Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Nora Abdel-Maksoud wurde für ihre groteske Komödie „Café Populaire“ im Rahmen der Autorentheatertage mit dem Hermann-Sudermann-Preis ausgezeichnet. Die Autorin ist auch Schauspielerin und Regisseurin und in Berlin bekannt durch ihre Inszenierungen am Maxim-Gorki-Theater und am Ballhaus Naunynstraße.
Bei „Café Populaire“, das als Gastspiel vom Theater Neumarkt Zürich in den Kammerspielen zu erleben war, hat Nora Abdel-Maksoud ebenfalls Regie geführt. Die Theaterpraktikerin hat das Stück gemeinsam mit den Schauspieler*innen entwickelt und ihnen zu bühnenwirksamen, klar strukturierten Rollen verholfen.
Bühnenbildnerin Moira Gilléron lässt die Szene ganz in Rosa erstrahlen als Wohlfühlambiente für Svenja (Eva Bay), die den „Humornismus“ publik machen möchte, eine Mischung aus Humor und Humanismus. Svenja will Freude bereiten und niemanden ausgrenzen oder verletzen, ist deshalb immer um korrekte Wortwahl bemüht. Erfolgreich ist sie damit nicht. Sie arbeitet als Clown in einem Hospiz und lacht meistens allein über ihre dürftigen Witze. Dabei ist Eva Bays Lachen sehr ansteckend.
Svenja bewirbt sich um die Übernahme des legendären Gasthauses „Zur Goldenen Möwe“, wo sie ein anspruchsvolles, unterhaltsames Kulturprogramm anbieten möchte. Ihr Internet-Auftritt beschert ihr jedoch nur acht Follower.
Das ändert sich, als der Don (Marie Bonnet) Macht über Svenja gewinnt. Gegen ihren Willen entpuppt sie sich als „Klassistin“ und beschimpft die Armen und sozial Benachteiligten. Sofort steigt die Zahl ihrer Follower erheblich, aber Svenja bringt Püppi gegen sich auf, die älteste Bewohnerin des Hospizes. Simon Brusis stellt die kämpferische Bolschewistin mit Hang zu Saufgelagen wundervoll schnurrbärtig und kraftvoll dar.
Überraschend bewirbt sich Aram, das von allen herumgescheuchte Faktotum des Hospizes, ebenfalls um die Goldene Möwe. Aram (Maximilian Kraus) hat einen indischen Namen, kauderwelscht mit russischem Akzent und kocht stinkenden Borschtsch. Er scheut sich nicht, mit Svenja zu konkurrieren, obwohl die ihm doch immer Trinkgelder gibt, und er will das Gasthaus nicht, um die Menschheit zu beglücken, sondern ist nur scharf auf die Einliegerwohnung. Die Armen denken eben immer nur an sich. Aber dann stellt sich heraus, dass Aram gar nicht zur Unterschicht gehört.
Pointiert und einfallsreich demonstriert Nora Abdel-Maksoud, dass die Klassengesellschaft in unseren Breiten durchaus nicht der Vergangenheit angehört.