Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). „Directed and produced by Benedikt Taschen“ ist ein wuchtiges Werk mit dem eindringlichen Titel „Vermeer“ und dem sachdienlichen Untertitel „Das vollständige Werk“. Das vollständige Werk ist gut und schön vor allem für Betrachter, die noch nicht einmal den Namen des Künstlers kennen, der 1632 in Delft geboren und 1675 in Delft begraben wurde. Vermeer oder Jan Vermeer van Delft oder Joannis ver Meer oder Joannis van der Meer.
Der Maler des Barock ist der Künstler des holländischen Delft, einer alten von Grachten durchzogenen Stadt, die auf Gottfried den Bucklingen zurückgeht, der 1071 an einer erhöhten Stelle einen Fronhof errichten und einen Kanal (heute Oude Delf) graben ließ. Die Stadt rund um die Nieuwe Kerk, in der Vermeer getauft wurde, und die Oude Kerk, in der Vermeer beigesetzt wurde, liegt zwei bis vier Meter unter dem Meeresspiegel und 15 Kilometer von der Nordsee entfernt zwischen Den Haag und Rotterdam. Sie einstige Handels und heutige Hochschul- und Technikstadt ist neben Amsterdam der touristische Anziehungspunkt. Nicht nur die Wasserwege, auch Vermeer wird seinen Anteil daran haben. Die Stadt, die noch Ende des 19. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung (nuZ) etwas über 30 000 Einwohner zählte, beherbergt 100 Jahre später knapp unter 100 000 Bewohner, von denen beinahe ein Drittel Ausländer sind. Und sie beherberg das Vermeer-Museum beziehungsweise das Vermeer-Zentrum-Delft, das einen Besuch lohnt, wie auch die augenblickliche Ausstellung „Vermeer And The Masters Of Genre Painting“ im Pariser Louvre, die seit dem 22 Februar und noch bis zum 22. Mai 2017 läuft.
Wer weder nach Delft noch nach Paris reisen will, der besorge sich das Buch „Vermeer, Das vollständige Werk“ von Karl Schütz. Schütz, der laut Verlag „nach seinem Studium der Kunstgeschichte und Archäologie an der Universität Wien arbeitete …, ab 1972 zunächst als Kurator, von 1990 bis 2011 als Direktor an der Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums in Wien“ habe als „Forschungsschwerpunkten … die niederländische und flämische Malerei, die deutsche Malerei des frühen 16. Jahrhunderts, die höfische Porträtmalerei und die Geschichte der Sammlung der Gemäldegalerie“. Ein Mann vom Fach für einen Mann der Malerei, der nach seinen Lebensjahren in Vergessenheit geriet, weswegen wenig über ihn, der seine Bilder mit einem V über dem M von Meer signierte, und seine 15 Kinder bekannt ist.
Besser als sein Leben kennen Kunstinteressierte, Kunstsammler und Kunsthändler sein Werk. Vermeer kommt auf etwas mehr als das doppelte der Anzahl seiner Kinder. Das Gesamtwerk umfasst derzeit 37 Gemälde.
„Erst Mitte des 19. Jahrhunderts rückte Vermeer in den Fokus der internationalen Kunstwelt, die plötzlich die erzählerischen Details, sorgfältig ausgearbeiteten Texturen und majestätischen Lichtebenen seiner Werke wahrnahm und ein Genie entdeckte“, teilt teilt der laut Wikipedia „familieneigener Verlag für Bildbände mit Publikationen zu den Themen Kunst, Architektur, Design, Film, Fotografie und Lifestyle“ mit.
Der Gesamtkatalog der Werke Vermeers versammelt laut Buch „die ruhigen, aber fesselnden Gemälde, die in Museen und Glaerien in Europa und den USA wie Schätze gehütet werden, im großzügigen XL-Format. Laut Taschen-Verlag wurde „ein Großteil seiner Bilder“ extra „für diesen Band aufwendig neu fotografiert“. Zudem ermöglichen „zahlreiche Detailvergrößerungen und drei Ausklappseiten“ das Betrachten von „Vermeers Talent für lebendig wirkende Genreszenen en détail“ und somit das Verstehen „seiner subtile Lichtregie und seiner Gabe, mit nur einem flüchtigen Blick eine ganze Geschichte zu erzählen“. Das vollständige Werk ist aber nicht nur ein besonders beachtenswerter Bildband, bei dem Betrachter auch Delft Mitte des 17. Jahrhunderts nuZ bestens beobachten können, sondern auch lesenswert, auch wenn die Schrift relativ klein und der Text in Blocksatz gesetzt wurde. Doch das nimmt der Leser gerne in Kauf, wenn er sein Wissen über Vermeer mehren kann.
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Karl Schütz, Vermeer, Das vollständige Werk, Hardcover mit 3 Ausklappseiten und Leseband, Format: 29 x 39,5 cm, 258 Seiten, Verlag: Taschen, Originalausgabe 2015, deutsche Ausgabe Köln 2017, ISBN: 978-3-8365-6656-8, Preis: 99,99 EUR