Zwei Kenner erklären den Simplicissimus – Zum Buch „Simplicissimus 1896-1933, herausgegeben von Reinhard Klimt und Hans Zimmermann

Simplicissimus. 1896-1933, Die satirische Wochenzeitschrift. herausgegeben von Reinhard Klimmt und Hans Zimmermann. © Langenmüller

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Simplicissimus ist alles andere als einfältig und einfach zu erklären. Hohn und Spott oder auch Spottdichtung zu verstehen, das scheint schon schwer. Beides, also Verstehen und Erklären, ist alles andere als easy peasy. Vielleicht kümmern sich deswegen gleich zwei Männer darum, was keineswegs kinderleicht scheint, nämlich die Herausgabe eines Buches unter dem Titel „Simplicissimus“, das kürzlich im Verlag Langen Müller erschien.

Jedenfalls heißen die Herren Reinhard Klimmt und Hans Zimmermann. Klimmt? Zimmermann? Ja, der eine ist Soze oder war das, von 1998 bis 1999 sogar Miniterpräsident und von 1999 bis 2000 Minister unter Kriegskanzler Schröder, also dem Kanzler, der ohne Kriegserklärung gegen Jugoslawien einen Angriffskrieg führte, völkerrechtswidrig versteht sich, und den anderen Arbeiter, die im eigenen Land, weswegen die SPD alles andere als eine Arbeiterpartei ist und ohne „Glück Auf“ mit A. Nahles weiter in die Grube der Bedeutungslosigkeit fährt. Klimmt sei jetzt – irgendwie wie Schröder und andere Sozen – Berater. Was sonst?! Laut Verlag betreibe er zudem „ein Antiquariat“ und lebe „auch privat mit und zwischen seinen Büchern“. Andere leben mit diversen Damen oder Dackel und so gesehen hat Klimmt sein Altenteil doch ganz gut getroffen.

Dem anderen, Zimmermann, ist einmal seine Bibliothek abgebrannt. Seine selbstverständlich nicht. Der Großbrand in der zum Weltkulturerbe gehörenden Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar ist schon über ein Dutzend Jahre her. Zeit vergeht. Egal. Zimmermann verwaltet heute die Zeitschriften des Simplicissimus. Er sei laut Verlag „zuständig“ für dessen „Digitalisierung, Erschließung und Erforschung“. Wenn man mit mit Digitalisierung und Erschließung und so weiter Geld verdienen kann, warum nicht?!

Ein Ausgedienter und ein (Lohn-)Arbeiter geben also ein Buch mit 300 Seiten ungefähr im A4-Format heraus mit „150 Abbildungen“ (sic!). Im Grunde ist fast jede Seite bebildert und zwar großflächig. Nein, wir wollen nicht kleingeistig sein, sollen doch die Bilder für sich sprechen. Denen dürfte das kinderleicht fallen. Jedenfalls notiert der Verlag zur „großen Simplicissimus-Edition“, dass die Herausgeber „zwei ausgewiesenen Simplicissimus-Kennern“ seien und „politische und gesellschaftliche Zusammenhänge … kommentieren und erklären“ würden. In dieser Reihenfolge. Kann man machen. Warum nicht?!

Allein schon, dass das vorliegende Werk wirklich die wichtigsten Karikaturen aus dem Erscheinungszeitraum des Simplicissimus von 1896 bis 1930 versammelt, ist ein Lob wert.

Bibliographische Angaben

Reinhard Klimmt und Hans Zimmermann (Herausgeber), Simplicissimus 1896 – 1930, Die satirische Wochenzeitschrift – Neuedition der erfolgreichen Satire-Zeitschrift, 300 Seiten, 150 Abbildungen, Einband: gebunden, Verlag: Langen-Müller, 1. Auflage 2018, ISBN: 978-3-7844-3437-7, Unverbindliche Preisempfehlung: 48 EUR (D), 49,40 EUR (A), 59,90 sFr

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