnten wir nicht klären. Eine marginale Frage. Entscheidend: Carmen Consolis Ansagen kommen an, sind glaubwürdig.
Ihre Begrüßung „Guten Abend, Berlino!“ enthielt nicht die einzigen beiden deutschen Wörter – es folgte:
„Ich freue mich, wieder hier zu sein!“
Langsam, sicher und gefühlsintensiv, im Moment bleibend, baut Carmen Consoli auf. Ihre Lieder gewinnen Momentum, immer mehr Effekte treten ein, forte und fortissimo. Sie steigert sich in den ersten Songs, dann versammelt sie ihre Flügelfrauen auf der Bühne.
Die Band
Die Band besteht aus drei Frauen mit Saiteninstrumenten: Emilia Belfiore an der Geige, Claudia Della Gatta am Cello, Carmen Consoli selbst singt und spielt Akustikgitarre.
Zusammen beherrschen sie jederzeit das Geschehen und befinden sich dabei in Harmonie mit dem lauschenden Publikum, der Saal ist voll, nur ganz hinten an der Rückwand gibt es noch Bewegungsfreiheit ohne anzustoßen.
Der Saal in der Kulturbrauerei scheint so gut wie ausverkauft, die Stimmung ist hervorragend.
Die „Eco di sirene“-Tour
Die diesjährige Tour begann in Bozen und Belluno; Carmen Consoli war in Verona und Perugia, dann in der italienischen Hauptstadt. Nach Rom ging es über Venedig, Bologna, Senigallia, Pescia und Genua nach Mailand und dann in den Süden. Neapel, sogar Bari, Lecce, Cagliari, Sassari und das aus dem 19-Uhr-Film „L‘Ora legale“ bekannte Palermo standen auf dem Programm.
Weitere Ziele ab April waren Agrigento, Messina an der gleichnamigen Straße, Trento, Schio und dann Lugano in der Schweiz. Florenz und Mantua folgten.
Alles neu machte der Mai. Tourpause.
Die Sommertour ging im Juni nach Catania und Spanien: Valencia, Madrid und das damals noch spanische Barcelona.
Unbekanntere italienische Orte folgten: Pietra Ligure, Stra, Barolo, Riola Sardo, Saint Pierre im Aostatal, Porto Recanati. Am 27. Juli trat sie wieder in Rom auf, fast ein halbes Jahr nach den Terminen von Anfang März.
Grundkurs Geographie mit Carmen Consoli
Eine Einführung in die italienische Geographie könnte sich an den Bühnenorten orientieren: Gardone Riviera und Verrucchio besucht sie Ende Juli.
Anfang August beendet sie die Tour vorläufig in Matera und Tindari.
Die Sängerin und ihre Musikerinnen haben Fans von den Alpen bis zur Stiefelspitze, von der Adria bis Sardinien.
Der Tournee-Titel ist nicht neu
„Eco di sirene“ ist ein 1998er Single-Titel aus dem Album „Mediamente isterica“, das Platin erhielt.
2008 gab es eine Anniversary edition, die es immerhin noch auf Platz 22 der Charts schaffte.
Und jetzt Berlin – Berlino!
Der Besuch hat sich für alle gelohnt – für die Zuschauer und – hörer wie für „CC“ in der Bundesrepublik.
Die Deutschen können sich als nördlichste Zuhörer der Live-Show glücklich schätzen. Nur drei Länder im nichtitalienischen Ausland wurden diesmal bereist.
Eine runde Sache. Überhaupt kommt es in Mode, auf Filmfesten Musik zu machen. Vicky Leandros sang auf dem griechischen Hellas-Filmbox-Festival und an die Berlinale hängt sich sowieso jeder ran.
Auch Ausstellungen ergänzen die Feste. In diesem Fall eine Ausstellung von filmischen Tuscia-Orten.
Die Filmtitel des zweiten Festivaltages im Original: „Indivisibili“, „Tutto quello che vuoi“, „L‘Ora legale“.
Wer nach den vielen Filmen und der Musik sich mit Essen beschäftigen möchte: https://kulturexpresso.de/endspurt-der-italienischen-72-stunden-7-von-52-berliner-orten-fuer-authentisches-essen-ein-sonntagsausflug/ .
Nachtrag: Das Italienische Filmfestival 2020 wird tatsächlich 2021 stattfinden mit folgenden Filmen (zum Teil online):
http://www.italianfilmfestivalberlin.com/news/italian-film-festival-berlin-2020-das-komplette-programm
Eintrittskarten für das im Januar stattfindende Festival 2020 = real Anfang 2021 hier (Tickets).