Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Das Grüne-Woche-Partnerland Bulgarien ist in aller Munde. Nicht nur wegen der veganen Schokolade. Die EU-Größen trafen sich dort, nicht in der Hauptstadt Sofia, sondern am schönen Schwarzen Meer in Warna. Hier aus der Nähe, wo man bei schönem Wetter die Türkei schon fast sehen kann, wollte man Staatschef Erdogan mal milde auf die Finger klopfen, wo er doch reihenweise Journalisten verhaftet hatte und einfach völkerrechtswidrig mit Panzern nach Syrien eingedrungen war – und geblieben. Bulgarien hat auch die EU-Ratspräsidentschaft inne und erlebt einen wirtschaftlichen Aufschwung. Dabei gibt es immer wieder eine deutsch-bulgarische Zusammenarbeit. Wo wir gerade im wunderbaren Warna waren: Der Flughafen, der der drittgrößte des Landes ist, wurde 2012 modernisiert. Von der Frankfurter Fraport AG, einem MDAX-Unternehmen. Da Warna, mit etwa 350.000 Einwohnern Bulgariens drittgrößte Stadt, hauptsächlich vom Tourismus lebt, gibt es meist Charterflüge. Die wenige Ziele im Linienverkehr – drei an der Zahl – liegen im Lande selbst (Sofia), in Österreich (Wien) und in der Bundesrepublik Deutschland (Memmingen).
Das Grüne-Woche-Partnerland Bulgarien präsentierte sich mit Leckereien und Musik
Die Internationale Grüne Woche (IGW) und Bulgarien – das passte 2018 wunderbar zusammen. Mit bulgarischer Folklore, Musik und Volkstänzen wurde man in Halle 10 auf das Land eingestimmt. Das ist auch nötig, denn auf der IGW wechselt manchmal alle paar Schritte die Nationalität. Die bekannten bulgarischen Spezialitäten und Spirituosen gab es zu sehen. Zum Speisen gab es ein großes Restaurant in der Hallenmitte, gleich an der Bühne. Wie auf einem Dorfplatz war man mitten im Geschehen und konnte nicht nur probieren, sondern auch sitzen und bestellen. Eine wunderbare Atmosphäre. Auch Milchprodukte von Kuh, Schaf und Ziege gibt es Lande zwischen Griechenland, Rumänien, Serbien und Ungarn in großer Zahl und guter Qualität. Noch ahnte ich nicht, dass auch moderne Trendprodukte, die auf die gute Milch verzichten, hier ihren Ursprung haben.
Einmal probieren bitte: Nur echt aus dem Grüne-Woche-Partnerland Bulgarien
Am Nachbarstand von Biobenjamin, einem Schokoladenhersteller, probierte ich verschiedene Honige, sie waren lecker – und süß. Ich hatte aber gerade keinen Bedarf und noch drei Gläser deutschen Imkerhonig zuhause in den typischen Gläsern. Da kann ich mich auch auf die Rückstandskontrolle verlassen, aber vielleicht hole ich mir nächstes Mal bulgarischen.
So süß eingestimmt hatte die Schokolade nebenan, die unter den Marken Happy Benjamino und Benjamissimo daherkam, eigentlich keine Chance. Doch die Tafeln enthielten nur Überraschungen!
In kleinen Schälchen winzige Bruchstückchen zum Kosten. Verständlich, dass einem hier keine ganzen Riegel angeboten wurden, enthält eine Tafel Benjamissimo ja nur 10 Stück Schokolade. Jedes einzelne ist also gut stolze 3 cm im Quadrat groß.
Zuerst probierte ich die Sorte Amaranth Pop. Die lila Packung mit dem Regenschirm, auf den gepufftes Amaranthgetreide prasselt, ist lustig gestaltet und verrät: „I‘m crispy“, „Ich bin knusprig“. Außerdem steht DARKY darauf und „Superchoc for Happiness“. Sie ist mir ein bisschen zu dunkel, enthält 70% Kakao und ist mir nicht süß genug, doch das kann auch an dem Honig liegen, den ich Leckermaul gerade probiert hatte. Doch auch das Puffgetreide reißt mich nicht vom Hocker. Deswegen probiere ich danach Quinoa Pop aus der gleichen Serie Happy Benjamino, da hat der Schokoladenanteil nur 50% Kakaoanteile. Doch das Inkagetreide Quinoa, dass die NASA wiederentdeckte, weil sie nach etwas suchte, was die Astronauten essen könnten und alles in bester Zusammenstellung enthält, reißt mich immer noch nicht vom Hocker, Knusper hin oder her. Immerhin ist der Inhalt der mittelblauen Packung nicht so herb und ein gelbes Bild mit Sonne, Liegestuhl und halber Kokosnuss mit Strohhalm verheißt Entspannung. Die Aufschrift: „I‘m fun – COCO MYLK“.
Ich bin verwirrt. Mylk? Ich denke, das sei alles vegan?
Man lernt nie aus: Schokolade kann auch ohne Milch sein
Ja, richtig, wird mir erklärt, Quinoa-Pop sei mit Kokosmilch, aber alle Sorten vegan. Der Chef wird herbeigerufen, der besser deutsch könne. Das stimmt tatsächlich.
Die meiste Schokolade auf dem Markt sei Milchschokolade, aber bloß, weil man meistens verkürzend von Schokolade spräche, müsse sie noch lange nicht mit Milch sein.
