Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Das Staatsballett Berlin hat das Stück „Schwanensee“ seit der Premiere 1997 zum 199. Mal aufgeführt. „Schwanensee“ ist das berühmte Ballett mit der Musik von Peter I. Tschaikowsky op.20 in der genauso berühmten zeitgenössischen Choreografie und Inszenierung von Patrice Bart, Marius Petitpa und Lew Iwanow. Seit seiner Uraufführung am Moskauer Bolschoi Theater 1877 wurde das Erfolgsballett weltweit in den unterschiedlichsten Inszenierungen von den arriviertesten Ballettensembles der Welt auf die Bühne gebracht..
Die Geschichte handelt vom die Freiheit suchenden jungen Prinzen, der die als weißen Schwan verwunschene Prinzessin durch sein Treuegelübde befreien könnte und auch seine Freiheit darin sieht. Er wird durch die Intrigen seiner Königinmutter und deren Premierminister getäuscht. Dessen Tochter tanzt als schwarzer Schwan auf einem Ball und der Prinz meint, den weißen Schwan zu erkennen. Beide Rollen werden übrigens herausragend getanzt von Liudmila Konovalova. Indem der Prinz dem schwarzen Schwan die Treue schwört, ist die Aufhebung des Zaubers über den weißen Schwan vertan. Den intriganten Premierminister tötet er daraufhin und stürzt sich selbst in den Tod vor Verzweiflung.
Das Ballett ist zeitlos und jederzeit – wie ein guter Film – mehrfach anschaubar. Zu schön und bezaubernd sind die Tänze in den zwei Akten mit sechs Szenen mit der aufwühlenden, romantischen Musik Tschaikowskys, um das alles und noch viel mehr nur einmal zu genießen.
„Die schwanähnliche Streckung der Arme erfolgt über die Unterarme und dann über die Schulter“ und dass das „eine spezielle Technik“ sei, wird bei der Werkeinführung vor der Aufführung verraten. Und in der Tat bleiben die Blicke auf den grazilen Schwandarstellerinnen magnetisiert hängen. Wie sich wie Schwäne beugen, die Arme wie Schwanenhälse nach oben ragen, das ist schön anzusehen. Im Vierertrupp jeweils aus der Gruppe heraustanzend, die schlanken Beine in den unglaublichsten Verzwirbelungen und gallopartiger Dynamik, reißen die Darstellerinnen das Publikum im ausverkauften Haus mit. Jung und Alt geben frenetischen Zwischenapplaus.
Die Soli des Prinzen (Dinu Tamazlacaru) mit seinen weiten, kräftigen Sprüngen quer durch den Ballsaal, die Soli des weißen beziehungsweise schwarzen Schwans mit unglaublichen Pirouetten und Drehungen um die eigene Achse auf einem Bein stehend, die Arme nach oben gereckt, das hat schon was und der Applaus will kein Ende nehmen.
Ballettliebhaber kommen auf ihre Kosten: Ungarische Tänze, Spanischer Tanz, Tarantella, Mazurka werden in Trachtenkostümen aufgeführt, vier Prinzessinen tanzen in gedeckten, fürstlichen Tütü-Kleidern dem Prinzen vor – 170 Minuten inclusive Pause lang ist pure Dilektion und Hochgenuss von Spitzentanz, Pirouetten und allem, was das Romantikerherz begehrt!
Die romantische Musik Tschaikowskys mit himmlischen, anrührenden Geigenklängen und dramatischen Wallungen, wenn in der bekannten Melodie der große Schwan im Hintergrund seine Riesenflügel drohend schlägt, lässt an diesem Ballettabend in Berlin keine Romantiker-Wünsche offen.