Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Die Kunstauktion des Vereins Kunst für Bildung des Jahres 2019 steht unter dem Motto „Kunst kann bewegen – aus Kunst wird Bildung“. In modisch-künstlerischer Eigenschreibweise sind die drei Wörter „Kunst für Bildung“ sämtlich kleingeschrieben. Gebildete wissen, wie es richtig geschrieben wird, dem Rest kann geholfen werden. Die Versteigerung in der Königin-Luise-Stiftung in der Dahlemer Podbielskiallee kann man von zwei Seiten betrachten. Der eine ist der Wohltätigkeitsaspekt.
Für welchen guten Zweck die Erlöse der Kunstauktion des Vereins Kunst für Bildung verwendet werden
Im siebten Jahr wird mit dem Auktionserlös demokratische, kostenfreie und nachhaltige Schulbildung für geflüchtete syrische Kinder und Jugendliche in der Türkei und im Norden Syriens unterstützt. Zum zweiten Mal das Projekt „Loyola.Tranzit“.
Kinder und Jugendliche der „benachteiligten Ashkali-Bevölkerung“ im Kosovo erhalten musikalische Förderung und Schulunterricht.
Die Klasse der Künstler: Nol Hennissen
Der ganz andere „angle“ ist der Blick auf die Kunst und die Künstler. Wer glaubt, nur „schlechte“, also marktferne Künstler oder die, die sich für wenig Geld verkaufen, spendeten für Wohltätigkeitsversteigerungen, irrt.
Die untenstehende Liste der Künstlerinnen und Künstler 2019 sagt dem Uneingeweihten vielleicht wenig. Doch sind bekannte Namen darunter.
Nehmen wir einmal Nol Hennissen.
2000 war er Karl-Schmidt-Rottluff-Stipendiat. Dabei handelt es sich um ein postgraduales Stipendium für hervorragende künstlerische Leistungen, das mit 37.000 Euro dotiert ist. Er erhielt die Auszeichnung zusammen mit dem 1968 in Göttingen geborenen Konzeptkünstler Christian Jankowski und dem Hamburger Künstler Volker Lang.
Hennissens Kollege Volker Lang und sein Terrassenhaus
Lang ist seit den 90er Jahren in der Kunstwelt bekannt („Zwischen den Straßen“, Soltau) und seit 2001 darüberhinaus. Seine Holzobjekte und -häuser stehen in Lübeck-Travemünde – „Wellenhaus“ – und Hamburg. „Südwärts“ steht seit 2005 in der Hafencity, das Mahnmal für die „Opfer des Feuersturmes“ in Rothenburgsort, einem Stadtteil zwischen Bille und Norderelbe, ähnlich lange. Es wurde anlässlich des 60. Jahrestages der „Operation Gomorrha“ errichtet. Britische Flächenbombardements im Juli und August 1943 verursachten vor allem in den östlichen Stadtteilen aufgrund der sommerlichen Witterungsbedingungen Feuerstürme, denen eine unbekannte Zahl von Menschen zu Opfer fielen. Man schätzt weit über 30.000 Tote. Viele konnten nicht identifiziert werden. Es waren so viele, dass sie auch außerhalb Hamburgs bestattet werden mussten, zum Beispiel auf dem Zentralfriedhof in Lüneburg.
Die vorherrschende Vorkriegsbebauung Rothenburgsorts waren die sogenannten „Terrassenhäuser“ vornehmlich für Arbeiter. Einem solchen ist das Denkmal nachempfunden. Es ist allerdings zweieinhalbmal so klein, eine Miniatur. Innen: Erlebnisberichte und literarische Texte. Öffnungszeit: Jeder erste und dritte Sonntag im Monat von 14-16 Uhr.
Für das Stipendium muss man vorgeschlagen werden. Hennissen befindet sich also in guter Gesellschaft.
Hennissens Highlights
Ein weiteres Höhepunkt ist die Marktkalle 2 in München-Hasenbergl, die der Architekt Peter Ottmann 2003 zusammen mit ihm errichtete.
Hennissen nahm 2011 an der Kunstaktion „Situatives Brachland-Museum“ in Bochum teil. Künstler warfen ihre Kunstwerke absichtlich über der Zaun einer Brache. Extra für den Zweck entworfene Kunst, die nie legal betrachtet werden kann. Das einzige Museum, von dem ich je hörte, das mit dem Hinweis “ immer geschlossen, bis 2.10.“ aufwarten kann. ( mehr dazu in einem Artikel in der WA vom 23.9.2011 https://www.wa.de/kultur/situative-brachland-museum-bochum-1418275.html ).
Sichtbarer ist der Adler im Bayerischen Landtag.
Künstler der Kunstwerke auf dem Flyer
Die Abbildungen auf dem Handzettel scheinen dem einen oder anderen bekannt vorzukommen. Die entsprechenden sechs Kunstwerke sind von P. Burn, N. Gebauer, C. Niemann, G. Thumbach, C. Weihrauch und T. Wirthmüller.
Insgesamt ein hochwertiges Event, das sowohl aus künstlerischer als auch anderer Sicht interessiert.
Kunstauktion des Vereins Kunst für Bildung: Die Liste der Künstler
Es sind: Christian Awe, Bettina Bechen, Alex Bley, Gudrun Brückel, Paul Burn, Rilo Chmielorz, Christa Joo Hyun D‘Angelo, Albrecht Fersch, Jeanno Gaussi, Norman Gebauer, Christian Grams, Julia Gunther, copyright hakowo, Annegret Hauffe, Nol Hennissen, Christina Herbst, Andrea Imwiehe, Petra Jakob, Stephan Jung, Beate Köhne, Annette Kühl, Ingo Kühl, Hans-Christian Kuhnow, Daniela Kwee, David Meskhi, Christoph Niemann, Professor Dierich Noßky, Khereddin Obed, Matthias Pabsch, Jörg Olberg,Henrietta PitschPatsch (Eigenschreibweise), Lilla von Puttkamer, Karolin Reichardt, Corinna Rosteck, Christian Rothmann, Susanne Schirdewahn, Ilona Schmidt, Michael Sowa, Franziska von Stenglin, Georg Thumbach (s.o., Abb. siehe Flyer), Jutta-Maria Walter, Caroline Weihrauch (dito), Toni Wirthmüller (dto.) und Katja Wolf. 44 an der Zahl.
Die Veranstalter
Veranstalter: Kunst für Bildung. Bildung für Kinder e.V. zugunsten von Jusur-Brücken e.V. und dem Rotary-Club Berlin-Potsdamer Platz.
Auktionator: Kristian Jarmuschek.
Auktionen zu wohltätigen Zwecken haben Tradition, wie diese anlässlich der Erdbebens in Mexiko im Herbst 2017.
Königin-Luise-Stftung, Podbielskiallee 78, 14195 Berlin