Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Neukölln war einst eine eigene Stadt, die vor etwas über 100 Jahren noch den Namen Rixdorf trug. Das alte Rixdorf wurde von Tempelrittern gegründet, die in Tempelhof ihre Häuser hatten. Nach den Templern ging`s bergab. Heute hausen dort Muselmanen.
Doch um die Geschichte der Stadt, die vor knapp 100 Jahren Teil von Groß-Berlin wurde, dreht sich der Film „Überleben in Neukölln“, für den Rosa von Praunheim und Markus Tiarks Regie führten, nicht. Im Mittelpunkt „steht Stefan Stricker, der sich Juwelia nennt und seit vielen Jahren eine Galerie in Berlin-Neukölln betreibt“, lese ich in der Pressemitteilung der Rische & Co. PR“ vom 26. Oktober 2017. Weiter heißt es darin, dass Juwelia in ihre Galerie „an den Wochenenden Gäste“ einladen würde, denen sie schamlos aus ihrem Leben erzählen und poetische Lieder vorsingen würde. „Juwelia war ihr Leben lang arm und sexy. Sie ist Clown, Philosoph und Überlebenskünstler und immer noch ein Geheimtipp. Neben Juwelia treffen wir die 89-jährige Frau Richter, die im Alter von 50 Jahren nach Neukölln zog, um hier mit einer Frau glücklich zu werden. Wir treffen den androgynen kubanischen Sänger und Tänzer Joaquin la Habana, der mit seinem Mann zusammenlebt. Wir treffen Mischa Badasyan aus Russland, einen Performancekünstler, der es sich zur Pflicht machte, ein Jahr lang jeden Tag mit einem anderen Mann Sex zu haben. Und wir begegnen der syrischen Sängerin Enana, die nach ihrer dramatischen Flucht nach Berlin hofft, ein freieres Leben führen zu können, als Frau und als Lesbe. Patsy l‘Amour la Love veranstaltet die „Polymorphia“ Party- und Diskussionsreihe und bezeichnet sich selbst als Polittunte.“
Doch dann ist in der Pressemitteilung doch noch von Neukölln als einem „armen, proletarischen Bezirk mit viel Kriminalität“ die Rede. „Vor zehn Jahren kamen wegen der billigen Mieten“ noch „die Künstler“, doch „seit fünf Jahren entwickelt sich Neukölln zum Hipster-Bezirk und Mekka für Spekulanten“. In gewisser Weise dürfte der Film also „ein Zeugnis“ dieses „Teils von Berlin“ sein, „der bald seine Künstler, die sich die Mieten nicht mehr leisten können, vertreiben wird“. Selbstverständlich vertreibt nicht ein Teil von Berlin. Die Eigentümer der Häuser und Wohnungen treiben die Preise für ihr Eigentum, dass sie vermieten oder verpachten in die Höhe. Das ist etwas anderes. In dem Film wird es darum ganz sicher nicht gehen. Es geht nur um „queere Überlebenskünstler unterschiedlicher Herkunft und sexueller Gesinnung“. Schade eigentlich.
Wer an der Kinostartpremiere von „Überlegen in Neukölln“ teilnehmen möchte, der möge am 23. November 2017 zu 20 Uhr ins Berliner Moviemento kommen. Regie und Protagonisten (Juwelia, José Promis, Kandis Williams, Rixdorfer Perlen, Wilfriede Richter, Markus Tiarks, Mischa Badasyan, Lothar Wiese, Joaquin La Habana, Siboney La Habana, Bernhard Beutler, Dani Alor, Ala, Zaitonnah, Aydin Akin, Marcel Weber, LCavaliero Mann, Patsy l’Amour laLove und Enana Alassar) der Doku sollen anwesend sein. Am 25. November 2017 werde laut Veranstalter „die Filmvorführung im Berliner Wolf-Kino umrahmt von einer Geburtstagsfeier Rosa von Praunheims, zu der auch die Protagonisten des Films, Juwelia und Joaquin La Habana, auftreten werden“. Viel Glück zum Geburtstag!