Rudolf Jankuhn – Roaring Twenties: Ausstellung mit Konzert in Weißensee

Im Sonnenschein: Rudolf Jankuhn vor seinem Werk. © 2019, Foto/BU: Andreas Hagemoser

Berlin-Weißensee, Deutschland (Kulturexpresso). Rudolf Jankuhn – Roaring Twenties wird eine Ausstellung in Sepp Maiers 2raumwohnung. Diese Galerie ist tatsächlich eine Zweizimmerwohnung. Zum Silbensparen und als Bildung nationaler Identität hießen Zwei-Zimmer-Wohnungen in der DDR Zwei-Raum-Wohnung. Obwohl Berlin (Ost) wegen des Viermächtestatus nie offiziell Teil der DDR sein durfte, breitete sich die Hauptstadt de facto im Ostteil Groß-Berlins aus. Acht Bezirke (von 20) war der sowjetische Sektor groß (Berlin Ost)). Herauszufinden, wann der Terminus „Zweiraumwohnung“ aufkam, überlassen wir der Sprachgebrauchsforschung, der Germanistik und der Linguistik. Fakt ist, dass er sich durchsetzte – naheliegend, dass es sich um einen Begriff der kommunalen Verwaltung handelte, die sich durch die Diktatur (des Proletariats) und ihre zentrale Lenkung überall verbreitete. Die Beharrlichkeit ehemaliger DDR-Bewohner, die Gewohnheit sowie die Unbewusstheit, dass in Deutschland zwei Begriffe für ein und dasselbe entstanden waren, führten zum Überleben der „Zwei-Raum-Wohnung“. Eine dieser Wohnungen wurde zur Galerie.

Sie scheint Sepp Maier zu gehören. Der erfolgreiche Fußballer war aber noch nicht dort gewesen. Hatte er sie als Geldanlage gekauft? Betongold in Weißensee? Achim Seuberling wird es wissen. Er ist unter der Adresse der Zweiraumwohnung Langhansstraße 19 in 13086 Berlin erreichbar sowie unter Telefon (030) 34 35 32 56. Geöffnet ist mittwochs von 15-19 Uhr. Das ist natürlich nicht viel. Aber die Langhansstraße ist nicht der Ku‘damm. Hier rattern die Straßenbahnen entlang zum Beispiel der Linie 12 und M13. Vorne am Antonplatz, wo das Kino Toni ist, fährt auch noch die M4 vom und zum Alexanderplatz. Gratis arbeiten geht nicht und üblicherweise flaut nach einer Vernissage das Interesse an einer Kunstausstellung etwas ab. Doch hier kann man immerhin Rudolf Jakuhn sehen, einen lebenden Berliner Künstler, der schon lange im Geschäft ist und trotzdem den Ball flachhält. Demut ist eine Tugend. Jankuhn beherrscht sie.

Rudolf Jankuhns Arbeit und Werke

Rudolf Jankuhn vor seinen Werken. Künstler will er nicht genannt werden, das ist ihm zuviel Ehre. © 2019, Foto/BU: Andreas Hagemoser

Rudolf Jankuhn ist Schriftsteller und Künstler. Das ist eine neutrale Feststellung. Doch möchte der Autor nicht so bezeichnet werden. Er nennt sich Bildgestalter und Texter. Er hat bereits eine ganze Reihe Bücher herausgebracht. Im wahrsten Sinne des Wortes. Die Reihe heißt „Werkhefte“. Sie begleitet sein Werk. Wird von seinem Werk begleitet. Etwa ein Dutzend Bände gibt es schon. Jankuhn hat als Verfasser Übung. Üblicherweise enthält jedes „Heft“ eine Menge Abbildungen.

Wir fragen ihn: „Was war zuerst da, die Bilder oder die Texte?“ Eine Frage wie die Frage nach dem Huhn und dem Ei. Schwer zu sagen.

Jankuhn antwortet, dass die Bilder zuerst da waren, aber die Texte ihm heute wichtiger sind. Letztlich sind beide nicht zu trennen. Wer macht bei den Coen-Brüdern was? Sie arbeiten eben zusammen. Wenn Verfasser und Künstler, wir bitten um Entschuldigung, Bildgestalter, ein und dieselbe Person sind, ergänzt sich beides eben eng. Wirkt zusammen.

Rudolf-Jankuhn-Vernissage und Konzert: Das Natalia-Mateo-Trio spielt über eine Stunde

Plakatausschnitt „Roaring Twenities“ von RJ. © 2019, Foto/BU: Andreas Hagemoser

Nun also wird es aktuell in Berlin eine Ausstellung von Jankuhns Werken geben. In Weißensee. Seit 1920 ein eigener Bezirk von Groß-Berlin, in der DDR, zu der Ost-Berlin offiziell nicht gehören konnte, de facto aber schon, gesellten sich später noch drei Bezirke in der Nachbarschaft hinzu. Im Rahmen der Bezirksreform verschwand am 1. Januar 2001 der Bezirk Weißensee von der Bildfläche. Statt 20 Bezirken hat Berlin nur noch 12; Weißensee ist nur noch ein Ortsteil des Bezirks Pankow.

Dazu ein Konzert, das für eine Vernissage untypisch lang ist und damit eher eine normale Konzertlänge erreicht. Es sind also eigentlich zwei eigenständige Veranstaltungen in einem. Zwei zum Preis von einem – bei freiem Eintritt.

Veranstaltungsdaten zu Rudolf Jankuhn – Roaring Twenties

Bildgestalter Rudolf Jankuhn vor seinen Werken. Im August 2019. © 2019, Foto/BU: Andreas Hagemoser

Was?

Vernissage mit Konzert des Natalia-Mateo-Trios, das in zwei Zeitfenstern vor und nach den Reden insgesamt eine Stunde und 20 Minuten dauern soll.

Wann?

Die Vernissage findet am Freitag, den 23. August 2019 um 19 Uhr statt.

Die Ausstellung dauert vom 24.8. bis 28.9.2019, also von Ende August an fast den ganzen September. Mittwochs 15-19 Uhr.

Wo?

Sepp Maiers Zweiraumwohnung (2raumwohnung), Langhansstraße 19, in 13086 Berlin. Das liegt im Ortsteil Weißensee des Bezirks Pankow nicht weit vom Prenzlauer Berg.

Plakat-Ankündigung der Rudolf-Jankuhn-Ausstellung „Roaring Twenties“. 24.8.-28.9. © 2019, Foto/BU: Andreas Hagemoser

Die Website des Veranstaltungsorts lautet

http://seppmaiers2raumwohnung.de/

(Am 10.9.’19 um 10 Uhr soll dann hier Lingulinos Kindertheater steigen, für Kinder ab dem Alter von 2 Jahren.)

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