Schickt den Schiri ins Museum! – Bitteschön: Der Autor hat eine Vorstellung für sein Buch „Urs Meier – Mein Leben auf Ballhöhe“ im Deutschen Fußballmuseum

© Delius Klasing

Berlin/Dortmund, Deutschland (Kulturexpresso). Im neuen Fußballmuseum in Dortmund geht es außer um Fußball auch um Kultur. Ganz neu: Ab April 2016 wird es Veranstaltungen zur Fußballkultur und -geschichte geben. Das Kulturprogramm nennt sich „Anstoß“. Auch Filmvorführungen sind geplant im eigenen Kino. Das Programm wird museal sieben „Spielfeldern“ zugeordnet, wie „Ballkunst“, „Heimspiel“, „Spielzeit“; drei davon tragen (halb-)englische Namen. Die Buchvorstellung läuft unter „Globall“-(Player).

Ein Schiri ist zu Gast. Einer, der auf alles pfeift, gepfiffen hat. 883 Spiele lang!

Während schon kleine Jungs meist die Namen der Spieler kennen, bleiben die Schiedsrichter meist im Schatten, im Hintergrund. Dabei werden sie vom Flutlicht genauso angestrahlt und stehen auch nicht hinten. Im Gegenteil, wenn jemand im Mittelpunkt steht, bzw. läuft, dann sind sie es. Nach Möglichkeit: Auf Ballhöhe. Aber wer kennt die Namen?

Superreiche Stürmer werden am Rande schon mal dafür kritisiert, dass sie nur vorne herumstehen, ab und zu ein bisschen nach links oder rechts gehen, dann einen Ball vor die Füße kriegen – Tor! Und Ruhm, und Millionen.

Schiedsrichter sind Arbeiter und Juristen zugleich. Sie sind nie laufmüde. Stehen nicht so sehr im Rampenlicht, es sei denn, sie machten etwas falsch – beziehungsweise die Fans (oder die „Nation“) sehen das so. Ein risikoreicher Beruf für Entscheider.

Ballack erhielt von ihm die Gelbe Karte. Michael Ballack, vorn mit großem „Ball“ geschrieben, erhielt viele Gelbe Karten. Von Meier erhielt er jene, die ihm die Teilnahme am WM-Finale 2002 verwehrte. Wer weiß, was im Endspiel passiert wäre …
Bei der Qualifikation zur EM 2004 zog Schiedsrichter Meier durch eine Fehlentscheidung den Unmut rumänischer Fans auf sich. Im Viertelfinale der Europameisterschaft erkannte er ein Tor für England nicht an: Polizeischutz. Dabei gilt der Schweizer Referee als höchst neutral.

Es gab schon mehrfach Zuschauer, die Meier am liebsten ins Museum geschickt hätten. Nun geht dieser Wunsch in Erfüllung: Am Mittwoch, den 13. April um 19 Uhr stellt der ZDF-Experte sein Buch „Urs Meier – Mein Leben auf Ballhöhe“ erstmalig der Öffentlichkeit vor, in einem Gespräch mit Moderation. Eintritt : 5,- bzw. 7,- Euro. Ticketauskunft: 0231/ 22 22 19 54. Im Rahmen des Kulturprogramms „Anstoß“.

DFB-Stiftung Deutsches Fußballmuseum gGmbH, Harenberg-City-Center, Königswall 21, 44137 Dortmund.

Wohin mit dem Museum?

Das Museum eröffnete im Oktober 2015 und war also noch nie im Sommerbetrieb, so jung ist es. Ein „Deutsches Fußballmuseum“ sollte natürlich in der Mitte der Bundesrepublik liegen und nicht am Rand. Sonst wären die Wege bei vielen Besucher zu lang und es würde unnötig Zeit und Energie verbraucht. Die Stätte des Rekordmeisters im südlichen Freistaat scheidet damit ebenso aus wie der Rekordhalter mit der Stadionuhr in der Millionenstadt an der Nordsee (HSV). (Rekordhalter Manfred Kaltz: meiste Elfmetertore (53) und meiste Eigentore (6)). Auch die Küstenstadt Bremen, das viermal Meister war und damit an vierter Stelle, kam so nicht in Frage. (Miroslav Votava spielte 546mal für Werder und steht in der Bestenliste auf Platz 5.)
Frankfurt am Main hätte Standort werden können, zentral gelegen; Rekordspieler Karl-Heinz „Charly“ Körbel spielte seine 602mal in der Liga nur für die Eintracht.

Es hätte in Einbeck liegen können, einer alten geographischen Mitte in Niedersachsen. Nicht weit weg: Wolfsburg. Der Pokalsieger, der in der Champions League gerade Real Madrid 2:0 schlug, hat aber zu wenig Tradition. Die Stadt am Mittellandkanal, die entstand, um Volkswagen zu bauen, gibt es erst seit gut 75 Jahren. Und als am Wochenende Mainz 05 beim VfL zu Gast war und mit einem Unentschieden einen großen Erfolg feierte, waren gerade mal 26.000 Zuschauer im Stadion. Ausverkauft!

Wegen der Infrastruktur (ÖPNV) bietet sich das gut gelegene Hannover an, bei Messen bestens bewährt. Hannover könnte für alle „Nahhnover“ heißen, erzeugt aber, Landeshauptstadt hin oder her, bei vielen eher Kühle und Sachlichkeit statt Leidenschaft. Schlicht wie Maschsee, sozusagen. Da hilft es auch nicht, dass die Hannoveraner dort ihre Frauen an der Leine führen. Der Witz stammt aus der „Prüfung“, die am 19. Mai ins Kino kommt.

96 ist gerade auf dem absteigenden Ast. In einer Fernsehsatire war bei einem Vergleich zur Überflüssigkeit zu hören, genauso wichtig wäre es, dass Hannover 96 die Elfmeterschützen für das Champions-League-Finale festlegt. Ein Ding der Unmöglichkeit. Die Saison hat bei 18 Mannschaften 34 Spiele, der 29. Spieltag ist Geschichte; Hannovers Fußballmänner holten einen Punkt gegen Hertha, aber der Abstieg aus der 1. Liga scheint unausweichlich. Ein Fußballmuseum, ein deutsches, in einer Stadt mit einem Männerfußballverein aus der 2. Liga? Nein, danke, werden sich alle gedacht haben.

Also auf nach Dortmund. Hier ist der Pott, hier schlägt das Herz. Manchmal holt der BVB auch einen Pott oder eine Schale. Der Klassenerhalt scheint gewiss, von Ausnahmen abgesehen. Ein idealer Standort. Ausnahmsweise haben die gutbezahlten Fußballbonzen, deren Lack abblatterte und bei denen viele durch die Panama-Papers alt aussehen, eine richtig gute Entscheidung getroffen.

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