Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). „In Deutschland 140 Postämter zu wenig“. Diese doppelt schlechte Nachricht erreichte die Deutschen am 19.1.2023. Es sind nicht nur zu wenig, wie an langen Wegen zur Post und an langen Schlangen seit Jahren auffällt, es sind sogar weniger als vorgeschrieben. Seit Jahren schließt die Deutsche Bank, die die Postbank gekauft hatte, Bankfilialen der ehemaligen Deutschen Bundespost. Es hatte schon seinen Sinn, dass in der alten BRD Bahn und Post staatlich waren so wie früher auch. Da wäre so etwas nicht passiert. Die Post ist das, was man heute systemrelevant nennt.
Müssen wir jetzt nach Saigon, um einen Brief aufzugeben?
Das Beitragsbild zeigt vietnamesische Tänzerinnen vor dem Postamt in Saigon. In Deutschland gibt es 140 Postämter weniger als vorgeschrieben. Müssen wir jetzt nach Saigon, wenn wir einen Brief aufgeben wollen?
Müssen wir jetzt bis nach Vietnam zur Post, weil die deutschen Postämter geschlossen werden? Wie weit?
Der letzte deutsche Postminister, Christian Schwarz-Schilling, ist Sinologe. Chinawissenschaftler. Sollte das ein Wink mit dem Zaunpfahl sein, was uns erwartet?
In Deutschland 140 Postämter zu wenig? Egal, die Brief- und Verteilzentren werden eh bestreikt
Freitag, den 20.1.2023: Verdi-Mitarbeiter vor den Verteilzentren. Nichts wird sortiert, nichts geht raus. Ntv titelt böse: „Die Post bringt keinem was.“ Oberflächlich fast richtig – denn manche Post wird schon noch ausgeliefert, und da Briefe, Warensendungen und Päckchen teils tagelang unterwegs sind, wird es schon noch ein Weilchen dauern, bis die letzte Sendung ausgeliefert worden sein wird. Selbst nach einem Atomkrieg wird es noch Post geben, suggeriert ja bekanntlich der US-Amerikanische Spielfilm „The Postman“. Zudem nicht alle Briefzentren bestreikt werden und schon gar nicht alle Mitarbeiter gewerkschaftlich organisiert sind. Obwohl seit dem Ende des Beamtentums im deutschen Postbetrieb und vor allem seit Einführung der Hartz-Gesetze (Minijobs, Jobcenter wie in den USA – das Wort kommt von da – und mehr Zeitarbeit) sich sowieso vieles und nicht alles zum Guten verändert hat.
„Die Post bringt keinem was“ ist eine dreiste Überschrift und kein Scherz. Denn die unterschwellige zweite Bedeutung dieses Satzes, dass die Post niemandem nütze, ist falsch und trifft nur für KI zu (künstliche Intelligenz) oder man will beim Sender massive Werbung für das totale Digitale machen. Das ist digitaler Totalitarismus und passt, wie das ständige Gejammere über die angeblich „zu langsame Digitalisierung“, leider ins Bild der vielen Schieflagen in diesem Land. Dass die Zweitbedeutung auch noch das Unterbewusstsein erreicht, von manchen gar nicht wahrgenommen wird, passt ins Konzept, dass ein „Nachrichtensender“ ständig Kommentare verbreitet, obwohl der Zuschauer Nachrichten erwartet.
Nutzen der Post (auch ohne Postämter)
Dass man mit der Post in Norwegen sogar reisen kann, dass der Postzusteller Phantasien beflügelt und ein Bundespräsident auf deutsches Liedgut zurückgreift, widerlegt die böse unkende Überschrift der Fernsehkollegen.
Dass es in Deutschland 140 Postämter zu wenig gibt, und sogar weniger als vorgeschrieben, das ist ein doppelter Skandal!