Der Wassermann – Ein Stück über einen Typen in der Badewanne.

Ankündigung für Aufführungen von
Ankündigung für Aufführungen von "Der Wassermann - ein Erziehungsdrama. Ein Stück über einen Typen in der Badewanne" von Philip Hauser in der Ausstellungseröffnung der Photo- und Kunstausstellung von Sebastian Klug im Hotel Stue im Berliner Diplomatenviertel in der ehemaligen dänischen Botschaft. © copright Photo/ BU: 2024 Andreas Hagemoser

Berlin, Deutschland (Kulturexpresso). Krankheitsbedingt haben wir alle Märzaufführungen von „Der Wassermann – Ein Stück über einen Typen in der Badewanne/ Ein Erziehungsdrama“ von Philip Hauser mit Roland Eisner, Malte Haas u.a. im Theater Verlängertes Wohnzimmer, Frankfurter Allee 91, verpasst. Und das kam so: Vom 5.-7. März ’24 besuchten wir die ITB und lernten dort wunderbare Reiseziele kennen, Montenegro, Oman und vor allem Sambia, den Lichtstrahl des Friedens. Wir nahmen von dort Reiseprospekte und Visitenkarten mit und ein kleines Virus. Angeblich. Tatsächlich hatte sich einer von uns die Windjacke zerrissen und aus Scham nach dem Philharmoniekonzert des Königlichen philharmonischen Orchesters des Omans nicht angezogen, obwohl draußen und abends in Berlin-Tiergarten der kalte Wind pfiff.

Doch Photos und Interview mit dem Komponisten-Dirigenten des Königlichen Orchesters, das erstmalig in der Philharmonie auftrat, gingen vor.

Es folgten Tage der Ruhe, der Bettruhe wenigstens, in denen alle nervten, auf Abgabefristen, Projekte und Termine hinwiesen. In Zeiten der unsozialen Medien zählt selbst eine Krankschreibung nicht mehr. Die Zeiten, in denen man in Ruhe gesund werden konnte, sind vorbei. Mitten in der Genesung, an einem Tag, wo man nicht unterscheiden kann, ob man schon ganz gesund ist oder nicht lieber noch einen Tag zuhause bleiben sollte, drängte ein unaufschiebbarer Termin. Eine wichtige Vernissage im Hotel Stue. Zentral gelegen in Tiergarten direkt am Zoologischen Garten. Wäre das Hotel in Ost-Berlin gewesen und der Zoo im Westen, der Zoo-Zaun mithin die Berliner Mauer gewesen, hätte bestimmt jemand eine Seilrutsche gebaut, um aus einem oberen Hotelzimmer nach Westen zu rutschen. Er wäre mitten unter den (afrikanischen? asiatischen?) Ziegenböcken gelandet – in der Freiheit.

Ankündigung für Aufführungen von "Der Wassermann - ein Erziehungsdrama" von Philip Hauser mit Roland Eisner und Malte Haas bei der Ausstellungseröffnung der Photo- und Kunstausstellung von Sebastian Klug im Hotel Stue im Berliner Diplomatenviertel in der ehemaligen dänischen Botschaft.
Ankündigung für Aufführungen von „Der Wassermann – ein Erziehungsdrama“ von Philip Hauser in der Ausstellungseröffnung der Photo- und Kunstausstellung von Sebastian Klug im Hotel Stue im Berliner Diplomatenviertel in der ehemaligen dänischen Botschaft. copright Photo/ BU: 2024 Andreas Hagemoser

Die Ausstellung von Sebastian Klug im Hotel Stue Drakestraße 1

wurde am 17. März gegen drei eröffnet. Da musste man einfach hin. Alles stehen und liegen lassend strebten drei gen Tiergarten. Zwei aus dem Osten, einer aus dem Westen. Der kürzeste Weg vom Bahnhof Berlin-Zoo zur Tiergartener Drakestraße (in Lichterfelde gibt es auch eine, die bekanntere) führt direkt durch den Zoologischen Garten. Vom Löwentor (da, wo die Elefanten leben) über die Antilopen (heute ist jeder gegen etwas) und über die Landwehrkanalbrücke zum Erweiterungsgelände aus Zeiten der 750-Jahr-Feier. Presse ist privilegiert und muss nicht außen herumgehen. Außerdem gibt es dort, wo sonst nur Notausgänge sind, falls die asiatischen Springböcke den Aufstand wagen sollten, die Tiere die Demokratie gefährden oder der Böse Putin eine Drohne schicken, eine Agentenklingel. Hotelgäste und -mitarbeiter können sich den Umweg sparen und direkt durch den Garten an die Bar, wo Robert rumhängt. Gleich zweimal.

