Ab wann ist eine Weltreise eine Weltreise? Egal, was kommt kommt im August nach der WM

Fahnen vor Halle 19 der Messe Berlin am Hammerskjöldplatz in Berlin-Charlottenburg
Flaggen der Länder dieser Welt wehen im Wind. Bei der Grünen Woche Berlin am Hammarskjöldplatz. Am Ahornblatt zu erkennen: Kanada. © 2018, Foto/BU: Andreas Hagemoser

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). 22 Länder hat er bereist. Christian Vogel. 178 gibt es. Seit der Gründung Südsudans im Jahr 2011. Heute gilt er als gescheiterter Staat, da seit 5 Jahren Bürgerkrieg herrscht, das Bruttosozialprodukt ist das weltweit niedrigste. Hierher wollte Herr Vogel nicht, der von seiner BMW aus den Film „Egal was kommt“ drehte. Auf seiner ein Jahr dauernden Weltreise. In anderen Ländern heißt „Zwei Fliegen mit einer Klappe“ schlagen ins Deutsche rückübersetzt „Zwei Vögel mit einem Stein“. Beim Motorradfahren spritzen ständig kleine Steinchen hoch, von seiner Maschine runtergeholt werden wollte er wohl nicht. Der schwarze Kontinent ist auf Vogels Reisekarte ein weißer Fleck. Doch auch Südsudan hat einen Fußballverband. Dieser wurde 2011 gegründet und trat schon 2012 der FIFA bei. 2016 wurde Verbandspräsident Alei suspendiert, weil er 400.000 Dollar auf ein privates Konto überwiesen haben soll. Nun, was soll man bei einem „failed state“ schon erwarten?

Übrigens hatten sich 211 Verbände um die Endrunde der WM 2018 beworben, 32 wurden es. Wer aufgepasst hat, las am Anfang, dass es 178 Länder gäbe. Warum die Diskrepanz zu 211 Fußballverbänden, obwohl es sich doch um „Nationalmannschaften“ handeln soll? Da wäre zuerst einmal England. Jetzt sagen Sie nicht, „Sie meinen Großbritannien“. Genau das ist es ja. Auch wenn viele fälschlich den G7-Staat „Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Nordirland“ einfach nur „England“ nennen, gibt es da Unterschiede. Genauer gesagt: England ist keine Insel. „Ja, wegen der Globalisierung meinen Sie. Stimmt. Die können nicht einfach machen, was sie wollen.“-

Großbritannien ist eine Insel und beheimatet neben dem Land der Engländer auch Schottland und Wales. Nordirland ist auf der Nachbarinsel.
Alle vier Teile des Vereinigten Königreichs, das auf englisch gern unter dem Kürzel „UK“ kursiert (statt „GB“), treten in den Vorbereitungsspielen als eigene Verbände auf. In die Endrunde schafft es oft nur England, was die Verwirrung noch vergrößert.

Auch andere Königreiche wie Dänemark schicken mehrere Verbände in die Qualifikation, man denke nur an die Färöer-Inseln zwischen den britischen Inseln, Norwegen und Island. Die Färöer oder Schafsinseln genießen Autonomie. Man hört von den 18 Eilanden eigentlich nur bei den Qualifikationen zur EM oder WM, besonders, wenn die deutsche Mannschaft im direkten Vergleich antritt. Beide Monarchien ließ Vogel links liegen. Hatte er doch Europa schon ganz durchfahren.

Christian Vogel besuchte auf seiner Weltreise nur 3 von 6 Kontinenten, die Antarktis mit dem Motorrad zu bereisen, ist schon wegen des Umweltschutzes keine gute Idee. Ausgelassen ausgelassen hat er Südamerika, Afrika und Australien.
Wenn man seine Biographie anschaut, wird wenigstens verständlich, warum er Australasien so fröhlich und leichtfertig den Rücken kehrte: Er war schon dort gewesen.
Zum Beispiel in Malaysia, dem Land, von dem einfach ein Flugzeug mit den Passagieren darin verschwand. Im Meer, angeblich. Tja, wenn es Satelliten gäbe oder moderne Funkortung, hätte man vielleicht das große Flugzeug finden können. Aber so …

Mit dem Krad durch Kanada – 2026 wird da Fußball gespielt werden

Jedenfalls entschied sich Herr Vogel, der unter dem Motto „Vogels Perspektive“ unterwegs war, die USA und Kanada zu bereisen. Damit hat er sich von den drei großen Ländern Nordamerikas schon mal zwei angeschaut.

Gestern haben die FIFA-Abgeordneten entschieden, der gemeinsamen Bewerbung der USA, Kanadas und Mexikos für die Fußball-WM der Herren 2026 stattzugeben. Marokko hatte das Nachsehen. Da wird viel Kohlendoxid erzeugt werden, denn die Entfernungen in diesem Teilkontinent sind riesig.

Moon Suk hatte 2017 eine Weltreise geplant und wollte unter anderem in ihre Heimat Korea. Vogel war auch dort, sogar in der Mongolei. Seine Weltreise begann von der Bundesrepublik aus gesehen im Westen und führte nach Westen.

Was man so Weltreise nennt

Die Wasserflächen darf man auf einer Kradweltreise per Schiff oder Flugzeug zurücklegen. Man braucht nicht zu warten, bis der Atlantik und der Pazifik zufrieren. USA, Kanada, Alaska, dann Südkorea und noch ein Luftsprung nach Wladiwostok in den Fernen Osten Russlands. Die Russische Föderation ist nicht nur Gastgeber der diesjährigen Fußball-WM, sondern auch das größte Land der Welt. Es befindet sich auf der weltgrößten Landmasse, Eurasien.

Die längste Eisenbahnfahrt der Welt führt von Portugal nach Asien. Vogel plante andersherum, doch waren viele Pläne bald Altpapier. Mit dem Erreichen des europäischen Westkaps hätte seine Ausfahrt als Weltreise gegolten, da er ja von Europa aus Florida anflog. Doch mehr als zweimal war Ziel und Leben in Gefahr. Nepal fiel aus, Indien dauerte länger; und ausgerechnet im deutschsprachigen Österreich kam die größte Krise.

Die Frage war: Nach all den Anstrengungen, nach allen Entbehrungen, drei Tage Dauerregenfahrt durch die Mongolei – durchhalten oder Handtuch werfen? Die Freundin wartete nur einen Tagesritt entfernt, das Geld reichte nicht.
So ein Projekt entwickelt eben auch eine Eigendynamik und damit einen unmenschlichen Aspekt. Es zählt nur, wenn man einmal rum ist. (Ob die Route über Hawaii, Neuseeland, die Seychellen, Mauritius, Réunion und Südafrika gegolten hätte?)

Egal, was kommt: das hat sich Vogel auch gesagt. So heißt auch sein Dokumentarfilm: Egal, was kommt. Denn er war ein Jahr unterwegs und wenn einer eine Reise macht… kann er zwei Stunden erzählen, in Filmform.

So ganz egal, was kommt, ist ihm das denn doch nicht. Mit der Herren-Fußball-WM 2018 will er nicht konkurrieren. Deswegen startet sein Film, der ihn auch zweimal durch Russland führt nach der WM. Anfang August 2018. An einem Donnerstag.

Mehr zu Moon Suk auf ihrer Website www.moonsuk.de und im Kulturexpresso:

Heute oder nie? Moon Suk wird ihren Salon weltreisebedingt schließen – Zu Gast: die Pianistin Sara de Ascaniis

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