Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Klett-Cotta weist uns den Weg in die Tiefen des Jünger-Universums und packt 720 Seiten geballten Briefwechsel zwischen Ernst und seiner ersten Gattin Gretha auf die Ladentheke. Aus knapp 2.000 Briefen wählten die Herausgeber 365 heraus, um uns einen feinen Überblick über das Ehe-Geschehen aufzuzeigen. Jünger nennt sie „Mein kleines Prinzeßchen“, für Getha ist Ernst meist „Mein lieber Schatz“.
Es findet sich viel häusliches und familienorganisatorisches. Um Literatur, Kunst oder Politik geht es selten. Besonders spannend lesen sich die Briefe, wenn Zerwürfnis und Trennung drohen. Jünger hielt es ab den 40ern mit der ehelichen Treue nicht so genau, noch Anfang der 50er ist die Scheidung eine Option. Wacker hielten beide durch, beschwerten sich in den 50ern über das Fehlen einer nationalen Partei, beschworen die Größe ihrer ideale, die im Wandel der Zeit moderater wurden. Manch Metaphern-Gewitter der Kriegsschilderungen erscheint uns heute befremdlich, vermutlich ist das aber normal, wer weiß, was meine Enkel von dieser Rezension halten.
Was bleibt? Wer Ernst Jünger liest, sollte diesen Briefwechsel kennen, auch wenn er nicht viel Neues zu Tage bringt.
Bibliographische Angaben
Gretha Jünger, Ernst Jünger, Einer der Spiegel des Anderen, Briefwechsel 1922-1960, 720 Seiten, Herausgeber: Detlev Schöttker und Anja Keith, gebunden mit Schutzumschlag, mit Abbildungen, gesammelt in der Mitte des Buches, Verlag: Klett-Cotta, Stuttgart, 1. Auflage, 2021, 720 Seiten, ISBN: 978-3-608-93953-8, Preise: 42 EUR (Deutschland), 43,20 EUR (Österreich)