Wie die Wikinger – Über das Karten- und Brettspiel „Jórvík“ von Stefan Feld

© 2016 Münzenberg Medien, Foto: Stefan Pribnow

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Wikinger wären Nordmänner, die entlang der germanischen und baltischen See in der Zeit von Anfang des neunten bis Mittel des elften Jahrhunderts nach unserer Zeitrechnung siedelten, wenn sie nicht zur See fuhren und also die Planken, die für sie die Bretter dieser Welt bedeuteten, ihr windiges wie welliges Zuhause waren. Die Kriegsfahrten zur See brachte die Männer mit Schild und Schwert in ihren Drachenbooten an die Ufer entfernter Länder, zu den Sachsen und Franken, auch zu den Angelsachen. Teile des heutigen Schottland, Irland, Wales und England. Bis nach Baku und Konstantinopel, bis Island, Grünland (Grönland) sowie Helluland und Markland (heute Kanada) kamen sie.

Schlachten wurden geschlagen, gerauft und geraubt, aber die Wikinger sollen nicht nur als Lösegeld fordernder Haufen von Kriegern aufgetreten sein sondern neben Siedlungen auch ganze Städte entwickelt haben. Von Zentren blühenden Handwerks und Handels ist die Rede.

Eine Stadt samt umliegenden Königreich nannten sie Jórvík, heute besser bekannt als York. Laut Wikipedia liegt York „am River Ouse nahe der Mündung des River Foss“, doch wir interessieren uns an dieser Stelle mehr für das gleichnamige Spiel. Nein, das heißt nicht York, das heißt „Jórvík“ und wurde von Stefan Feld entwickelt.

In diesem Spiel aus dem Verlag Pegasus Spiele „schlüpfen die Spieler“ laut Hersteller „in die Rolle von Jarlen, den Anführern der Wikinger. Sie sammeln Prestigepunkte, indem sie mit Waren handeln, große Feste feiern, Plünderfahrten finanzieren, Handwerker anheuern und Soldaten einstellen, die die Stadt gegen wiederkehrende Angriffe schützen. Der Spieler mit den meisten Prestigepunkten gewinnt.

Wer das Spiel „Die Speicherstadt“ (2010) kennt, erkennt, dass „Jórvík“ eine neugestaltete Version des Spiels des Verlags Eggertspiele ist. Im Spiel erwerben die Spieler Karten aus einer Auslage durch einen sehr einfachen und dennoch brillanten Arbeiter-Einsetz- und Biet-Mechanismus, um ihr Handelsimperium aufzubauen. „Jórvík“ bietet beziehungsweise der Spielekarton beinhaltet zwei Versionen: Das einführende Karl-Spiel als Basisspiel, welches äquivalent zu „Die Speicherstadt“ ist, und ein herausforrderdes Jarl-Spiel für Fortgeschrittene, welches der Ergänzung von „Die Speicherstadt“ durch die Erweiterung „Kaispeicher“ entspricht.

Staat das alte „Die Speicherstadt“ lohnt sich das neue „Jórvík“, weil es nicht nur ein feines Karten- und Brettspiel mit einem bravourösen Bietermechanismus ist, sondern Kennern (ohne zu anspruchsvoll zu sein) eine neue und ansprechenden Überarbeitung bietet.

Die Illustrationen und Grafiken von Marc Margielsky gefallen mir und wirken wikingig. Die Spielregeln musste ich studieren, um sie zu kapieren und ausprobieren, doch dann ging es.

Die Spielerfiguren erinnern an die Meaple der „Carcassonne“-Spiele, aber nach ein, zwei Runden mit Angebots-, Nachfrage-, Kauf- und Verladephase vergißt man das, spätestens beim finalen Angriff der Pikten.

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Jórvík, Autor: Stefan Feld, Illustrationen und Grafiken: Marc Margielsky, Regeln und Layout: Philippe Schmit, Alter: ab 10 Jahre, Anzahl der Spieler: für zwei bis fünf Spieler, Spieldauer: nicht ganz eine bis gut und gerne eineinhalb Stunden, Format: 29.5 cm × 29.5 cm × 7 cm, Gewicht: 1,62 kg, Verlag: Pegasus Spiele, 1. Auflage Friedberg, Oktober 2016, Format: EAN: 4250231711244, Preis (im Pegasusshop): aktuell 34,95 Euro

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