Was lernen wir daraus? Klingelt’s? Besser in guter Gesellschaft unter 5 Sternen sein als in einer Zweiklassengesellschaft in der Holzklasse festsitzen.

Geschafft! In den heiligen Hallen des Hotels Stue kann nun nichts mehr schiefgehen. Pünktlich und eigentlich eine Stunde zu früh begann die Dreierredaktionskonferenz zwischen Bar und Küche in den sonnenlichtdurchfluteten Ausstellungsräumen im Erdgeschoss mit Oberlichtern. Ein Highlight. Nachts kann man sogar mehr als 5 Sterne sehen. Ob es nun klug war, die Ausstellungseröffnung mit Sebastian Klug zu besuchen? Nun, gesundheitlich vielleicht nicht für alle. Aber davon abgesehen war der Hotelbesuch ein Segen. Wo fängt man an? Ein Highlight war Robert. Der hochgewachsene Stadtindianer vom Stamme der Su (französisch-englisch schreibt man das Sioux, aber bitte richtig aussprechen, überall sagt man „Su“) ist eine Leuchte und überragte alle durch sein Sosein. Sebastian Klug, den Künstler, wollen wir erwähnen. Model Robert war sein Motiv. Im Laufe des Abends lernten wir noch Roberta und andere geschätzte Gäste und Künstler kennen sowie die Küche des Hauses. Hervorragend.

Wann und was ist der Wassermann?

Ein Sternbild, ein Tierkreiszeichen und wörtlich ein Typ in der Badewanne. Das Sternbild der Ekliptik – hat wenig zu tun mit den Sternen eines 5-Sterne-Hotels – das auf deutsch Wassermann, lateinisch Aquarius und altägyptisch Riese heißt, ist riesig, aber wenig auffällig. Im herbstlichen Sternenhimmel ist es südlich des Pegasus, des fliegenden Pferdes. Eine Onlineenzyklopädie vermerkt zum Sternbild kurz: „Die Sonne hält sich vom 16. Februar bis zum 21. März eines jeden Jahres im Wassermann auf.“ (Allerdings passen die Zeit des Sternbildes Wassermann und die Zeit des Tierkreiszeichens Wassermann heutzutage nicht mehr zusammen, da sich der sogenannte Frühlingspunkt verschoben hat. Nur noch ein Wassermann-Stück vom astrologischen Wassermann ragt ein Stück in das Sternbild hinein.) 2024 war am 20. März Frühlingsanfang, nicht wie gewöhnlich am 21. Das bedeutet bekanntlich, dass Tag und Nacht gleichlang sind. Also 12 Stunden jeweils. Die ITB war also noch im Winter. Kalt halt.

Die Vorstellungen von „Der Wassermann – Ein Stück über einen Typen in der Badewanne“ begannen am 15. und 16.3.’24. Also auch noch im Winter. Wir wollten aber auch nach Frühlingsanfang am 22. und 23. März, als polare Kaltluft aus dem Raum zwischen Norwegen und Island von Nordwesten nach Deutschland eindrang, an keiner Aufführung im Theater Verlängertes Wohnzimmer teilnehmen. Wir mussten in der guten Stube bleiben, im Wohnzimmer-cum-Büro. Die körperliche Konstitution und das regnerisch-kalte Wetter legten es nahe. Das mag auch anderen so gegangen sein.

Auf den Hund gekommen

Zumindest das mit dem Wetter, wo niemand so richtig aus dem Haus wollte. Das, Digitalisierung sei Fluch, einen gefangen hält, wenn man nicht gerade mit dem Hund Gassi gehen muss. Dafür gibt es noch keine digitale Alternative. Wenn man einen echten Hund hat. Wovon einen der Die-Leber-wächst-mit-ihren-Aufgaben-Autor und andere Klimakritiker neuerdings abhalten wollen, wie es in „Wissen vor 8“ – oder war es „Klima vor acht“? – kürzlich hieß. Der Fußabdruck des Menschen sei größer als der des Hundes – darauf wären wir nie gekommen – doch die „Fußabdruck“ des Hundes sei auch nicht ohne. Legt der erhobene Zeigefinger (Pfote) hier ein Tamagochi nahe? Das verbraucht auch Strom! Und ohne Hunde würden die Steuereinnahmen Deutschlands endgültig einbrechen, nachdem „Corona“, „Energiekrise“ und Abwanderung die Wirtschaft bereits an den Rand des Zusammenbrechpunktes gebracht haben. Des Kipppunktes. In der Wirtschaft gibt es nämlich sowas auch. Und wenn die zusammenbricht, kann dem Klima niemand mehr helfen.

Es herrschte also am Freitag und Samstag, den 22. und 23.3.’24 in Ost-Berlin ein Wetter, wo man keinen Hund vor die Tür jagen wollte.

Die gute Nachricht ist: Sie haben nichts verpasst! Vorausgesetzt, dass im April weder neue „Coronagesetze“ gelten würden, die einen Theaterbesuch verunmöglichen noch eine rücksichtslose russische Drohne das Ensemble dahinrafft noch ein IS-Anschlag in Krasnogorsk bei Moskau an ebenjenem 22. März 2024 so viel Angst verbreitet, dass auch hier niemand mehr in eine „Menschenansammlung“ will, bietet sich Freitag, der 12. oder Samstag, der 13. April 2024 um jeweils 20 Uhr an, um das Stück

„Der Wassermann – Ein Stück über einen Typen in der Badewanne“ am 12.und 13.4.in Berlin

im Theater Verlängertes Wohnzimmer in der Frankfurter Allee 91 östlich des Alexanderplatzes zu besuchen.

Der Besuch des Stückes „Der Wassermann – Ein Stück über einen Typen in der Badewanne“ am 22.3. war auch ein Stück des Glückes.

So blieben die Zuschauer im Gegensatz zu den Besuchern des Piknik-Konzertes am selben Abend unbehelligt und am Leben. Der Konzertbesuch nordwestlich von Moskau war kein Picknick. Er erinnert uns an das Konzert im Süden Israels, das Anfang Oktober auf brutale Weise mit Vergewaltigungen und Massenmord beendet wurde.

Die Band hat überlebt und wurde evakuiert? War sie auch Ziel des Angriffs? Was hat die Gruppe getan, außer Musik zu machen? „Piknik“ – russisch für ‚Picknick‘ – trat mal auf der Krim auf. Vermutlich nach 2014. Das passte Kiew nicht und verbot Piknik daraufhin Konzerte in der Ukraine. Obwohl aus Kiewer Sicht die Krim ja zu Ukraine gehört. Ganz schön verwirrend. Dabei ist die Krim jahrhundertelang russisch gewesen, bis 1956 – aus Anlass des 300jährigen Jubiläums des russisch-ukrainischen Freundschaft!! – der Generalsekretär der KPdSU in einem Verwaltungsakt mal eben die Halbinsel von der einen Sowjetrepublik in die andere verschob. Ein Akt ohne Bedeutung. So unbedeutend wie die frage, ob das KaDeWe in Charlottenburg oder Schöneberg liegt. Es sei denn – man macht ein Faß auf und der Gang der Geschichte wird zu einem Drama.

Alles ist ein Drama – Nichts neues!

In Indien sagen viele, zum Beispiel in Rajasthan, alles, was passiert, sei ein Drama und wir seien nur Schauspieler. Kein Grund zur Aufregung also, wenn mal was passiert. Nichts neues. Denn es ist ja im Stück so vorgesehen. Und ohne Dramatik kein gutes Stück. Wer will denn dann noch hingehen? Zum Leben nicht hinzugehen, kommt nicht infrage.

Ankündigung für Aufführungen von "Der Wassermann - Ein Stück über einen Typen in der Badewanne. Ein Erziehungsdrama" von Philip Hauser bei der Ausstellungseröffnung der Photo- und Kunstausstellung von Sebastian Klug im Hotel Stue im Berliner Diplomatenviertel in der ehemaligen dänischen Botschaft.
Ankündigung für Aufführungen von „Der Wassermann – ein Erziehungsdrama“ von Philip Hauser in der Ausstellungseröffnung der Photo- und Kunstausstellung von Sebastian Klug im Hotel Stue im Berliner Diplomatenviertel in der ehemaligen dänischen Botschaft. copright Photo/ BU: 2024 Andreas Hagemoser

„Der Wassermann – Ein Stück über einen Typen in der Badewanne“ – worum es geht

„Es geht um Erziehung und das, was sie mit uns macht. Darum, dass wir sie nicht loswerden, egal, was wir tun und wohin wir gehen.“ (Na, dann kann man ja gleich in der Badewanne bleiben, oder?) Es geht darum, „Dass unsere Eltern in uns fortleben, ob wir das wollen oder nicht, so, wie deren Eltern in ihnen überlebt haben. Es geht um erlernte toxische Männlichkeit.“ (Ohne männliche Männer keine Kriege, daraus könnte u.U. ein Schuh werden. Tugenden hierher! Alles Böse zur Vernichtung an die Front!) „Es geht um dysfunktionale Beziehungen. Es geht um Status.“ „… um die Angst vor dem Scheitern und dem Nichtmehrversuchen. Es geht ums Verstecken.“ (Ein Spiel?) „Es geht um den Wunsch, sich zu zeigen. Es geht ums Spielen.“ (Nebenbei: Dafür gibt’s in diesem Magazin sogar eine eigene Rubrik.)

„Aber eigentlich ist es nur ein Stück über einen Typen in der Badewanne …“

(Wir empfehlen das Stück ja schon allein deshalb, weil die Flexion stimmt im vorigen Satz. Das ist selten geworden vor lauter Angriffen auf die Sprache.)

Wann? noch am 12. und 13.4.2024 jeweils um 20 Uhr, also 8 am Abend. Man muss die Tagesschau ja nicht verpassen, die gibt’s jederzeit online und berichtet im übrigen – siehe oben – nie etwas neues. Nicht neues.

Wo? Im Theater, im „Theater Verlängertes Wohnzimmer“ in Berlin.

Eintritt frei? Nein. Karten, Eintrittskarten und vielleicht auch Tickets gibt es für nur 16 Euro (ermäßigt sogar nur 9,-) an der Abendkasse oder im Netz, wenn Sie ins Netz gehen möchten: theater-verlaengertes-wohnzimmer.de .

Beteiligte

Text und Inszenierung: Philip Hauser. (Wohl nicht verwandt mit Kaspar Hauser.)

Musik: Klemens Eisner. (Vermutlich verwandt mit Hauptdarsteller Roland Eisner.) (Wir bitten an dieser Stelle die unvollständige Recherche zu entschuldigen. Sie ist o.g. Umständen geschuldet.)

Dramaturgische Assistentin ist Tjede Hümmling. Die Bühne besorgt Marcus Übermuth und wird dabei von der Lenz & Lorenz GmbH unterstützt. Es ist ja Frühling. Licht und Ton macht Julius Schinschke.

Ensemble: Roland Eisner, Malte Haas, Alicia Kiljan, Steffi Schmidt, Kathrin Reindl und Christoph Rüßler. –

Die Badewanne im Garten ersetzt die Regentonne. Schon Didi Hallervorden sang „Du die Wanne ist voll!“ und gehört auch in die Rubrik TYPEN IN DER BADEWANNE. Philip Hauser und Roland Eisner heben die Badewanne auf eine andere Ebene. (Dieser Anglizismus steht absichtlich da.)

Roland Eisner – der Name ist der Redaktion bekannt – sprach mit einem Mitglied. So eine Redaktionskonferenz ist etwas Praktisches. Mit Zweidrittelmehrheit wurden in Abwesenheit des CEO beschlossen, Roland Eisner einen Platz in der Badewanne zu gewähren. Nein, Entschuldigung, einen Platz im Herzen der Zuschauer, die ins Wohnzimmer gehen können, um Roland Eisner zu sehen.

Nicht in ihr Wohnzimmer. Ins Verlängerte.

Obwohl es in dem Wassermann-Stück ja um „Angst vor dem Nichtmehrversuchen“ geht, geben wir jetzt hier auf.

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