Die vier Eigenschaften der Schokolade aus dem Grüne-Woche-Partnerland Bulgarien
Vegan – die schärfere Version von vegetarisch. Milchschokolade ist vegetarisch, Happy Benjamino und die Schwestermarke sind sogar vegan, da ohne Milch und Honig. Da kommt schon mal was aus dem Land, wo Milch und Honig fließen, und dann ist beides nicht drin. Da staunste.
Bio – Martin Benjamin, der Chef oder General Manager, versichert schriftlich, dass hochwertigste Zutaten verwendet werden, welche zu „100% bio-zertifiziert sind“. Da das Unternehmen auf zwei Beinen steht, der Bio Benjamin Ltd. In Sofia und der gleichnamigen GmbH in der deutschen Hauptstadt, kann man sich darauf verlassen.
Roh – Roher Zucker schmeckt super. Was machen die eigentlich immer mit dem Zucker sonst, dass der so schädlich wird? Raffiniert kling gut, doch dunkel erinnere ich mich an die Mahnungen von Dr. med. M.O. Bruker aus Lemgo, der seitenlang erklärt, was dem Rübenzucker angetan wird. Hier aber steckt Rohrzucker drin. In der Frühzeit der Bioläden, als es noch keine Ketten gab, sondern nur inhabergeführte Läden oder Genossenschaften und ein paar Foodcoops, kursierte der Witz vom Rohrohrzucker. Anders ausgesprochen wird nämlich aus dem Roh-Rohr-Zucker Rohr-Ohr-Zucker.
Rohr enthält der wohl auch.
Superfood – hätte man aus Bulgarien am wenigstens erwartet. Das passt besser nach Ibiza oder Gomera, nach Zypern oder Lateinamerika. Selbst aus Mexiko kann man es sich besser vorstellen als aus Südosteuropa. Doch bei genauerem Hinsehen findet man in SÜDOSTEUROPA nicht nur Dose, Düse und Tür, sondern auch Oster und Super, sogar mit einem großen S. (Duroplast gibt es aber beim besten Willen nicht (mehr), da kann man scrabbeln soviel man will; dafür Pasteur)
Soziale Aspekte: Fair Trade mit Nicaragua
Fair – Als wär‘ das nicht schon gut genug, gibt es noch ein gutes Gewissen gratis obendrauf: Nur 5 Prozent (!) der weltweiten Kakaoproduktion werden fair gehandelt. Die Biobenjamin-Produkte gehören dazu. Die Firma unterstützt nachhaltigen Kakaoanbau und verspricht, dass durch den Schokokauf Kakaobauern in Nicaragua geholfen wird, ein besseres Leben zu führen. Hier werden sie geholfen! Sagte schon Verona Feldbusch aus La Paz. Aus Bolivien kommen vielleicht auch Zutaten und was nicht ist, kann ja noch werden. Aber fair bleiben!
Was ist Superfood?
Die Marke Benjamissimo gibt es in sieben Sorten, alle „Bean-to-bar“, von der (Kakao-)Bohne zum (Schoko-)Riegel bzw. der Tafel.
Wobei KAKAO selbst schon ein „absolutes“ Superfood sei, aus 300 Nährstoffen bestehend, mit Flavanoiden und Magnesium.
CHIA bedeutet in der MAYA-Sprache „Kraft“. Die Samen enthalten Omega-3-Fettsäuren (wie in Algen), Eiweiße, Vitamine und Mineralien.
MAKA ist eine südamerikanische Pflanze aus der Hochgebirgsregion Perus und wird auch peruanischer Ginseng genannt.
MAULBEEREN enthalten Vitamine, Kalium, Eisen und Magnesium. Der Maulbeerbaum lebte und trägt jahrhundertelang.
MATCHA-TEE ist Grüntee, der aus der japanischen Teezeremonie bekannt ist. Grün ist er wegen des hohen Chlorophylgehalts
PFEFFERMINZÖL und seine Frische kennen wir, und zu guter letzt sind wir mit
ROSENÖL endlich wieder in Bulgarien angekommen, hergestellt im Rosental. Es verzaubert, vitalisiert und entspannt den Geist.
Von den dargebotenen Sorten schmeckte mir am besten „Lemon Spirulina“, angenehm mehlig und nur 45 Prozent Kakao. Obwohl mit 70 Prozent, mochte ich auch „Chia Grapefruit“ sehr.
Doch an die 100 Prozent Geschmack aus der 70prozentigen „Bulgarian Rose Oil Chocolate“ kam alles andere nicht heran.
Als ich am letzten oder vorletzten Tag der Grünen Woche diese nochmal probieren wollte, war sie unter den bereits ausverkauften Sorten.
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Wer die bulgarische Schokolade selber kosten möchte, für den ist es gar nicht so einfach, da heranzukommen. Meine Frage, ob es denn einen Onlineshop gäbe oder wann, wurde erst verneint und dann mit „im Laufe des Jahres“ beantwortet. Zwar war Martin Benjamin sogar während der IGW auf der Internationalen Süßwarenmesse ISM, doch bisher gab es die Tafeln nur in einigen Bioläden sowie Berliner Spätis und Tankstellen. Berlin ist eben eine Reise wert.
www.happybenjamino.com
Weiteres über das Partnerland wie die Geheimnisse bulgarischer Urwälder:
Abendliche Impressionen aus Halle 10 und den Nachbarhallen: